02-04-2010, 08:09 AM | #1 |
The one and only
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Werden zukünftige eBooks noch geschrieben - oder entworfen?
Ich merke, dass ich älter werde, wenn ich anfange, mir Sorgen um das "gute alte eBook" zu machen ...
In vielen Kommentaren zum iPad war es zu lesen: eBooks können jetzt multimedial werden, mit eingebetteten Videos und Links und Zusatzinfos, etc. pp. Und mir als Autor und als Verleger war dieser Gedanke mit einem Mal sehr unangenehm. Bisher gibt es eine klare Linie: Ein Autor schreibt einen Text, findet jemand, der ihn verlegt (oder macht es selbst), und damit hat es sich. Das wird bei multimedialen eBooks nicht mehr funktionieren. Die wenigsten Autoren werden Begleitvideos zu ihren Texten drehen. Oder einen Soundtrack komponieren. Oder ganz allgemein wissen, wie man diese ganzen Zusatzfeatures technisch einbaut und daraus eine verkaufsfertige Datei erstellt. Natürlich haben auch die wenigsten Autoren die Titelbilder ihrer Bücher selbst entworfen. Aber ein Cover ist komplementär. Es ist nicht zwingend (was die schlecht erstellten eBooks 2009 ja unter Beweis gestellt haben). Bei multimedialen eBooks muss sich jeder der Beteiligten (Autor und Verleger) die Frage stellen: Wie viel Multimedia? Oder ob überhaupt? Wenn ja, wozu? Wenn nein, warum nicht? Das sind aber Fragen, die mit dem eigentlichen Kern - dem Text - nur noch am Rande etwas zu tun haben. Wie viel Mitspracherecht erhält ein Autor am Video oder an Zusatzbeiträgen? Wem gehört dieses multimediale eBook dann eigentlich urheberrechtlich nachher? Den Gedanken, einen Roman um audiovisuelle Bereiche zu erweitern, gibt es seit über 10 Jahren. Der ist nicht neu. Es hat seinerzeit an der qualitativen Umsetzung gehapert. Es war auch weder Fisch noch Fleisch. Zu wenig Text für einen Roman, zu wenig Video für einen Film. Ich stelle mir einen Reiseführer mit eingebetteten Videos und aktuellen Klimawerten genial vor. Meinetwegen auch mit Wellenrauschen oder Vogelgezwitscher. Ein Handbuch für Ingenieure mit animierter CAD-Grafik einer Kurbelwelle macht Sinn. Vor allem, wenn sich diese online updaten lässt, ohne das eBook gleich komplett neu kaufen zu müssen. Aber gerade bei Belletrisitk frage ich mich, ob man sich mit diesem Ansatz nicht zu sehr von der eigentlichen Beschäftigung entfernt: Dem Lesen und dem Schreiben. Last edited by K-Thom; 02-04-2010 at 08:11 AM. |
02-04-2010, 08:46 AM | #2 |
sleepless reader
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Ich fürchte das wird ähnlich wie bereits heute bei gedruckten Sachbüchern gehandhabt werden: Der Autor hat auf die Gestaltung nur selten wirklich Einfluß und selbst seinen Text erkennt er im Endprodukt kaum wieder.
Ich denke auch, dass bei reiner Belletristik die ganze Multimedialität nur eine untergeordnete Rolle spielen wird. Bei Zeitungen und anderer non-fiction sowie bei Kinder- und Lehrbüchern ergeben sich dann aber natürlich ganz neue Möglichkeiten. (Erinnert sich jemand an Harry Potter und die Zeitungen mit den bewegten Bildern?) Auch ganz neue "Stilformen" werden möglich - ein Mix aus audiovisueller und geschriebener Story, das Erzählen einer Opera bspw. mit unterschiedlichen, sich ergänzenden medialen Elementen. Der "Autor" wird dort allerdings nur einer von vielen "Handwerkern" sein. |
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02-04-2010, 09:22 AM | #3 |
Guru
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Also ich glaube, dass es einen Markt für beides gibt. Das "klassische Buch" ohne schnickschnack und Multimedia und sicherlich auch ein "entworfenes Buch" mit Video- und Bild-Einbindung.. wobei es ja Bücher mit Bild-Einbindung schon gibt.. man nennt sie "Comics"
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02-04-2010, 11:08 AM | #4 |
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Ich glaube auch nicht das das gefährlich werden könnte. Sogar im doppelten Sinne. Einmal nicht gefährlich, weil "richtige" Bücher a lá Romane und Belletristik wohl sehr textlastig bleiben werden. Und zum anderen, das sich das eben nur nebenher entwickelt, ich glaube nicht das da eine Verdrängung entstehen wird, oder jedenfalls keine schlimme.
