Other Fiction Schickele, René: Der Wolf in der Hürde. (german) V1. 30 Sep 2017

[Frodok]

René Schickele (4. August 1883, Oberehnheim im Elsass – 31. Januar 1940, Vence, Alpes-Maritimes) war ein deutsch-französischer Schriftsteller, Essayist und Übersetzer.

Er war Sohn eines deutschen Weingutbesitzers und Polizeibeamten und einer französischen Mutter. Nach dem Studium der Literaturgeschichte, der Naturwissenschaften und der Philosophie (in Straßburg, München, Paris und Berlin) gab er zusammen mit seinen Freunden Otto Flake und Ernst Stadler nacheinander mehrere Zeitschriften heraus und veröffentlichte mehrere Gedichtbände. Sein Werk als Schriftsteller ist durch die Sonderstellung des Elsass im Spannungsfeld der französischen und deutschen Kultur geprägt. Schickele wurde 1914 Herausgeber der Zeitschrift Die weißen Blätter, die durch ihn zu einer der wichtigsten Zeitschriften des Expressionismus wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg zog er nach Badenweiler und engagierte sich leidenschaftlich für die Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich u.a. im Rahmen seiner Wirkung in der Preußischen Akademie der Künste / Sektion Dichtkunst. In Badenweiler verbanden ihn Freundschaften mit der Schriftstellerin Annette Kolb und dem Maler Emil Bizer.

Als Schickeles bekanntestes Werk gilt die Romantrilogie Das Erbe am Rhein (1925-1931) mit den drei Teilen „Maria Capponi“ (zuerst 1925 als „Ein Erbe am Rhein“ veröffentlicht, „Blick auf die Vogesen“ (1927) und „Der Wolf in der Hürde“.

Im Jahr 1932 ahnte er die drohende Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und emigrierte in das südfranzösische Sanary-sur-Mer. Dort verfasste er aus seiner Enttäuschung über das Scheitern der Weimarer Republik heraus den Roman „Die Witwe Bosca“. (nach Wikipedia)

Der Wolf in der Hürde Roman. 3. Band der Trilogie „Das Erbe am Rhein“. Berlin, 1931.

Spoiler:

Das Erbe am Rhein. Roman-Trilogie von Rene SCHICKELE mit den Teilen Maria Capponi, Blick auf die Vogesen und Der Wolf in der Hürde. Erstausgaben I-II München 1925-27, III Berlin 1931.

Im Rahmen einer Familiengeschichte, in deren Mitte Claus von Breuschheim steht, wird das Problem des Elsaß in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg bis zum Beginn des dritten Jahrzehnts unseres Säkulums gestaltet.

(I.) Unerfüllt bleibt die jugendliche Liebe des Gutsbesitzersohnes Claus zur Marchesa Maria Capponi. Während seiner deutschen Militärdienst-Zeit heiratet er Doris von Kieper; Maria vermählt sich mit einem italienischen General. Der Bürgerkrieg der europäischen Nationen verschärft die Trennung. Nach 1918 kehrt Claus voll Hoffnung auf eine Internationalisierung des Elsaß in die Heimat zurück. Enttäuscht über französische Einsichtslosigkeit, läßt er sich im südwestlichen Schwarzwald nieder, zieht aber nach dem Tod der Ehefrau, deren Nachfolgerin zu werden Maria, inzwischen Witwe geworden, sich weigert, ins Elsaß zurück.

(II.) Seine Anwesenheit im Elternhaus ist sehr notwendig, u. a. weil Bruder Ernst, einst durchaus preußischer Berufsoffizier und nun französischer Chauvinist, Feind der elsässischen Autonomie wurde. Nach dem unter dem Eindruck des französischen Einmarsches ins Ruhrgebiet vollzogenen Selbstmord des Bruders setzt Claus seine Bemühungen um die Sonderstellung der Heimat fort.

(III.) Das Auftreten des Abenteurers Silvio Wolf, der ohne ethische Bedenken sich durchsetzt und zum Deputierten aufsteigt, ist für die Bestrebungen Claus von Breuschheims ungünstig; er nimmt erneut Zuflucht im Schwarzwaldhaus - indes ohne Aufgabe der Hoffnung, daß der Zwist um das Grenzland durch eine Einigung Europas überwunden werden könne. Die Gestalt des Silvio Wolf, eines Menschen balkanischer Herkunft und balkanischer Methoden, wirkt nunmehr wie eine Prophetie auf die Machtergreifung durch Hitler, welche die Sehnsucht Claus von Breuschheims nach einem übernational-friedlichen Kontinent, in welchem das Elsaß seine versöhnende Mission erfüllt hätte, einen Wunschtraum bleiben ließ. (aus: Wilpert: Lexikon der Weltliteratur)

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