03-25-2013, 05:56 AM | #316 |
Grand Sorcerer
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Anscheinend sind die Briten bei Copyright-Sachen auch äußerst penibel, was dazu geführt hat, dass ein Sachbuchautor £950 für Churchill-Zitate bezahlen musste und deshalb viele Zitate paraphrasiert oder ganz weggelassen hat.
Weitere Informationen dazu stehen in dieser (englischen) Zusammenfassung eines Freakonomics-Podcasts. Ich finde jedenfalls das Umschwenken auf Life+70 bedauerlich. Da Project Gutenberg USA mit wenigen Ausnahmen vor 1923 erschienene Bücher als gemeinfrei einstuft, bleibt zu hoffen, dass wenigstens vor 1923 erschienene Bücher weiterhin hochgeladen werden dürfen. Hier ist übrigens noch einmal der Link zur US-Copyright-Übersicht der Cornell-Universität. |
03-25-2013, 07:31 AM | #317 |
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Es war in der Vergangenheit leider so dass allseits beliebte Herrschaften einen kurzen deutschsprachigen Hessetext von MobileRead herunterladen konnten um dann von grünen Hängebauchmonstern mit dem Vorwurf konfrontiert zu werden sie hätten mutmasslich eine Urheberrechtsverletzung begangen da der Download dieses Werks nur in Tasmanien legal gewesen wäre.
Nun ist die Reglung erheblich einfacher und auch für gelegentliche MobilRead Gäste die sich nicht mit den Feinheiten des internationalen Rechts beschäftigen besteht keine Rechtsunsicherheit mehr. Es ist ja nicht so als ob wir zu wenig Bücher hätten. Nietzsche, Musil, Heinse, Stendhal.. |
03-26-2013, 10:05 AM | #318 |
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Ich möchte fragen, ob unsere Engel sich für die empfohlenen Bücher dieses Monats im MR Book Club interessieren.
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03-26-2013, 11:07 AM | #319 | |
Grand Sorcerer
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Wie wäre es denn, wenn Du stattdessen Leseempfehlungen für übersetzte chinesische Bücher gibst. Ich habe bis jetzt nur die folgenden Bücher gelesen: Die Kunst des Krieges (Sunzi) Daodejing Jin Ping Mei (Franz Kuhn-Übersetzung) Die Räuber vom Liang-Schan-Moor (Franz Kuhn-Übersetzung) Welche anderen chinesischen Romane (und bei mehreren deutschen Übersetzungen, welche Übersetzung) würdest Du empfehlen? |
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03-26-2013, 12:38 PM | #320 |
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Ich habe für Nathaniel Hawthorne und Simone de Beauvoir gestimmt. Das Beauvoirbuch kene ich nicht das klingt für mich interessant (ein bisschen wie Brecht kling das); Hawthorne habe ich mal als Jungspund gelesen aber ich erinnere mich kaum.