Du hast es schon mit dem Cover angesprochen, ich denke das ganze hatte man komplett in der Geschichte schonmal. Nur eben mit Buchbindern, Druckereien, Layoutern, Verlegern etc.. Da könnte man ja auch schon fragen wie viel noch von dem eigentlichen Buch übrig bleibt/blieb. Ich denke das wird nur eine zusätzliche nette Wahlmöglichkeit, und wie schon bei Harry Potter könnte ich mir das sehr schön auch in Romanen vorstellen, (für Autoren und Verleger die das wollen, und die es sich leisten können) z.B. bei Harry Potter würd ich es cool finden wenn das Lied des verzauberten Hutes, das er immer zu Beginn des Schuljahres singt, vertont gewesen wäre, das wär doch nett. ^^ So als kleines Gimmick. Oder auch Briefe, das finde ich in Filmen immer toll, wenn Briefe die jemand bekommt vorgelesen werden, von der Person die sie geschrieben hat, das gibt ein richtiges Flair. Aber natürlich alles nur freilwillig, ich möchte nicht irgendwann ein Buch aufschlagen wo das zwingend so ist, oder alles mir nur vorgelesen wird. Nur halt, als Schmankerl. =) |
02-04-2010, 07:33 PM | #5 |
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Multimedial angereicherte eBooks finde ich sehr interessant. Ich sehe aber nur einen Nutzen bei Fachbüchern und wäre vor diesem Thread niemals darauf gekommen, so etwas in Belletristik zu suchen. Ich denke nicht, dass das bei Romanen jemals eine Rolle spielen wird. Außer vielleiht bei werbefinanzierten eBooks.
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02-05-2010, 03:52 AM | #6 |
Groupie
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Ich der guten alten Zeit, also vor dem Technik - Nerd Gutenberg, waren die Bücher ja wahre multimediale, desingte Kunstwerke aus Farbe, Bildern mit Gold gefertigt, mit tollem, gut riechendem Ledereinbänden und von Künstlern in Klöstern hergestellt. Und nur durch diese moderne Technik des Buchdrucks wurden die Bücher schwarz/weiß und billig.
Ich persönlich fände, ein bisschen zurück zu den Wurzeln zu gehen sehr gut. Aber allzu viel Multimediales wird wohl in Büchern nicht umgesetzt werden, weil es zuviel Geld kosten würde für jedes Büchle mit Verkaufszahlen von erhofften 50000 Stück ganze Filme in hohem Niveau zu drehen oder Webdesigner etc. anzustellen. Aber so eine Multimediale entworfene „Herr der Ringe“ Neuausgabe würde mich schon interessieren. |
02-05-2010, 06:10 AM | #7 |
Tatütatuter
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Fachbücher mit Multimediainhalten gerne ja. Aber in der Belletristik hat Multimedia meines Erachtens nichts zu suchen. Was ist denn eines der guten Dinge an Büchern? Dass man sich das ganze Szenarium beim Lesen selber vorstellen KANN wenn gar MUSS. Jedes Buch wird bei jedem Leser in seiner Phantasie etwas anders aussehen. Hat so ein Buch nun multimediale Inhalte werden diese Szenarien schon wieder einander angeglichen und es geht wieder ein Teil dessen, was die Menschheit ausmacht, eben nämlich die Phantasie und Kreativität, verloren.
Lest jetzt mal Herr der Ringe. Und vergleicht eure Gedankenreise mit der, die ihr bei der Erstlektüre hattet. Heute wird sie mit Sicherheit von den Filmen beinflusst. Eigentlich schade. |
02-05-2010, 09:29 AM | #8 |
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Naja, ich könnte mir da schon ein paar interessante Sachen vorstellen...
Zum Beispiel alle Inschriften in Elbisch etc. als Bild, oder Texte auf elfisch mit einer hinterlegten Sprachdatei, wie es sich anhört. Das würde der ganzen Sache doch etwas mehr Flair geben, oder? Oder Lieder, die im Buch auftauchen, als Tondatei hinterlegt, damit man auch die Melodie erfährt. Bzw. natürlich im Falle von HdR eine Interpretation der Lieder, aber für mich hätte das was. In dieser Hinsicht bin ich sehr froh über die Filme, welche diesen Punkten, denen ich in meiner Phantasie nicht sehr viel Substanz geben konnte, viel mehr Inhalt gegeben hat. Just my 2 cents. |
02-05-2010, 01:26 PM | #9 |
Booyah!
