11-03-2009, 05:44 AM | #1 |
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Machen einen die Verlage zum "Verbrecher" ?
Nachdem ich mich von den Zellulose-Büchern verabschiedet habe, lese ich fast alles auf meinem e-Reader. Doch als ich nun wieder Bücher aus der Bestseller-Liste kaufen wollte, wurde ich enttäuscht. Viele aktuelle Bücher gibt es gar nicht als e-Book. Ich habe in allen bekannten e-Book Shops nachgeschaut.
Auf dem ebookblog fand ich dann erschreckendes. Sind e-Books wirklich Bücher 2. Klasse? Doch so schnell wollte ich nicht aufgeben. So bemühte ich einige Suchmaschinen und viele Klicks später wurde ich fündig. Eine wahre Oase von Büchern. Tausende! Alphabetisch geordnet und kostenfrei. Kostenfrei?!? Ihr ahnt es schon, ich befand mich plötzlich auf den dunklen Seiten des Internets. Da wollte ich doch gar nicht hin. Ich wollte doch nur Bücher kaufen. Doch ich fand keinen, dem ich meine hart verdienten Euros entgegen werfen konnte. Eine Umfrage auf lesen.net hat ergeben, dass viele bereits illegale e-Book Downloads genutzt haben. Kein Wunder! Viele Bücher gibt es einfach nicht als e-Book, sind überteuert und haben dann auch noch diesen schreckliche DRM-Schutz. Wenn die Entwicklung so weitergeht, gibt es bald mehr e-Reader als e-Books. Wann wachen die Verlage endlich auf? Enttäuscht halte ich nun wieder Papier in den Händen. |
11-03-2009, 06:58 AM | #2 |
The one and only
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Hm, dazu gibt es keine kurze Antwort.
Bücher/eBooks sind nichts, das man wirklich braucht. "Braucht" im Sinne von "um zu überleben". Wenn ein Verlag sich dazu entscheidet, ein Buch nicht als eBook zu bringen, muss man platt gesagt erst einmal damit leben. Das muss man ja auch, wenn sich kein Verlag entschließt, irgendeinen Bestseller aus dem Ausland auf den deutschen Markt zu bringen. Oder setzt man sich dann plötzlich hin, übersetzt den Roman und bringt ihn illegal in gedruckter Fassung auf den Markt? Gelegenheit macht Diebe. Gäbe es die technischen Möglichkeiten nicht, würde niemand überhaupt nur die Option erhalten, zum "Verbrecher" zu werden. Und deine Frage würde sich überhaupt nicht stellen. Nur weil etwas geht, heißt es ja noch lange nicht, dass man es nutzen muss bzw. darf. Vor allem, wenn es darum geht, ein so triviales Bedürfnis wie Unterhaltung zu stillen. Ja, das klingt beabsichtigt hart. Ich spiele gerne Videospiele. Nun gibt es Titel, die eben nicht für die PS 3, die Xbox 360 oder die Wii konvertiert werden. Damit muss ich leben. Oder mir die entsprechende Konsole kaufen. Oder einfach darauf verzichten. Sollte jemand ein Programm schreiben, das es einem erlaubt, eine PS 3-CD in den Computer zu schieben und sich daraus eine Xbox 360-Fassung brennen zu lassen, würde sich dieselbe Frage plötzlich stellen. Darf ich mir dann so eine angepasste Kopie erstellen, nur weil es technisch möglich ist? Moralisch gibt es dazu keinen Anspruch, rechtlich heißt die Antwort ganz klar: Nein. Wir haben in Deutschland sogar eine gesonderte Position mit der Möglichkeit zur Privatkopie. Es ist dir erlaubt, deine Bücher einzuscannen. Darauf zahlst du mit deinem Scanner schließlich auch eine Pauschalabgabe. Diesen Scan kannst du ohne Probleme auf deinem