Chinesische Bücher kenne ich nur sehr wenige. Es gibt dort einen Verlag für Ausländer, diese Bücher sind über Postversand und Fachbuchhandlungen recht günstig zu beziehen. Falls man noch die letzte Mao-Bibel haben möchte.. Aber vermutlich sind die moderneren Sachen interessanter. Mo Yan möchte ich noch gerne lesen. |
03-26-2013, 07:14 PM | #321 | |
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Ich freue mich sehr, dass ihr euch auch für chinesische Literatur interessiert. Du hast sogar 4 Bücher ( zwei davon sind ziemlich dick, hoffentlich hat Herr Franz Kuhn diese zwei nicht gekürzt) gelesen. Bei uns sind diese 4 Romane, nämlich die vier klassischen Romane (四大名著) fast von der ganzen Bevölkerung sehr sehr beliebt. Wir haben schon seit unserer Kindheit viele Geschichten davon gehört und viele Chinesen zitieren auch sehr gerne im Alltag die schönen Sätze von ihnen. Der beliebteste Roman von ihnen (besonders von Männern meiner Ansicht nach) ist Die Geschichte der drei Reiche (三国演义). Durch das Lesen kann man wirklich die chinesische praktische Weisheit und vielfältige politische und militärische Strategien erfahren. Dieser Roman ist eine wunderbare Veranschaulichung einer anderen Kunst des Kriegs. Du hast schon die Räuber vom Liang Schan Moor (水浒传) gelesen, aber ich finde Die Geschichte der drei Reiche noch interessanter. Es geht nicht mehr um die Aufständischen gegen eine Dynastie, sondern um das Schicksal einer ganzen Dynastie und die Helden, deren Glaube, Patriotismus und Freundschaft die Geschichte selbst weben. Franz Kuhn hat das Buch auch übersetzt, aber sehr sehr wahrscheinlich gekürzt. Es gibt momentan eine neue und vollständige englische Übersetzung. Aber ob sie empfehlenswert sind oder nicht, kann ich nicht genau sagen. Aber der Inhalt selbst ist äußerst empfehlungswürdig. Die traditionellen chinesischen Gelehrten hatten Vorliebe für Geschichtsschreibung, sie wissen auch, wie man die ernste Geschichte populärisiert und lesbar für das Publikum macht. Danke für dein Interesse an der chinesischen Kultur. Last edited by Spinnenmonat; 03-26-2013 at 07:31 PM. |
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03-26-2013, 07:22 PM | #322 | |
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03-27-2013, 06:03 AM | #323 | ||
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Da Du den von medard vorgeschlagenen Mo Yan (den ich nicht kenne) anscheinend nicht magst: gibt es andere moderne chinesische Schriftsteller, die Dir besser gefallen? |
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03-27-2013, 09:48 AM | #324 |
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Zur chinesischen Literatur kann ich leider nicht viel beitragen. Falls ich mich da zur Lektüre entschliessen sollte, dann gewiss eher für zeitgenössische Literatur aus den chinesischen Kunstmetropolen.
Ich habe nun noch eine andere Sache, eine nächtliche Begegnung mit einem grossen deutschsprachigen Verlag. Diese Geschichte ist ein wenig seltsam, deshalb mache ich es mal ganz kurz.. Und zwar wurde nun Walter Bejamins Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit in die Onleihe-Systeme eingespeist. Dies ist ein ganz spezieller Text, er steht auf Wikisource zur Verfügung und falls man keine Ahnung hat worum es geht kann man auch mal in die Wikipedia schauen. Im Grossen und Ganzen kann man sagen in diesem Buch geht es um die Frage was an einem Kunstwerk original ist wenn man es kopieren kann und wie sich dadurch Kunst und Kultur und ihre Wahrnehmung und ihr Stellenwert verändern. Der Text erschien erstmalig 1936 in einer französischen Übertragung. Nun war folgendes schöne Cover für das Ebook angekündigt: Spoiler:
Tatsächlich hat der Digitale Text aber eine Abart von diesem Umschlagbild: Spoiler:
Und dieses Bild stammt von Google. Es ist ein Scann des Buchcovers das irgendein Leser vor Jahren angefertigt hat. Pixelig, schief und mit grellen Farben. Nun sass ich also in meinem Kämmerlein, las Walter Benjamin und eine Träne trat mir ins Auge: Text von Wikisource, Umschlag von Google, der Niedergang des Abendlandes steht unmittelbar bevor. Dann allerdings wurde mir der Bezug zum Text klar und inzwischen bin ich der Ansicht, dass besagter Verlag mit diesem Ebook das Deutsche Volk hart angetrollt hat. Das haben sie mit Absicht gemacht. Ausgerechnet die Bibel der Medienkultur des Internetzeitalters als Copy & Paste Edition. You like that, bitches, don't you? Also Kuchen und Kekse backen, nach Berlin schicken, ihre königliche Hoheit wieder milde stimmen.. |
03-27-2013, 09:49 AM | #325 | |
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03-27-2013, 10:06 AM | #326 |
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Eine Bitte um sprachliche Hilfe.