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Ihr vergesst, dass es das multimediale Buch, mit eingebetteten Bildern, Videos, Grafiken, Musik und Tönen schon lange gibt.
Nur hat es sich halt nicht als Buch etabliert. Es hat aber eine parallele Daseinsform entwickelt, die dem Buch als solches keine bis kaum Konkurrenz macht. Man nennt es Website. Andere Anwendungsfälle fallen mir für diese Technik auch nicht ein. Klar, man könnte viel machen. Aber bei eben diesem Konjuktiv wird es bleiben. Ein Buch mit Vorlesestellen und Videos, wer will denn das? Entweder will man lesen, oder einen Film sehen. Die Harry-Potter-Zeitungen sind ein netter Einwand. Aber mal realistisch betrachtet, mal vorgegriffen und angenommen, jede Zeitung hätte diese Möglichkeit zur Verfügung: Welche Videos würden in Zeitungsausschnitte eingebettet? Archivbilder, Youtube, Retorten. Alles was wenig kostet. Alles andere wäre viel zu viel (auch monetärer) Aufwand, um das in irgendeinem gesunden Verhältnis produzieren zu können. Grundregel im Verkauf: Man kann vieles, manchmal auch alles machen. Nur eben, wie ein Kollege von mir so schön gesagt hat: "Alles weitere gegen Einwurf von Scheinen!" Es reduziert sich also am Ende des Tages wieder auf die Frage: Wieviel wollt ihr für das ganze Multimediale Schnickschnack mehr ausgeben? Was, nichts? Tja, dann war´s das wohl. Da muss ich dir als Ingenieur widersprechen, nein, macht es nicht. Ein Ingenieur kann eine (ausgedruckte) 2D-Grafik verstehen. Animierte 3D-Grafiken und schmucke Videos macht der Ingenieur nur, um Nicht-Ingenieuren das Prinzip und die Funktion der ansonsten leblosen Zeichnung verständlich zu machen |
02-07-2010, 03:54 AM | #10 |
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Hallo.
Ich bin neu und will mich vor dem ersten Post kurz vorstellen. Ich arbeite für einen Publikumsverlag im Vertrieb; draussen an der sog. Front. Bin auch gelernter Buchhändler und schon immer technikbegeistert. Trotzdem nur User. Mach auch ab und an eigene Comics. eBooks begleiten mich schon seit meinem ersten palm. Und - ich werde auf jeden Fall das iPad (blöder Name) nutzen. Zum Threadthema: @K-Thom "Den Gedanken, einen Roman um audiovisuelle Bereiche zu erweitern, gibt es seit über 10 Jahren. Der ist nicht neu. Es hat seinerzeit an der qualitativen Umsetzung gehapert. Es war auch weder Fisch noch Fleisch. Zu wenig Text für einen Roman, zu wenig Video für einen Film." Es gibt da ein Beispiel neueren Datums. Zuiker: Level 26. Buch mit links ins entsprechende Forum, dort zusätzliche Kurzfilme , die das Buch erweitern!. Multimedial in EINER Applikation wird es durch ein App auf dem iPhone. Dort sind die Filme in die App integriert. Ich könnte mir vorstellen, das das in eine sinnvolle Richtung führt. Grüsse Perdido (schließe nicht vom Namen auf den ganzen Kerl) |
02-16-2010, 09:34 AM | #11 |
Orisa
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In Japan gibt es seit Jahren solche multimediale Erfahrungen. Vielleicht das Konzept "Visual Novel", die in Japan bekannt und beliebt ist, darf auf einmal hier nach Europa kommen, in den Form von "Multimedialen Romanen". Oder sogar diese "Interaktive Spielromanen", die im Bereich vom Hentai keine Neuigkeit sind, dürfen hier eintreten.
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02-16-2010, 09:54 AM | #12 | |
sleepless reader
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02-16-2010, 11:10 AM | #13 |
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Ja, dummerweise macht für eine Visual Novel oder Dating-Sim ein iPad wieder Sinn. Oder ein einfaches Netbook. Japaner lieben die Interaktion. Warum Geschichten nur lesen, wenn man sie auch spielen kann?
Ich stelle auch schon meine Überlegungen in der Richtung an, aber dann sogar für ePub und eInk. |
02-16-2010, 03:22 PM | #14 |
Booyah!
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ePub-Rollenspielstories mit Javascript?
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02-16-2010, 06:42 PM | #15 |
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Wenn Javascript bei ePub laufen würde, wäre es eine willkommene Spielwiese! Käme mir für meine Idee auch sehr gelegen.
*naseweiser Drache, du! |
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