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Old 11-10-2012, 03:19 PM   #2
medard
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Das ist ein wirklich bemerkenswertes Buch. Ich bin mit Reiseliteratur aus dieser Werkepoche nicht sonderlich vertraut, aber was ich hier sehr auffällig finde ist, dass Forster überhaupt keine Anstrengung unternimmt, die von ihm besuchten Orte auch tatsächlich zu schildern oder zu beschreiben. Wie schaut es dort aus, wo schläft man, wie reist man von Ort zu Ort? - Dies alles spielt im Grunde keine Rolle.

Was für Forster wichtig ist: Seine Eindrücke bei der Betrachtung von Kunstwerken zu schildern. Er besucht die Kunstsäle in jedem Ort, bemüht sich aber nicht sonderlich die dort gezeigten Werke zu beschreiben. Ihm geht es vielmehr darum seine innerweltlichen Zustände beim Betrachten der Kunstwerke mitzuteilen.

Und das kann aus heutiger Sicht sehr interessant sein. Manchmal ist es sogar ein wenig witzig. Forster beschwert sich arg über den grässlichen Rubens und die gesamte flämische Malerei.. Das war für ihn wohl moderne Kunst, neumodisches Zeug. Abscheulich, grässlich, belästigend..

Forster ist allerdings ein aufgeklärter Zeitgenosse, der sich gegen Schwärmertum, auch religiöses, sehr klar abgrenzt. Aber wenn es religiöse Dinge gibt, dann müssen sie wenigstens seinen philosophisch-ästhetischen Neigungen entgegenkommen, und wenn sie das nicht tun (und in der Mehrzahl der Fälle haben sie tatsächlich die Frechheit, dies zu unterlassen), dann werden wir darüber seitenlang in Kenntnis gesetzt..

Quote:
Vergleichen, Ähnlichkeiten und Unterschiede bemerken, ist das Geschäft des Verstandes; schaffen kann nur die Einbildungskraft, und in dem Objektiven sich selbst genießen nur jene reine, innere Empfänglichkeit des Herzens, die ich, in der höheren, eigentlichen Bedeutung des Wortes, den Sinn nenne. Wir geben uns das Maaß unserer Kraft nicht selbst, mehren und mindern es nicht, bestimmen nicht einmal die Art ihrer Äußerung. Die Spontaneität unseres Wesens, vermittelst deren wir empfinden, ist die gemeinste; sie ist sogar eine thierische Eigenschaft, und beide, die Phantasie sowohl als der Verstand, setzen den Sinn voraus, ohne welchen sie leer und unwirksam blieben. Auch die Einbildungskraft hat man, wie mich dünkt, mit Recht, den Thieren in gewissem Grade zuerkannt, und daher der Urtheilskraft einen wesentlichen Vorzug vor ihr eingeräumt. Auf eine Rangstreitigkeit der Seelenkräfte wollen wir uns hier nicht einlassen, wenn man nur zugesteht, daß oft mit vieler Einsicht äußerst wenig Phantasie verbunden ist, hingegen die höchste, schöpferische Energie des Geistes, der methaphysische Bildungstrieb, wenn ich ihn so nennen darf, welcher neue Wesen hervorbringt, ohne Phantasie sich nicht denken läßt.
(Hervorhebungen von mir)
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