Reader verwenden. Wer wollte dich davon auch abhalten? Du darfst diesen Scan eben nur nicht über Usenet oder P2P verbreiten. Das ist natürlich ziemlich arbeitsaufwendig. Aber rechtlich soweit im grünen Bereich. Aber das macht vielen Lesern dann doch wiederum "zu viel Arbeit". Da ist Saugen natürlich leichter ... Ich kann dich als Leser sehr gut verstehen. Warum bringen die Verlage es einfach nicht fertig, ihr gesamtes Sortiment zu einem vernünftigen Preis als eBooks auf den Markt zu bringen? Gut Frage. Eine, die man den Verlagen direkt stellen muss. Und ihnen zu verstehen gibt, dass ihnen hier gerade ein Leser durch die Lappen gegangen ist. Dass sie ganz konkret Geld verloren haben. Geld, das sie durch den Verkauf des gedruckten Buchs nicht hereinholen, da dieser eine Kunde an der digitalen Fassung interessiert ist. Das - und nur das - muss man den Verlagen einbläuen. Täglich. Immer und immer wieder. Bis es ihnen weh tut. Bis sie es verstehen. Verinnerlichen. Nur sind es die Verlage, die entscheiden, was mit den Romanen/Sachbüchern/Fachbüchern geschieht. Nicht die Leser. Das wiederum müssen die Leser verstehen. Und akzeptieren. Oder sich selbst um die Rechte bemühen. Es gibt keinen moralischen Anspruch, sich einen Titel illegal zu besorgen, nur weil der Verlag zu stur ist, um selbst für das Angebot zu sorgen. An vielen älteren Romanen (20+ Jahre) dürften die Verlage selbst die Rechte gar nicht mehr halten. Also, selbst wenn sie wollten, dürften sie nicht so einfach eine eBook-Fassung bringen. Sie müssten die Lizenz erneuern (wenn da der Lizenzgeber mitspielt), die Übersetzung neu lizensieren oder eine neue anfertigen lassen, eine Druckvorlage erstellen, weil der Text in dem Alter nicht digital vorliegt, etc. Für eine eBook-Fassung alleine ein Aufwand, der sich nicht rechnet (wirklich nicht! Vielleicht in den USA mit dem Kindle. Aber nicht bei uns!). Und selbst wenn der Roman jüngeren Datums ist, kann es schlicht und ergreifend sein, dass ein Verlag überhaupt kein Nutzungsrecht an einer eBook-Fassung hat. Deswegen ist es einem Leser aber noch lange nicht gestattet, das Urheberrecht des Übersetzers zu missachten und eine eigene eBook-Fassung daraus zu erstellen. Zurück zu deiner Frage. Machen Verlage die Leser zum "Verbrecher"? Nein. Aber sie machen es einem bei dem Angebot, sich einen Titel sehr einfach illegal zu besorgen, nicht gerade leicht, ehrlich zu bleiben. Last edited by K-Thom; 11-03-2009 at 07:04 AM. |
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11-03-2009, 10:25 AM | #3 |
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Wenn nur die Verfügbarkeit der eBooks das Problem wäre. Hinzu kommt jedoch noch dass mit den illegalen eBooks oft die bessere Ware angeboten wird, ganz einfach weil der DRM Schutz fehlt.
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11-03-2009, 12:20 PM | #4 | |
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Mit der steigenden Verfügbarkeit von eBook-Readern (die scheinbar zu erwarten ist) wird auch exponential der Zugriff auf Raubkopien steigen. Und solange es kein wirklich attraktives legales Angebot gibt (ohne DRM, billiger als Papier-Bücher), wird sich auch das Unrechtsbewusstsein bei den Nutzern nicht entsprechend entwickeln.
