Other Fiction Louvet, Jean-Baptiste: Chevalier Faublas. V1 [German] 20.8.2021

[brucewelch]

Auf diesen Roman "Leben und Abenteuer des Chevalier Faublas" (so der vollständige Titel; 1787/89, 3 Bde, 990 Seiten) von Jean-Baptiste Louvet de Couvray (so der vollständige Name) bin ich durch die Arbeit an der Novellenedition von Levin Schücking geraten. In der Erzählung "Pulver und Gold" (1871; sie wird im dritten Band dieser Ausgabe erscheinen) drückt der Ich-Erzähler dem Gefreiten Glauroth, der einen Wachauftrag erhalten hat, zur Verkürzung der langen Weile das französische Original dieses Werkes in die Hand und lobt dabei dessen "so bewundernswürdige, so glänzende Vereinigung von niederträchtiger Liederlichkeit und lauterer Schönheit der Form". Nach Vollzug seiner Aufgabe später um sein Urteil gebeten, antwortet Glauroth: "…ganz köstlich! Muß sich unser Eins auf den Schulbänken jahrelang mit Cicero’s Reden und Xenophon’s Anabasis in ahnungsvoller Unschuld herumschlagen, und unterdeß giebt es solche Bücher in der Welt!" Es muss etwas daran sein, denn eine frühe Übersetzung des Romans (1805/10, mit einem Vorwort Kotzbues) wurde sogar (freilich irrtümlich) Christoph Martin Wieland zugeschrieben.

Der französische Verfasser, Sohn eines Schreibwarenhändlers und selbst zunächst Buchhändler, wurde nach Beginn der Revolution in den Jakobinerklub aufgenommen; er zeichnete sich im Konvent als Redner aus und wagte es 1792, Robespierre des Strebens nach der Diktatur förmlich anzuklagen. Mit den Girondisten 1793 geächtet, entfloh er in die Schweiz und kehrte erst 1795, nach Robespierres Sturz, in den Konvent zurück.

Die vorliegende Übersetzung, 1900 in Prag gedruckt, stammt von Gustav von Joanelli (er übersetzte auch Boccaccios "Decamerone" und Casanovas Memoiren); das Buch beginnt mit einer instruktiven Einleitung über Louvet aus seiner Feder.

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