Other Fiction Klinck, Fanny: Die Sonnentochter. V1 [German] 30.11.2025

[brucewelch]

Der Roman "Die Sonnentochter" (1896, hier in der Ausgabe von ›Kürschners Bücherschatz‹ Nr. 29, 1897, 127 Seiten) von Fanny Klinck-Lütetsburg führt uns in die literarisch eher selten besuchte Hafenstadt Emden in Ostfriesland. Die Autorin durchleuchtet energisch das rigide patriarchalische Sozialgefüge dieses Ortes, in dem der Unterschied zwischen Arm und Reich gewaltig ist und gesellschaftliche Konventionen, Rang und Besitz alles sind. Die weibliche Hauptperson, die Tochter des Gastwirts "Zur Sonne", genannt "Sonnentochter", bildet da in jeder Beziehung eine Ausnahme, eckt so auch fortwährend an und droht um ihr ›Liebesglück‹ zu kommen. Indem wir uns an der Nordseeküste befinden, kann die Autorin das Buch mit einem mächtigen Show-down im Kampf mit den Naturgewalten beschließen, der auch für die beiden Hauptpersonen die Wendung herbeiführt. — Ein spannend und sehr anschaulich erzähltes Werk, das mit hoher Authentizität aufwartet, nie sentimental wird, sondern kritisch-ungeschminkt die herrschenden Zustände ins Bild bringt. Die Qualität des Romans dieser in MR neuen Autorin hat mich überrascht.

Textgewinnung qua eigenen OCRs der o.g. Ausgabe. Das Cover enthält eine Illustration von Oskar Herfurth (S. 35, die Stelle ist in den ›Editorischen Hinweisen‹ verlinkt): die männliche Hauptfigur befindet sich mit seiner Mutter ›Hinter der Mauer‹, einer Gasse im Armenviertel von Emden, um 'Werke der christlichen Nächstenliebe' zu verrichten. — (Ich hoffe übrigens, dass die hier zugrunde gelegte Ausgabe in ›Kürschners Bücherschatz‹ – die EA war leider nicht einsehbar – keine gekürzte Fassung darstellt; von der Arbeit an einem anderen Werk, das auch in dieser Reihe zum Zweitdruck gelangte, weiß ich, dass dies dort - und zwar massiv - der Fall war.)

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[Thalassa]

Originally Posted by brucewelch

(Ich hoffe übrigens, dass die hier zugrunde gelegte Ausgabe in ›Kürschners Bücherschatz‹ – die EA war leider nicht einsehbar – keine gekürzte Fassung darstellt; von der Arbeit an einem anderen Werk, das auch in dieser Reihe zum Zweitdruck gelangte, weiß ich, dass dies dort - und zwar massiv - der Fall war.)[/SIZE]

Hallo Bruce,

und das Digitalisat beim MDZ, das in der Werkübersicht der Autorin in der Wikipedia verlinkt ist (Deutsche Romanbibliothek, Stuttgart 1896)?

Habs mir eben mal als PDF-Datei runtergeladen, da hat das Werk 20 Kapitel und nicht 18, und nach dem Ende in der EPUB-Version folgt dort noch was.

[brucewelch]

Hallo Talassa,

wie konnte mir das entgehen?
Ein typisches Beispiel mangelhafter Recherche meinerseits, das Du einmal mehr kundig aufgespürt hast. Die Leser und ich sind Dir dankbar, dass auf die Erstausgabe hingewiesen wurde.
Meine Befürchtung hat sich somit bestätigt; ein eBook der EA wird es jedoch meinerseits nicht geben - ich bitte das zu entschuldigen. Wenn man rezeptionstheoretisch argumentieren wollte, könnte man allenfalls noch sagen, dass so die am weitesten verbreitete Ausgabe verwendet wurde — in meiner Absicht lag dies jedoch nicht.

Bruce

[Thalassa]

Hallo Bruce,

ich bin mir sicher, hier hat jeder volles Verständnis dafür, dass du keinen Nerv dazu hast, jetzt nachträglich auch noch den Riesenaufwand für die EA zu leisten...

Und falls sich jemand aus wissenschaftlicher Sicht dafür interessieren sollte, so stehen jetzt mit der MDZ- und deiner MR-Version ja beide auch für eine etwaige kontrastive Analyse zur Verfügung.

Dir vielen Dank fürs Bekanntmachen der Autorin hier auf MR und für die Zeit und Mühe, die du in die Buchproduktion investiert hast. Und mit dem rezeptionstheoretischen Argument am Schluss kriegst du auch noch wunderbar die Kurve, gefällt mir!