Man kann nicht oft genug den Vergleich mit der Musikbranche ziehen und hoffen, dass man wenigstens einige ihrer Fehlerschritte im Fall der eBooks "überspringt". Es dürfte sich ja mittlerweile gezeigt haben, dass die Leute für DRM-freie, nicht überteuerte MP3s durchaus bereit sind Geld zu bezahlen. Wie das System derzeit krankt, zeigt etwa der im Rahmen der Frankfurter Buchmesse zirkulierende anonyme Brief "Libreka ungeschminkt". Dort heißt es unter anderem: Quote:
Außerdem macht der Brief vor allem eines klar: Die Verlagslandschaft scheint in weiten Teilen mit dem Thema Digitalisierung / eBooks überfordert zu sein. Es ist wohl schlichtweg nicht die notwendige Kompetenz und das nötige Engagement vorhanden, um ein wirklich tragfähiges Konzept auf die Beine stellen. Immerhin haben ja mittlerweile mehrere große Verlage eBook-Offensiven "angekündigt". Mal sehen, wie die Situation in einem Jahr aussieht Last edited by BlueMonkey; 11-04-2009 at 09:08 AM. Reason: Grammar |
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11-03-2009, 01:11 PM | #5 |
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Überrascht das denn? Bereits als ich zum ersten Mal von einem E-reader gelesen habe (kurz nach der Veröffentlichung des Kindles in den USA) kam die Behauptung auf, die Verlage werden die Fehler der Musikszene, deren DRM Wahn viele in die Illegalität getrieben hat, wahrscheinlich nachmachen, damals hielt ich das noch für Schwarzmalerei...
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11-03-2009, 01:54 PM | #6 |
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Eine Raubkopie von "The Hitchhiker's Guide To The Galaxy" hat für mich den eBookmarkt erst zugänglich gemacht. Seither habe ich das "Lesegeld" digital angelegt, nicht mehr in Zellulose. Insofern ein "Verlust" für Douglas Adams, aber ein Gewinn für die eBook Industrie.
Ich habe keine Hemmungen, ein Buch, das nicht digitalisiert wurde, im Darknet zu laden. Oder, wenn das eBook €35 kosten würde bei einer Paperback Variante um €4,99. Ansonsten unterstütze ich die Autoren wo es geht, oft kaufe ich die von mir "illegal" geladenen eBooks in Papierform für Freunde oder Familie. Das gleicht das "Gewissenskonto" ein wenig aus |
11-03-2009, 02:54 PM | #7 |
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Das wäre es doch - eigentlich eine ganz einfache Lösung: Blockbuster wie "Limit" oder "Das verlorene Symbol" kommen mit einem Downloadcode im pBook - in Verbindung mit einer eindeutigen Nummer von der Kaufquittung des pBooks kann man sich dieses Buch als eBook quasi als Sicherungskopie nachladen.
Ideen gibt es genug... Ansonsten halte ich es wie mores... |
11-03-2009, 03:17 PM | #8 |
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Hallo zusammen,
die Nichtverfügbarkeit von E-Books empfinde ich nicht als das Hauptproblem. Denn ich glaube, daß sich das Angebot im Laufe der Zeit verbessern wird, da muß man eben noch ein wenig Geduld haben, auch wenn es schwerfällt. Viel ärgerlicher finde ich das DRM, das einem ehrlichen Kunden nur unnötige Umstände macht. Heute wollte ich mir das kostenlose E-Book von Libreka herunterladen, da kam dann eine Fehlermeldung à la "Fehler beim Abrufen der Lizenz. Server-Kommunikationsproblem". Ist ja wohl mal wieder typisch! Bei den anderen kostenlosen E-Books, die ich mir von Libreka heruntergeladen habe, hat es noch geklappt. Aber diese Probleme mit dem Lizenzserver geben einen Vorgeschmack davon, wie abhängig man da als Buchkäufer ist. Mit DRM zeigt mir ein Verlag nur, daß er mich für unehrlich hält. Ich würde auch ein DRM-freies E-Book nicht unerlaubt kopieren oder ins Internet stellen. Aber der Verlag glaubt mir nicht, daß ich mich an die Gesetze halte. Wer mir nicht traut, der braucht sich nicht zu beschweren, wenn ich ihm auch nicht traue. Sollen sie doch ihre DRM-verseuchten Bücher selber kaufen. Allerdings gibt es unter den Verlagen auch welche, die einsichtiger