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Old 09-13-2009, 06:26 AM   #1
K-Thom
The one and only
K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.K-Thom ought to be getting tired of karma fortunes by now.
 
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Testbericht zum Pocketbook 360°

Vorbemerkung

Diesen Testbericht habe ich auf Wunsch von Forkosigan aus dem "Pocketbook 360°"-Thread ausgegliedert., da er inmitten der Diskussion wirklich etwas untergeht. Ich hoffe, das ist für die Moderatoren in Ordnung.

Das mir vorliegende Gerät ist ein Vorab-Testgerät, das mir von Pocketbook zur Verfügung gestellt wurde. Die ausgelieferten Geräte an die Endkunden können sich also in ihren Features noch unterscheiden.

Kurzbeschreibung
Das Pocketbook 360° ist ein 5-Zoll E-Ink-Lesegerät mit 3D-Accelerometer.

Detailinformationen des Herstellers
•Betriebsystem Linux 2.6 OS
•Prozessor 400MHz
•RAM 64 MB
•Display 5” Eink® Vizplex, 600x800, 200 dpi, B&W
•Akku Li-Polymer (1000 mAh) für bis zu 7000 Seiten, pro Akkuladung
• microSD, SDHC-Karte bis 4GB
• Formate: FB2, TXT, PDF, DJVU, RTF, HTML, PRC, CHM, EPUB, DOC, JPEG, BMP, GIF
• 3D-Accelerometer/integrated 3D accelerometer for automatic orientation detection (automatische Wechsel der Seitenorientierung)
• Abmessungen: 118 х 140 х 12 mm, (ohne Deckel - 118 х 140 х 10 mm)
• Gewicht (mit Deckel): ca. 180 g (ohne Deckel ca. 150 g)

Lieferumfang
- Pocketbook 360° samt Frontdeckel
- robuste (Kunst?)Ledertasche mit Magnetverschluss
- USB-Verbindungskabel
- USB-Netzadapter
- Handschlaufe
- Handbuch (in meiner Version auf Ukrainisch, eine deutsche PDF-Vorabversion habe ich per Mail von Forkosigan erhalten) plus Garantieschein



Die Hardware
Das erste, das beim Betrachten des Pocketbook 360° auffällt, ist der ungewöhnliche Frontdeckel - eine schalenartige Abdeckung aus hartem Plastik mit einem Reliefmuster, durch die das Display des Lesegeräts auch dann geschützt ist, wenn man das Gerät nicht in der Ledertasche verstaut.
Der Deckel ist so gestaltet, dass er an mehreren Stellen an der Umrandung des Pocketbook 360° einrastet. Praktischerweise lässt sich der Deckel nach dem Abnehmen ebenso auf der Rückseite des Geräts anbringen, so dass man nicht Gefahr läuft, ihn zu verlieren. Das Abnehmen und wieder Anstecken ist etwas gewöhnungsbedürftig, dafür hält der Deckel aber auch sicher.
An der Oberkante des Geräts befinden sich der An-/Aus-Schalter und das Schubfach für eine microSD-Karte. Der An-/Aus-Schalter dient bei kurzem Drücken auch als Sperrtaste, um z.B. ein versehentliches Weiter”blättern” zu verhindern, wenn man das Gerät vorübergehend aus der Hand legt. An der Unterkante befindet sich der USB-Anschluss ohne besondere Abdeckung. Auch der Frontdeckel verdeckt den Anschluss nicht.

Ein weiteres auffälliges Merkmal sind die beiden großen Bedienflächen neben dem Display des Pocketbook 360°. Für mich waren sie einer der größten Pluspunkte beim Design des Geräts, stellen sich aber nach längerer Benutzung als eine der ärgerlichsten Schwachstellen heraus.
Beide Tasten sind keine richtigen Knöpfe mit festem Druckpunkt, sondern an drei Ecken ausgestanzte Druckflächen, die einen darunter liegenden Schalter betätigen. Zum einen führt das schon nach relativ kurzer Zeit zu einem Verschleiß an der vierten Seite. Auf dem schwarzen Gehäuse ist eine dünne Nahtlinie zu sehen. Wie haltbar das Material auf Dauer ist, um nicht irgendwann zu brechen, muss sich zeigen. Zum zweiten sind diese Druckflächen relativ laut. Sie knacken bzw. klicken richtig, und das habe ich so deutlich noch bei keinem anderen Lesegerät gehört. Der dritte wirklich störende Punkt dabei ist, dass die Druckfläche keinen gleichmäßigen Druckpunkt hat, sondern man muss doch gezielt auf die breiteste Ecke drücken, um eine Reaktion zu erreichen. Drückt man etwas weiter unten oder innen, reagiert das Gerät schlicht nicht. Hier wurde leider viel Potenzial verschenkt.
Daher habe ich mich sehr schnell daran gewöhnt, alles über den mittleren (leiseren) Knopf zwischen den beiden Druckflächen zu bedienen. Dieser mittlere Knopf besitzt eine zusätzliche äußere Navigationstaste, um oben, unten, links und rechts auszuwählen.
Vitaly Siratskii, Vice Preisdent von Pocketbook, hat mir auf der IFA erzählt, dass sie auf dieses Problem bereits von anderen Usern angesprochen worden seien und deshalb bei kommenden Geräten das Gehäuse dahingehend abgeändert wird, dass die Druckflächen leichter reagieren.

