Isolde Kurz, Tochter des Dichters
Hermann Kurz, hat zumindest
ein Werk veröffentlicht, das noch heute zu lesen lohnt, ihre 1890 erschienenen Renaissance-Novellen.
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Spoiler:
Der Wikipedia-Artikel über Isolde Kurz bemerkt am Ende:
Im Juni 1933 wurde Isolde Kurz in die nach dem Willen der NSDAP neu strukturierte Preußische Akademie der Künste berufen. Nach Ansicht des Literaturkritikers Tilman Krause hatte Kurz in der Zeit des Nationalsozialismus kaum Schwierigkeiten, „sich auf den "neuen Geist" einzuschwingen“. Zum 50. Geburtstag des Führers schrieb sie eine Eloge, aus Joseph Goebbels Hand nahm sie an ihrem neunzigsten Geburtstag hochbefriedigt die Goethe-Medaille entgegen.
Die Darstellung in
fembio.org schweigt sich hierüber verlegen aus. -
Man könnte noch hinzufügen, dass die Autorin sich bereits 1916 mit ihren Kriegsgedichten "Schwert aus der Scheide" nationalistisch positioniert hatte. Es darf aber nicht vergessen werden, dass sie in den WK I-Jahren damit ganz und gar nicht alleine steht, nicht einmal als
weibliche Autorin. Was ihre Haltung zum NS angeht, so war sie 1933 immerhin bereits 80 Jahre alt. Wie wenig klar die älteren Semester damals z.T. gesehen haben, bestätigen die Beispiele von Hermann Stehr, Emil Strauß u.a. Eine Entschuldigung soll dies durchaus nicht sein, denn es ist keineswegs ausgeschlossen, dass Isolde Kurz schon vor 1933 Symptome eines "Kryptofaschismus" aufwies; Werke wie "Der Ruf des Pan" (1929) geben schon zu denken.
Selbst die "Florentiner Novellen" können in solche Zusammenhänge gestellt werden. Schließlich waren in der Epoche der
décadence die vermeintlich starken Gestalten der Renaissance sehr beliebt, nachdem 1877 der Rassist Arthur de Gobineau seine historischen Szenen "Renaissance" veröffentlicht hatte. Dazu passt wiederum Kurz' Bekanntschaft mit Gabriele D’Annunzio, dem Mentor Mussolinis, um die Jahrhundertwende. -
Dennoch bleiben Erwägungen dieser Art zuletzt äußerst spekulativ. Wenn sie hier - wenigstens "gespoilert" - auftauchen, so aus dem Bewusstsein der Problematik dieser Autorin, die man trotz ihrer hypertrophen Antiken- und Italien-Verehrung gewiss nicht einfach grundsätzlich als "unpolitisch" exkulpieren darf.
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