View Single Post
Old 01-06-2013, 08:21 AM   #1627
brucewelch
1►2pa®a¤d’♫ce
brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.brucewelch ought to be getting tired of karma fortunes by now.
 
brucewelch's Avatar
 
Posts: 2,628
Karma: 23374904
Join Date: Sep 2010
Device: <div class="div">
Interessant, wie dieser Thread hier aus dem Gleis zu laufen scheint. Tut mir inzwischen fast leid, dass ich vor einer ganzen Reihe von Posts hierzu etwas beigetragen habe. Nun scheint es jedoch kein "Zurück" mehr zu geben. -
Den gegenwärtigen Streit hat brauronios in Gang gesetzt. Er schrieb u.a.

Quote:
Originally Posted by brauronios View Post
... Medards Bemerkungen sind absolut sinnvoll. Sie treffen hier den Hauptpunkt. ... Was editorische Qualität angeht, gibt es kein einziges Kriterium. Man kann verschiedene Niveaus und damit verschiedene Kriterien unterscheiden.
Zu Punkt 1: Mir ist nichts dergleichen aufgefallen.
Zu Punkt 2: Nein, natürlich gibt es kein einziges Kriterium für editorisches Handeln; es gibt selbstverständlich für verantwortliches Edieren (nicht etwa "Editieren") ein ganzes Bündel von Normen - aber an oberster Stelle steht immer der Gedanke der Werktreue. Diese kann unterschiedlich erreicht werden.
Einen Text edieren ist grundsätzlich strukturell verschieden von der Aufführung eines musikalischen oder theatralischen Werkes. Hier kann und muss es zahlreiche Interpretationen geben, ob ich z.B. Mozart mit historischen Instrumenten spiele oder für Brahms-Sinfonien den Streichern das Vibrato abgewöhne, von Tempi, Crescendi etc. ganz zu schweigen. Die Präsenz des Werkes konizidiert hier unweigerlich mit der Interpretation der Ausführenden.
Die Präsenz des literarischen Werkes dagegen findet im Vollzug des Leseprozesses statt. Textedition stellt sich deshalb, wenn sie verantwortlich vorgenommen wird, primär in den Dienst des Textes selbst und berücksichtigt erst in zweiter Linie den je gegenwärtigen Leser. Letzteres berechtigt Fachleute, z.B. behutsam Anpassungen an gegenwärtige Rechtschreibnormen durchzuführen.
Gegen die Einhaltung einschlägiger Editionsregeln den Streit von Fachleuten geltend zu machen, wirkt erheiternd; in der Medizin, wo es um Leben und Tod gehen kann, sind die Kontroversen kaum weniger heftig; gehen darum die Menschen nicht mehr zum Arzt?
Die Rede, dass man, um bei der Textedition die Autorintention nicht zu beschädigen, dieselbe erst einmal kennen müsse, ist wiederum ein bedauerlicher Kurzschluss (der mich ebenso sprachlos gemacht hat wie Versuche, mir hier - zwischen Voluntarismus und Indiferrentismus schwankend - die Problematik der Editionstechnik klarzumachen). Textedition interpretiert idealerweise eben nicht, wenn sie weiß, was sie tut, sondern stellt ein zu interpretierendes Werk bereit. Um das Beispiel Kleist noch einmal aufzugreifen: Wenn der Herausgeber meint, dass er berechtigt sei, die Zeichensetzung dieses Dichters schlankweg an das Regularium der Gegenwart anzupassen, greift er nolens volens in die Autorintention ein, die er für eine solche Verschlimmbesserung gar nicht zu kennen braucht, und handelt unverantwortlich.
Ich antizipiere gleich hier die Kritik an dieser Überlegung: "Aber hör mal, jede editorische Entscheidung ist doch immer zugleich Interpretation des Werkes." Natürlich. Der Mensch ist fehlbar, auch der Papst hat sich in den über 2000 Jahren nicht immer als Stellvertreter Gottes erwiesen. Deshalb aber gleich ein Prinzip aufgeben, bloß weil das Ideal nicht immer erreicht werden kann? (Wobei ich hier nicht den Papst meine ...)
Was bei völlig unreflektierten Texteditionen herauskommt, zeigt z.B. die "Bamberger Ausgabe" der Werke Karl Mays. Ich wähle hier bewusst einen Autor aus der dritten Bedeutungsreihe. Arno Schmidt, ein relevanter Autor und großer May-Kenner, hat berechnet, dass die Verfälschung der Texte dort im günstigsten Fall bei 5% liegt, in aller Regel aber bedeutend höher. Die darin obwaltende Willkür ist unermeßlich und völlig verantwortungslos.
Was für einen Autor dritten Ranges gilt, darf der Verfasser aus der ersten und zweiten Reihe erst recht auch nach seinem Tod für sich in Anspruch nehmen: dass seine Texte in gültiger statt in willkürlicher Form vorgelegt werden.
Wenn in MR jeder Texte in jedweder Form hochladen kann, ist das eine schöne Sache und bietet manchem ein wichtiges Betätigungsfeld. Hier veranstaltete Editionen wahren jedoch prinzipiell privaten Charakter und bringen keinen Tatbestand hervor wie beispielsweise die Weimarer Ausgabe der Werke Goethes, an der man nicht mehr vorbeikam, nachdem sie einmal da war. Nur ist zu beobachten, dass von einigen hier eingestellten eBooks doch sehr zahlreiche Downloads erfolgen. Nehmen wir einmal an, dass sie nicht in irgendeinem digitalen Archiv elektronisch verstauben, sondern gelesen werden, so erwächst m.E. hieraus ein klarer Auftrag: der Nutzer erwartet, dass es sich um gültige Texte handle.
Diesem Auftrag möchte ich versuchen weiter gerecht zu werden.

Last edited by brucewelch; 01-06-2013 at 08:33 AM.
brucewelch is offline   Reply With Quote