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Old 12-09-2011, 04:45 AM   #1
brucewelch
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Stehr, Hermann: Meta Konegen. V2 [German] 3.11.2019

Hermann Stehr wird am 16. Februar 1864 in Habelschwerdt in der Grafschaft Glatz, Schlesien, als fünftes Kind eines Sattlermeisters geboren. Nach der Volksschule und der Präparandenanstalt in Bad Landeck besucht er das Lehrerseminar in seiner Heimatstadt. Aufgrund seines kritischen Geistes versuchen die vorgesetzten Behörden ihn mit Strafversetzungen zu disziplinieren. Wegen angeblich ketzerischer, insbesondere sozialistischer oder demokratischer Anschauungen, steht er zeitweise sogar unter Polizeiaufsicht. 1894 heiratet er die Wirtstochter Hedwig Nentwig. Das Leben im abgelegenen Pohldorf ist von materiellen Sorgen und dem Tod mehrerer Kinder geprägt. Erst seine literarischen Erfolge erleichtern allmählich den Umgang mit der Schulbehörde. Stehr erhält 1910 in Wien den ›Bauernfeld-Preis‹. Nach 27 Jahren Schuldienst scheidet er 1911 wegen eines Ohrenleidens aus.
Ab 1915 ist er freier Schriftsteller mit Wohnsitz in Warmbrunn. Das Erscheinen des Erfolgsromans »Der Heiligenhof« 1918 befreit ihn aus seinen finanziellen Nöten, und er steigt zu einem gefeierten Dichter auf. 1919 erhält er den ›Johannes-Fastenrath-Preis‹ und den ›Schiller-Preis‹. In der Gründungsphase der Weimarer Republik wird Stehr als Wahlredner der Deutschen Demokratischen Partei für seinen Freund Walter Rathenau aktiv. Mit finanzieller Unterstützung seines Mäzens, des Textilunternehmers Max Pinkus, siedelt er sich in Schreiberhau an. 1926 wird er Gründungsmitglied der Preußischen Dichterakademie. Es folgen Auszeichnungen wie 1930 der ›Rathenau-Preis‹, 1932, die ›Goethe-Medaille‹, 1933 der ›Goethe-Preis der Stadt Frankfurt‹, 1934 der ›Reichsadlerschild‹.
Seit Mitte der 20er-Jahre nähert sich Stehr zunehmend der deutsch-nationalen Weltanschauung an. Nach der »Machtergreifung« der Nationalsozialisten ist er weiterhin Mitglied der »gesäuberten« Dichterakademie. Im August 1934 unterzeichnet er nach Hindenburgs Tod den Aufruf zur Zusammenlegung des Amts des Reichspräsidenten und Reichskanzlers in der Person Hitlers. Ebenso rechtfertigt er in einem Zeitungsartikel die Legalisierung der Morde anlässlich des sog. »Röhm-Putsches«. Der nationalsozialistische Kulturbetrieb feiert Stehr als »Künder der deutschen Seele« und preist ihn wegen seiner »völkischen Erdverbundenheit«, doch entzieht er sich weitgehend der Vereinnahmung und verfasst auch keine Lobgesänge auf Adolf Hitler.
Am 11. September 1940 stirbt Stehr und wird am 15. September 1940 auf dem Floriansberg gegenüber seiner Vaterstadt Habelschwerdt bestattet.

Hermann Stehr verkörpert mit seinem beachtenswerten Frühwerk (1898-1905) eine besondere Spielart des Impressionismus, die den »Naturalismus des Innenlebens« stofflich mit Themen der Heimatkunstbewegung verknüpft. Für sein einziges Drama "Meta Konegen" (1904) gilt letzteres freilich nicht; vielmehr handelt es sich hierbei um eine Fallfrucht vom Baume Henrik Ibsen und ein im Wesentlichen dem zeitgenössischen Naturalismus verpflichtetes Werk, dessen Existenz sich wohl nicht zuletzt der Freundschaft des Dichters mit dem Landsmann und prominenten Dramatiker Gerhart Hauptmann verdankt.
Ein Breslauer Professor, 39 Jahre alt, hat sich mit seiner Familie in die schlesische Bergeinsamkeit zurückgezogen, um sich ganz seinem pädagogischen Reformwerk zu widmen; dabei vernachlässigt er in seinem realitätsflüchtigen Idealismus schon seit längerem sträflich seine attraktive 26jährige Frau Meta, deren Verlangen nach sensueller und sexueller Zuwendung von ihrem Mann lediglich als vazierende Triebhaftigkeit und vor allem als störend empfunden wird. Da gibt es jedoch noch einen sehr interessierten musikalischen Neffen Konegens, der gerade auf Besuch weilt; ferner lässt der ortsansässige Pfarrer die Sittlichkeit des Hauses Konegens durch dessen Dienstmädchen bespitzeln, weil die Kirche des Professors Reformpläne als atheistischen Angriff auf ihre Prädominanz in Sachen Erziehung deutet... So nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Das Drama spiegelt durchaus Stehrs persönliche Erlebnisse. Unter dem Eindruck des raschen Todes drei Kinder hatte er Befreiung in seiner Novelle "Das letzte Kind" (1903) gesucht, die dem Schulmeister wegen ihres undogmatischen religiösen Inhalts den Entzug des katholischen Religionsunterrichts eingebracht hatte.
Auf "Meta Konegen" setzte Stehr nach bisher fehlgeschlagenen Erwartungen auf den Publikumserfolg große Hoffnung; die Aufführung 1905 wurde jedoch zum großen Fiasko - das Drama wurde kritisiert als kompositorisch fragwürdig, in den technischen Details unbeholfen und in der tragischen Verstrickung als unzureichend motiviert. Gewiss - auf dem Gebiet der dramatischen Kunst lag Stehrs Begabung eindeutig nicht. Liest man das Werk allerdings sozusagen als dialogisierte Novelle, kann man auch zu anderen Urteilen gelangen. Einblicke in das kulturelle und soziale Klima einer der östlichen preußischen Provinzen gewährt es jedenfalls nahezu authentisch.

Das eingestellte ebook beruht auf eigener Digitalisierung auf der Basis des Erstdrucks.
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