Romance Marie Madeleine (Baronin von Puttkamer): Der rote Champion. V1.[German]. 21.07.2015

[Leonatus]

Marie Madeleine (* 4. April 1881 in Eydtkuhnen, Ostpreußen; † 27. September 1944 in Katzenelnbogen; eigentlich Marie Madeleine Baronin von Puttkamer, geborene Günther) war eine deutsche Schriftstellerin und Lyrikern (aus Wikipedia).
Sie benutzte ihren Vornamen als Pseudonym. Einige ihrer Veröffentlichungen wurden zu ihrer Zeit als allzu freizügig empfunden und verursachten teils heftige Kontroversen. Nichtsdestoweniger genoss sie in den gebildeten Kreisen einer großen Beliebtheit.
"Der rote Champion" ist ein kleiner Gesellschaftsroman, der als Liebesroman – allenfalls ansatzweise mit erotischen Akzenten versehen – in flotter Sprache einigen Einblick in das Leben der "höheren Kreise" der Gesellschaft um die Jahrhundertwende gewährt und insofern für den aufmerksamen Beobachter für einige Überraschungen gut ist, etwa was die Vorstellungen von den damaligen finanziellen Bedingungen eines jungen Offiziers der preußischen Armee, Gutsbesitzersohns und nationalen Jockey-Stars angeht: Er muss seinen Vater um eine Erhöhung seiner monatlichen Apanage von 300 Mark bitten, "damit er heiraten kann", was dieser ihm verweigert, um etwas "zur Ausstattung seiner Schwester zurücklegen" zu können.
Man ersetze die Adels- und Offiziersnamen durch solche der Business- und Entertainment-Prominenz von heute und gewinnt eine ziemlich aktuelle Geschichte.

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[faltradl]

Originally Posted by Leonatus

... und insofern für den aufmerksamen Beobachter für einige Überraschungen gut ist, etwa was die Vorstellungen von den damaligen finanziellen Bedingungen eines jungen Offiziers der preußischen Armee, Gutsbesitzersohns und nationalen Jockey-Stars angeht: Er muss seinen Vater um eine Erhöhung seiner monatlichen Apanage von 300 Mark bitten, "damit er heiraten kann", was dieser ihm verweigert, um etwas "zur Ausstattung seiner Schwester zurücklegen" zu können.

Stimmt, da hat man völlig falsche Vorstellungen. Aber das war nicht nur in der Preußischen Armee so, sondern auch in der englischen. Das habe ich aus der Biografie von Robert Baden-Powell gelernt. (Gründer der Pfadfinder) Der war auch aus armem Adel und der Vater schon lange tot. Da hat lange Jahre ein Bruder die Mutter, die Schwestern und ihn finanzieren müssen. Beide Brüder haben des Geldes wegen lange nicht heiraten können.

Ein junger englischer Offizier bekam durchaus ein Gehalt. Aber das reichte hinten und vorne nicht um das zu finanzieren, was erwartet wurde. Die feine Uniform, das Reitpferd, der Dienstbursche. Deshalb war Robert Baden-Powell gerne in Indien stationiert, da dort all diese Sachen für relativ kleines Geld zu haben waren. In England war es nicht finanzierbar. Entweder hätte man reich sein müssen, oder einen lukrativen Posten mit gutem Zusatzverdienst ergattern.

[brucewelch]

Originally Posted by Leonatus

... Man ersetze die Adels- und Offiziersnamen durch solche der Business- und Entertainment-Prominenz von heute und gewinnt eine ziemlich aktuelle Geschichte.

... auch, was die heutigen "finanziellen Bedingungen" angeht?

Vielen Dank sonst für das interessante Büchlein!

[faltradl]

Originally Posted by brucewelch

... auch, was die heutigen "finanziellen Bedingungen" angeht?

Ich vermute er dachte da an das Problem "Generation Praktikum".

[Leonatus]

Originally Posted by faltradl

Ich vermute er dachte da an das Problem "Generation Praktikum".

Haha, Raum für Interpretationen ist jedenfalls vorhanden!
Übrigens glaube ich, dass die finanziellen Bedingungen von so manchem Schlagersternchen in Wirklichkeit begrenzter sind als man - nur wegen eines Fernsehauftritts - denken könnte. Gott sei Dank kann ich nicht singen...

[Leonatus]

...aber andere können's auch nicht und werden trotzdem berühmt.

[faltradl]

Das Schauspieler, Schlagersternchen etc. mies bezahlt sind sollte man spätestens wissen seit Silvia Seidel ihrem Leben ein Ende gemacht hat. Bei Schauspielern wird nicht mehr der Drehtag bezahlt, sondern nur noch die tatsächlichen Drehminuten.

Insgesamt ist prekäre Bezahlung ein weites Thema. Dank Agenda 2010 ist die ja leider salonfähig geworden.

Mir fielen die unbezahlten Praktika als erstes ein, weil die noch näher an der damaligen Offizierssituation sind. Das man Geld mitbringen muss um Arbeiten zu dürfen. Und die Praktikanten müssen ja auch ihr Leben finanzieren, bekommen aber nichts.

[Leonatus]

Originally Posted by faltradl

Das Schauspieler, Schlagersternchen etc. mies bezahlt sind sollte man spätestens wissen seit Silvia Seidel ihrem Leben ein Ende gemacht hat. Bei Schauspielern wird nicht mehr der Drehtag bezahlt, sondern nur noch die tatsächlichen Drehminuten.

Insgesamt ist prekäre Bezahlung ein weites Thema. Dank Agenda 2010 ist die ja leider salonfähig geworden.

Mir fielen die unbezahlten Praktika als erstes ein, weil die noch näher an der damaligen Offizierssituation sind. Das man Geld mitbringen muss um Arbeiten zu dürfen. Und die Praktikanten müssen ja auch ihr Leben finanzieren, bekommen aber nichts.

Da sieht man mal, dass meine Mutmaßung gar nicht so daneben lag. Ich kenne das Phänomen auch aus dem eigenen Bekanntenkreis (ich selbst bin zu alt, um es noch erlebt zu haben. Damals gab es einfach nur Einstellungsstopps...).