Historical Fiction Schreiber, Alois Wilhelm: Der Waldbruder im Eichthale. V1 [German] 6.7.2025

[brucewelch]

"Der Waldbruder im Eichthale" (anonym 1794, 196 Seiten) von Alois Wilhelm Schreiber ist eines jener typischen Werke des 18. Jh., wo - ähnlich wie bei "Bianka Capello" - unsere Gattungsnormen versagen: ein Gemisch aus (ca. 85%) Drama, Erzählung und Lyrik - Schreiber selbst bezeichnet den Text im "Vorbericht" als »Rittergeschichte«. Dieser Typus genoss seit dem Erfolg von Goethes "Goetz von Berlichingen" (1773) ungebrochene Beliebtheit (siehe auch "Ulrich von Rosenstein" oder "Bliomberis" hier in MR). - Zeitlich befinden wir uns in den Jahren 1268/69; Graf Siegfried muss mit dem letzten Stauffer Konradin nach Italien. Seine frisch angetraute Irmengard überlässt er der Obhut seines Vasallen Gaffro, auf den übrigens die Schwester des Grafen, die Äbtissin von Frauenthal, scharf ist - Gaffro allerdings ist erotisch mehr an dem Objekt seiner Fürsorge, der Frau des Grafen, interessiert: Tja, 1794 ist, trotz 5 Jahren Französischer Revolution, das ›galante Zeitalter‹ noch nicht ganz vorbei. - Damit aber nicht genug, spickt Schreiber seine Rittergeschichte mit verschiedenen Morden, Kerkerszenen, Geisterbeschwörungen, unehelichen Kindern und eben auch mit der Idylle des ›Waldbruders im Eichthale‹; eine putzige Mischung, offensichtlich mit dem Virus der »gothic novel« infiziert: - historical trash reinsten Wassers, und sehr unterhaltsam.

Der zugrundeliegende PDF-Scan fand sich in der SUB Göttingen (einen herzlichen Gruß des Dankes dorthin); eigenes OCR &c. - Auf dem Cover befindet sich das Frontispiz der Vorlage: "Siegfried!—" - die Wiedersehensszene zwischen dem Grafen, Irmengard und dem kleinen Siegfried gen Schluss dieser Piece. - Es sind Schriften eingebettet. - Die Standard-Version führt dezent die Seitenziffern mit, die in der Genießeredition (_np) versteckt bleiben.

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