Other Non-Fiction Pezzl, Johann: Reise durch den Baierischen Kreis. (german) V1. 20 Feb 2014

[Frodok]

Johann Pezzl (30. November 1756 in Mallersdorf, südlich von Straubing – 9. Juni 1823 in Wien) war ein Schriftsteller und Bibliothekar.
Johann Pezzl gilt als radikaler, antiklerikaler Aufklärer, der zu seiner Zeit mit Voltaire verglichen wurde. Seit 1784 lebte er in Wien, wo er anfangs die Bibliothek des Wenzel Anton Graf Kaunitz betreute. In diesem Jahr erschien auch sein heute bekanntestes Buch "Reise durch den Baierischen Kreis". (aus Wikipedia)

Näheres über den Autor, siehe: Wikipedia

Reise durch den Baierischen Kreis. Salzburg und Leipzig, 1784.

Die Landmädchen sind meistens kurze, dicke Dingerchen, mit rothen Backen, die von Gesundheit und Munterkeit strotzen, und sich wie im Paradiese befinden, wenn sie Sonntags ihren Schatz Vormittag nach der Kirche, und Nachmittag auf den Tanzboden begleiten können. Glückliche Mädchen, die von den galanten Krankheiten der Städter nichts wissen, und sich ohne Grauen den Trieben der Liebe überlassen können! Wirklich habe ich fast allenthalben auf dem Lande bemerkt, daß man gar nicht wisse, daß eine Lustseuche in der Welt existire; welche glückliche Unwissenheit ich zum Theil dem wenigen Militäre in Bayern zuschreibe.
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Eine vorzüglich nützliche Anstalt der Akademie waren einige deutsche Wochen- und Monatschriften, darinn Gegenstände verschiedener Wissenschaften deutsch abgehandelt wurden, welches eine der ganzen Nation willkommene Sache war. Die meiste Wirkung thaten die Baierschen Sammlungen zum Unterricht und Vergnügen, die zwar meist nur für schöne Wissenschaften bestimmt waren, aber auch der Philosophie und Moral ein Plätzchen gönnten. Durch diese Sammlungen lernten die Baiern auch die guten protestantischen Schriftsteller kennen, fiengen an dieselben zu lesen, und dadurch begann der grosse Nebel der National-Ignoranz zu fallen. Eingeborne Baiern selbst fiengen an Beytrage zu liefern; und aus diesen, und aus einer grossen Zahl andrer bis auf unsere Tage erschienener Schriften von Baierschen Verfassern sieht das unparteyliche Publikum deutlich genug, daß die Baiern keine so finstere Köpfe seyen, wie einige Nachbarn derselben auszuposaunen belieben. Es geht dieser Nation wie der Spanischen; sie ist nicht dumm und verdorben; aber es fehlt an der Regierung.

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