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Old 12-30-2009, 07:38 AM   #7
Almandin
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Für den normalen Rechtschreibanwender hat sich ja im Grunde nur die Eszett-Regel geändert, dazu kommen noch die Dreifachkonsonanten (Schifffahrt, helllicht usw.). Wenn man diese Änderungen beherrscht, dann reicht das für den Hausgebrauch eigentlich schon ganz gut aus - und diese Regeln sind ja auch ziemlich systematisch und deshalb recht einfach zu lernen. Insofern finde ich es auch nicht schlimm, wenn Kinder Bücher in älterer Rechtschreibung lesen, denn wenn sie erst einmal die neue Eszett-Regelung verinnerlicht haben, irritieren auch die "alten" Eszetts nicht mehr so, weil die Kinder ja wissen, wie man es heute schreiben würde.

Das Problem bei einer Rechtschreibmodernisierung eines Buches ist eben, daß man sich da sehr schnell blamieren kann, wenn man sich nicht wirklich auskennt. Kommaregeln, Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung, da lauern überall viele Fallstricke. Nichts ist schlimmer, nach langer, mühevoller Arbeit ein Buch zu produzieren, das dann von Rechtschreibfehlern wimmelt. Es haben sich ja gerade auch Wörter verändert, die nur in alten Büchern vorkommen, etwa "insonderheit", das nun "in Sonderheit" geschrieben wird. Früher hat man Kerzen "geschneuzt" (den Docht geputzt), eine "Schneuze" ist eine Lichtputzschere, aber wie schreibt man die nun heute? Mit ä oder mit e? Das ist nicht trivial, und wer für solche Detailfragen keinen Sinn hat, sollte die Finger von Rechtschreibungänderungen lassen.

Nachdem die Rechtschreibung 2006 zum letzten Mal revidiert wurde und die Wörterbücher neu gedruckt wurden, wurde die folgende Spitzfindigkeit zu meinem Lieblingsbeispiel:

1. Inzwischen soll er die Kartoffeln garkochen.
2. Inzwischen sollen die Kartoffeln garkochen.

Der erste Satz ist laut Duden (2006) und Wahrig (2006) korrekt, der zweite aber nicht. Im ersten Fall darf man "garkochen" zusammenschreiben, im zweiten Satz aber nicht, denn im einen Fall bezieht sich das Verb auf das Subjekt, im anderen auf das Objekt, und dieser grammatische Unterschied hat dann eben auch die genannten orthographischen Konsequenzen.

Interessant finde ich auch die Zusammenschreibung "nochmal", die in früheren Fassungungen der amtlichen Regelung (irrtümlich) auftauchte, dann aber wieder aus der amtlichen Regelung gestrichen wurde. Im Duden und im Wahrig steht aber "nochmal", glaube ich, immer noch drin, in den Ausgaben aus dem Jahr 2006 war es jedenfalls noch verzeichnet, obwohl diese Schreibung nicht der amtlichen Regelung entspricht.

Die (neue) Rechtschreibung ist also ein weites Feld, damit kann man sich unendlich lange beschäftigen, wenn man nichts besseres zu tun hat.

Ich würde, wie gesagt, die Bücher einfach in der Originalschreibung belassen, denn man wird ohnehin noch sehr lange mit Büchern in alter Rechtschreibung in Kontakt kommen. Als Kind habe ich auch alte Bücher in Fraktur gelesen, obwohl diese Schrift schon damals ganz außer Gebrauch geraten war. Das hat mir auch nicht geschadet oder mich verwirrt, obwohl ich natürlich anfangs große Schwierigkeiten mit dieser merkwürdigen Schrift hatte.
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