Other Fiction Skowronnek, Fritz: Der Mann von Eisen (german) v.2, 27.12.2015

[Leonatus]

Fritz Skowronnek (* 20. August 1858 im Forsthaus Schuiken bei Goldap, Ostpreußen; † 7. Juli 1939 in Oranienburg bei Berlin), promovierter Philologe, war ein deutscher Schriftsteller, der sich hauptsächlich mit Motiven aus seiner masurischen Heimat befasste. Als Romanautor nicht ohne Erfolg, veröffentlichte er u. a. auch Fachbücher über Fischerei und Jagdwesen; sein 1904 erschienenes Buch „Die Fischwaid“ galt lange Zeit als Standardwerk.

Wie bei dem Roman "Herd und Schwert" (erschienen 1916 - https://www.mobileread.com/forums/sho...ght=skowronnek ) beschreibt "Der Mann von Eisen" (erschienen 1915) die Zeit um den Ausbruch des Ersten Weltkrieges aus der Sicht ostpreußischer Gutsbesitzer. Wie jener ist dieser Roman einer "bedenkliche(n) Nähe zur Blut-und-Boden-Literatur" geziehen worden, wohl nicht zuletzt aufgrund der freidenkerischen Einstellung des Autors zu Unrecht. Allerdings schildert der Verfasser die auf deutscher Seite verbreitete Kriegsbegeisterung, die von ihm ganz offensichtlich geteilt wird. Das ist aus der damals herrschenden Perspektive (die Wahrnehmung, fast von der ganzen Welt bedroht zu werden, erscheint auch im Roman), zumal unmittelbar nach den ersten Erfolgen des Generals von Hindenburg in der geradezu mythisch verklärten "Schlacht von Tannenberg", nicht ganz unverständlich, und wahrscheinlich wollte der Verfasser dem herrschenden Zeitgeist seiner Leserschaft Rechnung tragen. – Den heutigen Leser stört das, und manchmal massiv.

Der Roman knüpft an unmittelbar vorausgegangene Ereignisse an und ist "mit heißer Nadel" gestrickt. Daraus erklären sich etliche handwerkliche Schnitzer: So bleibt das Schicksal des mutmaßlichen (?) russischen Verräters (der aber keineswegs als unsympathischer Charakter erscheint) nicht weniger ungeklärt wie dasjenige des Bruders des Protagonisten, eines verwundeten Infanterieoffiziers. Usw.

Von Interesse ist die Darstellung der Gründe, weshalb die deutsche Bevölkerung in Ostpreußen – die vom Krieg nahezu notwendig als erste betroffen sein würde – den Krieg überwiegend befürwortete, ferner die Beschreibung des Verhältnisses zu den Kriegsgegnern, die mitnichten im Sinne der "Blut-und-Boden-Literatur" von vornherein als minderwertig erscheinen, und der für heutige Verhältnisse fast schon unverständliche Ehrbegriff, der das Handeln des Protagonisten bestimmt.

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[brucewelch]

Respekt vor deinem differenzierten "Waschzettel", und überhaupt vielen Dank für diese Exhumierung!

[Leonatus]

Danke, es handelt sich mehr um einen Zufallsfund - die 100. Wiederkehr des Jahrestages ist eigentlich "arbiträre Koinzidenz", um einen anderen Ausdruck für Zufall zu nehmen.

Und - unter uns gesagt - ich hatte mir von dem Autor mehr versprochen...