Mystery and Crime Kabel, Walther: Harald Harst (264) - Das Lied des Sterbens. V1.0 [German] 18.04.2025

[Zentaurus]

Das Lied des Sterbens

Es war gegen Mittag, als wir auf dem stillen, trügerischen Wasser der Bucht von Cambay unsere Lady stoppten und vor der grausamen Sonnenglut hinter einem bewaldeten Inselchen Schutz suchten. Das Eiland lag mitten zwischen Korallenklippen etwa eine Seemeile vom Ostufer entfernt und war vielleicht bis dahin von keines Menschen Fuß betreten worden. Die indischen Fischer mieden das Ufer genau so wie die Küstendampfer, und weit und breit waren weder Dorf noch Siedlung an dem kahlen Festlandgestade zu bemerken.

Wir vertäuten den Benzinstänker in einer Bucht, und das erste, das wir wahrnahmen, überraschte uns derart, daß Lücke sein Monokel putzte, wieder einklemmte und meinte: »Bei Gott, ein schwarzseidener Badeanzug für Damen!«

Zwei Frauen, ein Mann

… Ich habe nicht die Fertigkeit des Kollegen, von dem man unmöglich nicht gefesselt sein kann, unsere kleinen Ausflüge auf absonderliches Gebiet zart und duftig mit dem Rosenschimmer der Liebe zu umkränzen. Ich müßte im übrigen auch, wollte ich es tun, diesen Rosenschimmer hinzudichten, und ich habe nun einmal absolut keine Phantasie. Ich kann nur Tagebuch führen, — damit ist’s Schluß. Zuweilen kann ich auch bissig werden, wenn man mich anrempelt, aber zumeist schone ich meine Zähne für anständigere Happen.

Ich erwachte als letzter. Der Chinesenlümmel, der mir eins über die Glatze versetzt hatte, hätte auf meine Haarlosigkeit Rücksicht nehmen sollen.

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