Other Fiction Anonym: Die Versuche und Hindernisse Karls. (german) V1. 15 Apr 2012

[Frodok]

Die Versuche und Hindernisse Karls. Eine deutsche Geschichte aus neuerer Zeit. Das Werk, 1808 zunächst anonym erschienen, ist ein parodistischer Doppelroman (beeinflußt von Jean Pauls „Flegeljahren“) – mit einer romantischen Komponente, der durchaus turbulenten Liebes- und Degengeschichte des tragischen Antihelden Karls – sowie des satirisch-parodistischen Teils auf die damalige Literaturszene.

Die Identität der vier „Kollektiv-Autoren“ - August Ferdinand Bernhardi - Friedrich de la Motte Fouqué - Wilhelm Neumann - Karl August Varnhagen von Ense – war natürlich beim Erscheinen des Werkes allgemein bekannt, da es bereits während der Entstehung im (Berliner Literatur-)Salon kapitelweise vorgelesen und gleichzeitig auch weitergeschrieben wurde.

Entstehung: 1806 Napoleon hatte die Preussen bei Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen - das Land war besetzt und lag darnieder. Die Universität Halle, an der Neumann und Varnhagen studierten, war wegen Antifranzösischer Umtriebe geschlossen, und so blieb 1807 viel Zeit, die damaligen Strömungen in der Literatur (Romantik; Klassik) zu parodieren - aber auch nach der militärischen Katastrophe die „Nationalen Wunden“ mit entsprechendem Pathos zu lecken.

Inhalt: Karl, der tragisch-empfindsame Held liebt zunächst die verheiratete Sophie, wird vom Ehemann ertappt und ersticht diesen im Kampf. Auf der turbulenten Flucht hat er ein weiteres (Stellverteter-)Duell und sorgt allgemein für viel Verwirrung (im Dunkeln inkognito in der Damenkutsche). –Aber auch Leid (an Henriettes Schwangerschaft ist er aber unschuldig!), als er sich erneut rücksichtslos verliebt (Ludwig springt vor Verzweiflung in den Brunnen, als Amandas Verführung ruchbar wird). Dem dritten Duell entgeht er nur durch den Angriff der Franzosen und dem Eingreifen des Markeses und Wilhelm Meisters, der deswegen schwer geohrfeigt wird.
Ansonsten kommen die Personen des parodistischen Teils auch ohne Karl bestens zurecht: Jean Paul, Focks (Johann Heinrich Voß), Striezelmeyer (Johannes von Müller) und die wunderliche Tante Louise. Ja Wilhelm Meister äußert sich sogar kritisch über Goethe und fühlt sich eher zu Schiller hingezogen.

„An Ihnen“, versetzte die Gräfin, „ist es auch nicht schwer, und ich bin überzeugt, daß ein jeder, der nur eine Seite von Ihnen gelesen hat, Sie an den ersten vier Worten erkennen muß, die Sie mit ihm reden.“
„Das habe ich“, erwiederte Jean Paul, „schon von so vielen gehört, daß ich es endlich auch geglaubt und zu einer gar köstlichen Erfindung benutzt habe. Es ruht nämlich das entsetzliche Unglück auf mir, daß ich oft, nämlich immer wenn ich schreibe, mir selbst entlaufe, und meine besten Sachen z. B. Vernunft, Witz, Humor u. dgl., wie ein Dieb, der aber doch wenigstens nur fremdes Eigenthum entwendet, mit wegnehme, weil mich dies nun gar zu häufig in Verlegenheit setzt — oder ist das etwa keine, nicht zu wissen, wo man geblieben ist? — so habe ich einen Steckbrief in Streckversen gegen meine eigne Person abgefaßt, den ich Ihnen doch gleich mittheilen, und nächstens in alle öffentliche Blätter einrücken lassen will.“

Steckbrief.

Die Augen der Nacht schauen herunter auf die dunkle kalte Erde und winken den Sterblichen, aber der Mensch läßt die Augen in thierischen Schlaf sinken und achtet nicht auf die Lehren der Himmlischen;
Oder er blickt hinauf in thörichten Thränen und klagt statt zu lernen:
Weh mir! ich muß auch klagen zu Euch, ihr Sterne, denn ich habe mich selbst verloren!
Obrigkeiten! Wer kennt sich selbst genug, daß er sich beschreiben könnte? Aber die Sprache ist des Menschen ewiges Kennzeichen — seht, so spreche ich — wenn ihr mich reden hört, haltet mich fest und bringt mich zu mir selbst.

Jean Paul.

Näheres zum Werk, siehe: Die Versuche und Hindernisse Karls

This work is assumed to be in the Life+70 public domain OR the copyright holder has given specific permission for distribution. Copyright laws differ throughout the world, and it may still be under copyright in some countries. Before downloading, please check your country's copyright laws. If the book is under copyright in your country, do not download or redistribute this work.

To report a copyright violation you can contact us here.