Die Verarbeitung des Geräts macht - zumindest bei meinem Testgerät - einen etwas billigen Eindruck. Das Plastik “knarzt” etwas, wenn man das Gerät etwas kräftiger in die Hand nimmt. Nachdem ich auf der IFA nun mehrere der endgültigen Modelle in der Hand hatte, scheint das offenbar ausschließlich am Testmodell gelegen zu haben. Insgesamt ist das Pocketbook 360° sehr handlich, ergonomisch gut durchdacht, vom Gewicht her nicht zu leicht (ich will etwas in der Hand spüren), und es passt ohne Ledertasche locker in eine vordere oder hintere Hosentasche. Ein richtiges “Pocket”book also.

Da das Pocketbook 360° ca. zur Hälfte aufgeladen war, konnte ich mich auch sofort an den Test machen. Sehr vorbildlich fand ich an dieser Stelle, dass Pocketbook einen USB-Netzadapter beilegt! Etwas, das ich bei vielen anderen Anbietern schmerzlich vermisse. Ich hätte das Gerät also auch ohne Umweg über den PC direkt aufladen können.



Die Software
Nach dem Anschalten dauert es ca. 10 Sekunden, bis das Hauptmenü erscheint. Auch nachdem ich mehrere eBooks hochgeladen habe, hat sich diese Startzeit nicht merklich verlängert.
Im Menü “Einstellungen” lässt sich das Startbild offenbar auch selbst festlegen. Leider ist es mir nicht gelungen, die beiden Standardbilder durch eigene zu ergänzen. Vielleicht lag es am gewählten Dateiformat, den Abmessungen oder der Dateigröße. Vielleicht habe ich den Absatz im Handbuch schlicht übersehen.
Diese Konfigurationsmöglichkeit zeigt aber bereits hier die Vielfalt der Einstellungsmöglichkeiten, die sich dem User mit dem Pocketbook 360° bieten.

Es erscheint ein übersichtliches Menü, das durch neun Icons gekennzeichnet ist. Am unteren Ende werden Datum, Uhrzeit und Akkustand angezeigt, am oberen Ende findet sich ein extra Menüpunkt, mit dem sich die jeweils letzten beiden eBooks durch Direktauswahl sofort ansteuern lassen. Sehr angenehm! All diese Anzeigen sind aber – wie vieles andere auch – frei konfigurierbar.

Diese Konfigurationen werden über „Einstellungen“ ausgewählt. Hier lassen sich über zahlreiche Menüpunkte alle Änderungen vornehmen. Das Pocketbook 360° wird mit den Sprachen Englisch, Deutsch, Russisch, Weißrussisch, Ukrainisch und sogar Hebräisch ausgeliefert.
In einem Untermenü „Aussehen“ lassen sich z.B. die (auch selbst hinzufügbaren) Schriftarten auswählen, die Darstellung des Bücherregals in Listenform oder Covern (werden nicht bei allen Formaten angezeigt), die Accelerometer-Ausrichtung ein- und ausschalten oder per Tastendruck manuell umstellen.
Über das Untermenü „Tastenkonfiguration“ können allen Tasten so gut wie alle Eigenschaften völlig frei zugeordnet werden. In diesem Umfang und dieser Bedienbarkeit habe ich das noch auf keinem anderen Gerät erlebt. Absolut vorbildlich!
Seltsamerweise wird der graue Hintergrund im Menü manchmal heller, was bei der Auswahl von kleinen Kontextmenüs zu unschönen tiefgrauen Schatten führt. Kehrt man aber zu den eBooks zurück, ist dieses „ghosting“ verschwunden.



Über den Menüpunkt „Bücher“ werden die eBooks verwaltet. Das freie Anlegen von Ordnern und Unterordnern ist für das Pocketbook 360° überhaupt kein Problem. Diese können allerdings ausschließlich über den PC im Explorer angelegt werden, nicht auf dem Lesegerät selbst. Löschen dagegen kann man sie direkt.
Auch hier lassen sich durch ein Kontextmenü zahlreiche weitere Funktionen zur Sortierung, Anordnung oder Ansicht sowohl auf der Ordnerebene wie auch für die einzelnen eBooks auswählen. Eine Suchfunktion über eine etwas umständlich zu bedienende virtuelle Tastatur erlaubt das Suchen in einzelnen Ordnern.