Momentan lese ich Robert Musils Der Mann ohnen Eigenschaften und ein paar Sätze scheinen mir sehr seltsam und grammatisch nicht erklärbar zu sein. Wie zum Beispiel: Am Anfang des 5 Ulrich: "Denn deutsche Kinder lernten einfach die Kriege der österreichischen Kinder verachten, und man brachte ihnen bei, daß die französischen Kinder..." ( Auf Seite 1649 der pynchs Gesamtausgebe) oder " Wie die Bienen um das Flugloch hatten sich im Nu Menschen um einen kleinen Fleck angesetzt, den sie in ihrer Mitte freiließen." ( Auf Seite 1642) sich(Akkusativ) etwas(Dativ) um etwa ansetzen... Gibt es einen solchen Ausdruck? Ich verstehe auf jedem Fall nicht. |
03-27-2013, 11:52 AM | #327 | |
why in?
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Die Wendung im zweiten Satz gibt es, wird aber normalerweise nicht im Zusammenhang mit Menschen angewendet (was hier bezeichnend ist). Gebräuchlich ist z.B. der Satz: An einem Topf hat sich Rost angesetzt, der besagt, dass sich Rost an der Topfoberfläche gebildet hat. Bei deiner Stelle scheint Musil die ungewöhnliche Formulierung zu nutzen, um zu bezeichnen, dass die sich um die Stelle sammelnden Menschen nicht wirklich Akteure ihrer Handlungen sind, sondern ihnen diese eher widerfahren – eine dieser kleinen bösen Ironien, die den ganzen Roman durchziehen. Klarer geworden? |
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03-27-2013, 01:14 PM | #328 | |
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Die beiden Sätze sind mir viel klarer geworden. Ich habe gerade die betreffende Seite von Duden 9 Richtiges und gutes Deutsch angeguckt und auch den besonderen Gebrauch von "lernen" gefunden, nämlich "2. Ich lernte die Maschine bedienen / zu bedienen:" Ich habe den zweiten Sazt noch nicht 100% verstanden. Nach deiner Erklärung verstehe ich schon "sich ansetzen", nach Herrn Duden bedeutet dieser Ausdruck "sich festsetzen". Aber der Zusammenhang ist mir noch nicht genug klar. Wahrscheinlich fehlt mir die Lebenserfahrung. |
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03-27-2013, 01:42 PM | #329 | |
Berti
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Und Donald natürlich auch, das er immer pleite ist, scheint typisch amerikanisch zu sein. Schaun Sie hier: |
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03-27-2013, 01:47 PM | #330 |
why in?
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Je länger ich über diesen Satz nachdenke, desto großartiger finde ich ihn.
Spinni, versuch doch mal, dir diese Vorgänge deutlich zu machen. Rost setzt sich allmählich an einem Topf an, ohne dass man sehen kann, wie die rostige Stelle größer wird. Auch an einem Bienenkorb kann man manchmal beobachten, wie sich ganz viele Bienen an dem kurz zuvor noch leeren Korb angesetzt haben, ohne dass man mitbekommen konnte, wo diese Bienen plötzlich alle hergekommen sind. Das scheint wie von selbst, ohne äußeres Zutun zu geschehen. Genauso sammeln sich an der Textstelle im Mann ohne Eigenschaften plötzlich viele Menschen um diesen Unfallort, eine Menge von Menschen, die sich wie von selbst um diesen Fleck verdichten, ohne dass jeder dieser Menschen die Entscheidung dazu getroffen zu haben scheint, es ereignet sich. Es ist lange her, dass ich den Mann ohne Eigenschaften gelesen habe, aber ich glaube, es gibt immer wieder ›Vorfälle‹, ohne dass jemand bestimmtes diese verursacht hat. Wie lautet noch der Untertitel des Zweiten Teils? Seinesgleichen geschieht. Vielleicht sollten wir eine Lektüregruppe für den Roman gründen. Wenn wir jede Woche ein Kapitel lesen, sind wir schon in fünf Jahren fertig. |