sind, beispielsweise der Herderverlag; in der FAQ von http://www.herdershop24.de heißt es: "Sind Herder E-Books mit DRM versorgt? Nein. DRM, also Kontrolle der Verbreitung und Nutzung von E-Books, ist meist nicht nutzerfreundlich. Wir wollen aber, dass Sie Ihre E-Books bequem lesen können. Deshalb haben wir auf DRM verzichtet." Na also, geht doch. Ein echtes Negativ-Beispiel ist der UTB-Verlag, bei dem man die gekauften E-Books nicht einmal mehr herunterladen kann. Man darf sie nur online lesen (mittels Flashplayer). In den Lizenzbedingungen steht u.a., daß der Zugriff auf das E-Book überwacht wird, um sicherzustellen, daß man nicht gegen die Lizenzbedingungen verstößt (z.B. indem man die Zugangsdaten an andere Leute weitergibt). Wenn das die schöne neue E-Book-Welt sein soll, dann bleibe ich lieber bei meinen Papierbüchern. |
11-03-2009, 04:45 PM | #9 |
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DRM ist für den ehrlichen Kunden seit den INEPT-Skripten eigentlich kein Problem mehr, das hat man in wenigen Sekunden entfernt. OK, das erste Buch dauert vielleicht noch eine halbe Stunde, weil man Python eventuell nicht installiert hat, aber danach geht es völlig problemlos. Da das aber niemand weiß, hält der nutzlose DRM-Schutz leider noch viele von eBooks ganz allgemein ab… ):
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11-04-2009, 03:19 AM | #10 |
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Das is ja auch ein Hauptargument gegen DRM - es wird einfach keinen DRM-Schutz geben, der völlig sicher ist. Wenn es einen gäbe, dann würden die eBooks dadurch wahrscheinlich gänzlich unbrauchbar. Jeder DRM-Schutz wird geknackt werden - und wenn es nötig ist, werden halt ganze Bücher eingescannt und per OCR als Raubkopien verteilt, so wie es mit den ganzen Bestsellern geschehen ist, die es eh noch nicht als eBooks auf dem Markt gab.
Die Raubkopierer schreckt DRM eh nicht ab (die kriegen in der Regel ja nicht einmal etwas davon mit) - nur die ehrlichen Kunden... Last edited by BlueMonkey; 11-04-2009 at 09:05 AM. |
11-04-2009, 04:37 AM | #11 | |
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Klar, das ist eher eine theoretische Gefahr, weil ein Rechteinhaber normalerweise nicht wissen kann, was man im privaten Kreis macht. Aber jedenfalls kann das DRM einem den Spaß am E-Book-Lesen schon nachhaltig vermiesen. Bei Hörbüchern klappt das doch auch ohne DRM: da ist ein Kopierschutz der absolute Ausnahmefall. Deshalb ist die Handhabung von Hörbüchern auch so bequem: Man kann z.B. die CDs problemlos in MP3 umwandeln und auf seinem MP3-Player hören. Bei Papierbüchern gibt's ohnehin keinen Kopierschutz, nur bei E-Büchern wird man als Käufer mit diesem ärgerlichen und dabei auch noch völlig nutzlosen DRM gequält. |
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11-04-2009, 04:41 AM | #12 |
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Viele Verlage übersehen ja schlicht die Tatsache, dass so gut wie alle illegal erstellten Kopien ihrer Romane eben nicht Kopien der eBooks, sondern Kopien der Bücher sind!
Verlage müssten also erst einmal aufhören, gedruckte Bücher zu veröffentlichen, damit der DRM bei eBooks wirkungsvoller greifen könnte. Und spätestens bei diesem Gedanken müsste Verlagen bewusst sein, was für ein Unsinn DRM bei eBooks ist, um Raubkopien zu verhindern. |
11-04-2009, 04:49 AM | #13 | |
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11-04-2009, 05:52 AM | #14 |
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Die Verlage machen wirklich alle Fehler, die auch die Musikindustrie gemacht hat. Liest denn kein Entscheidungsträger hier und im restlichen Internet mit? (Oder lässt lesen?)
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11-04-2009, 08:57 AM | #15 |
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Lesen? Verlage? Wozu? Dazu hat man doch Lektoren ...
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