04-29-2011, 06:21 PM | #1 | |
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Kultur ist kein Konsumgut
So lautet die These von Schriftsteller Paulo Coelho.
In seinem Blogpost wettert er gegen die gierige Industrie, und bricht eine Lanze für Piraten (Raubkopierer). Quote:
Das obige Zitat sowie weitere Infos auf deutsch gibt es auf der Seite netzpolitik. org |
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04-29-2011, 07:08 PM | #2 |
sleepless reader
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Das Beispiel Coelho wird immer wieder gern herangezogen, ist aber meines Erachtens mit Vorsicht zu genießen. Ebenso wie auch die generalisierte Einordnung von Literatur als Kulturgut heutzutage eigentlich überholt ist. Literatur war ein Kulturgut im eigentlichen Sinne als sie noch kein Massenprodukt war und der künstlerische Anspruch der Autoren mehr im Vordergrund stand. Heutzutage ist Literatur - bis auf wenige Ausnahmen - ein Konsumgut unter vielen und der kulturelle Aspekt steht im Hintergrund.
Coelho nutzt Buchpiraterie gezielt als Werbemaschine. Unternommen hat er den Versuch aber natürlich erst, als er bereits ausgesorgt hatte. Dieses Beispiel zu verallgemeinern ist nicht sinnvoll. Die überwiegende Mehrheit aller Autoren, kann vom Schreiben allein den Lebensunterhalt bereits heute nicht bestreiten und steht - im Gegensatz zu Coelho - bei solchen "Piratenaktionen" vor einer Existenzfrage. Was für Aussichten hat denn der allgemeine, kaum bekannte Autor bei solch einer Aktion? Offen gesagt, keine. Er könnte bspw. zwei kostenpflichtige Bücher veröffentlichen und eins davon selbst in den "schwarzen" Umlauf bringen. Nützt ihm das was? Nein, denn selbst Buchpiraten lesen nicht jeden Indieautor nur weil er über P2P kostenlos verfügbar ist. Es hilft so oder so also nur der entweder bereits vorhanden Bekanntheitsgrad (wie bei Coelho) oder eine parallel laufende Werbemaschine, die wiederum ohne finanzkräftigen Verwerter, den stationären Handel (oder im Fall ebook durch ein Schwergewicht unter den Distributoren) nicht zu leisten ist. Werke eines Autors werden meiner Ansicht nach nur dann in erheblicher Stückzahl illegal aus dem Netz gezogen, wenn er bereits halbwegs bekannt ist - also sich bereits erfolgreich durch andere Stufen der "Verwertungsmaschinerie" gearbeitet hat. Last edited by netseeker; 04-29-2011 at 08:21 PM. |
04-29-2011, 08:01 PM | #3 |
Early Adopter
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04-30-2011, 02:04 AM | #4 |
Groupie
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Im Fernsehen kam schon vor längerer Zeit in Interview mit seinem deutschen Verleger. Der fand das ganze gar nicht so prickelnd mit den Piratensprüchen nach dem Motto, Herr Coelho verlangt von uns als Verlag für die Rechte Geld, spricht sich aber für Piraterie aus.
Die logische Konsequenz für ihn wäre, allen Menschen und Verlagen auf der Welt zu erlauben seine Bücher kostenlos zu verlegen (und zu verkaufen und zu übersetzen) ohne ihm Geld zu geben. Und dann gäbe es logischerweise keine Piraten mehr, weil man seine Bücher legal kostenlos als Ebook bekäme oder als günstigere Ausgabe. So gesehen ist Herr Coelho für mich nur eine Heuchler und Pharisäer mit seinen Aussagen (oder vielleicht nur ein guter Werbestratege?). Aber natürlich ein phantastischer Autor. Ansonsten finde ich Ebooks für Hobbyautor eine Verbesserung. Ich selber kenne mindestens 10 Personen aus meinem Bekanntenkreis, welche Bücher schreiben. Früher würde hier viel mehr Geld für teure Selbstverlage, Book on Demant etc. ausgegeben, obwohl sie es sich teilweise durch Arbeitsloigkeit von einem Ehepartner oder sonstigen Gründen eigentlich gar nicht leisten können. Und jetzt erfüllen sich mehr und mehr ihren Traum über Ebooks (und Blogs) und die Partner sind froh, das die gemeinsame Haushaltskasse geschont wird. Letztendlich bleibt das Problem, das es zuviele Autoren gibt und von meinen Bekannten würde ich, ehrlichgesagt, nur die Köchbücher freiwillig lesen, wenn ich sie nicht die Autoren persönlich kennen würde. |
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