Ernst Freiherr von
Bibra (9. Juni 1806 in Schwebheim – 5. Juni 1878 in Nürnberg) war ein deutscher Naturforscher und Schriftsteller. (aus Wikipedia)
Reiseskizzen und Novellen. 4 Bände. Jena und Leipzig, bei Hermann Costenoble. 1864.
Eine bunte Mischung von Novellen aus der fränkischen Heimat und Reiseskizzen – zumeist aus Südamerika.
Quote:
"La calzada!"
Gleichzeitig sah der Letztere, daß das Maulthier des Negers einige Augenblicke lang steil anstieg, hierauf folgte das Thier Wessen's, und dann die ihm folgenden Saumthiere, und man befand sich jetzt: en la calzada, auf dem Knüppeldamme, der ehedem von den Spaniern erbaut worden war, früher berühmt, später berüchtigt, jetzt ohne Zweifel bald vergessen.
Sehen wir aber nur ein wenig, was es mit diesem Knüppeldamme für eine Bewandtniß hatte, und lassen wir Wessen einstweilen seinen angenehmen Ritt auf demselben allein fortsetzen.
Die Spanier hatten vor Zeiten mit unendlichen Anstrengungen diesen Weg hergestellt, um jene von jeher ihres ungesunden Klimas halber berüchtigte Stelle rascher, oder wohl auch überhaupt nur passiren zu können.
Es ist eine etwa fünfzehn bis achtzehn Stunden lang sich mit wenig Unterbrechungen über Sumpf oder Schluchten hinweg ziehende Brücke, auf eingerammten starken Pfählen und oben mit Baumstämmen belegt.
Ohne Zweifel bot dieser Damm früher den Reisenden Sicherheit, jetzt aber, oder zu der Zeit, in welcher Wessen ihn betrat, war derselbe ein Conglomerat aller möglichen Unannehmlichkeiten, Widerwärtigkeiten und selbst Gefahren, welche überhaupt etwas, das man Weg nennt, zu bieten im Stande ist.
Schadhaft im höchsten Grade, da Niemand seit länger als hundert Jahren mehr daran dachte, ihn auszubessern, oder dies höchstens durch einige ohne alle Sorgfalt auf denselben geworfene Holzstücke geschah, finden sich häufig Lücken in demselben, welche das Maulthier überspringen muß, nicht selten auf die Gefahr hin, in den unten befindlichen Sumpf oder auf felsigen Grund zu stürzen. Dann treten nur zu oft die Thiere, trotz ihrer Uebung und Gewandtheit, zwischen den lose aufgelegten Knüppeln hindurch, bleiben stecken, oder verletzen sich an den Füßen, so daß sie störrig werden und lange Zeit nicht bewogen werden können, ihren Weg fortzusetzen.
Bisweilen bricht bei solchen Gelegenheiten das Thier ein Bein, oder beschädigt sich dermaßen, daß es untüchtig ist zur weiteren Reise. Dann treten mehr oder weniger ernstliche Verlegenheiten ein: man muß einen Theil des Gepäcks liegen lassen und häufig dem Besitzer des Maulthieres übertriebene Summen als Schadenersatz zahlen.
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