Für viele User sind Wörterbücher ja ein wichtiges Kaufkriterium bei einem Lesegerät. Von Haus aus hat das Pocketbook 360° bereits zwei Wörterbücher vorinstalliert, per Mail bekam ich nochmals drei weitere zugeschickt. Ob Pocketbook diese Vielzahl an Wörterbüchern vorinstallieren oder per Download anbieten wird, kann ich nicht sagen.
Diese Wörterbücher lassen sich als eigener Menüpunkt unabhängig von einem eBook aufrufen, ihren eigentlichen Sinn haben sie natürlich beim Lesen eines Textes.
Über ein Kontextmenü kann das Wörterbuch aufgerufen werden. Es wird dann etwa im unteren Seitendrittel über den Text gelegt. Per Navigationstaste „wandert“ man durch den eBook-Text, während das Wörterbuch fließend umspringt und den entsprechenden Eintrag anzeigt. Sollte der Begriff nicht vorhanden sein, legt man ihn entweder selbst neu an oder springt zum nächsten Wörterbuch und sieht dort nach.

Das Pocketbook 360° beherrscht auch eine Notizfunktion, nur muss ich ehrlich zugeben, dass ich mit dieser überhaupt nicht zurechtgekommen bin. Während sich mir alle anderen Menüpunkte intuitiv erschlossen haben, habe ich bis jetzt nicht verstanden, wie die Notizfunktion nun funktioniert.
Vorgesehen ist, dass sich eine Textstelle markieren und mit einem Kommentar versehen lässt. Vielleicht ist hier in meiner Firmware-Version noch ein Bug oder ich war einfach nicht in der Lage, dieses Feature zu aktivieren. Tut mir leid.

Weitere Menüpunkte sind
Bilder: Für die Anzeige einzelner Bilder ein nettes, aber nicht wirklich wichtiges Feature. Da sich aber auch hier Unterordner anlegen lassen, ist dieser Menüpunkt für Manga-Leser, die mehrere Serien anlegen wollen, sehr von Nutzen.
Favoriten: Einzelne eBooks, eBook-Ordner oder Bilder lassen sich als Favoriten abspeichern und so schneller aufrufen. Da die Reaktionszeit des Pocketbook 360° aber sehr schnell ist und die Ordnerstruktur übersichtlich ist, ein nettes, aber nicht notwendiges Feature
Software: Vier Spiele – Patience, Schach (mit Bugs, zumindest bei meinem Testgerät), Schiffe versenken und Sudoku (nett umgesetzt) –, ein Taschenrechner, eine Uhr (die dann das gesamte Display einnimmt) und erneut eine Möglichkeit, die Wörterbücher aufzurufen
Nachrichten: für RSS Feeds – für mich ohne WiFi nicht wirklich notwendig
Kalender: Ohne Organizer-Funktionen eher nutzlos

In allen Menüs werden durch kleine Hilfstexte die vorhandenen Optionen ständig klar ersichtlich angezeigt; ein Blick ins Handbuch erübrigt sich daher weitestgehend.

Das eigentliche Lesen der eBooks
Derzeit werden alle Formate über den FBReader dargestellt. Das bedeutet vor allem, dass die in Europa und den USA aktuell üblichen DRM-ePub und -PRC nicht angezeigt werden.
Pocketbook arbeitet bereits an einem Firmware-Update, das DRM-ePub wiedergibt und in den nächsten Wochen erscheinen soll. Ein abschließender direkter Vergleich z.B. zum Cybook Opus oder dem BeBook Mini ist derzeit also noch nicht möglich.
Es bleibt zu hoffen, dass dieses Update schnell kommt, denn im aktuellen Zustand wird sich das Pocketbook 360° durch die fehlende DRM-Unterstützung auf den Märkten in Europa und den USA nur sehr schwer behaupten können. In Osteuropa sind DRM-Mechanismen schlichtweg nicht verbreitet – man kann sich daher allerdings auch fragen, welche Leser nun eigentlich besser dran sind …

Der FBReader verarbeitet viele Formate, aber am besten nun einmal das in Europa und den USA fast völlig unbekannte eigene FB2-Format.
ePub und PRC lassen sich anzeigen, allerdings mit einigen Mängeln. So werden Cover nicht angezeigt, wenn sie als Coverdatei eingebunden sind (also nicht in den laufenden Fließtext). Ebenso werden einfachste HTML-Formatierungen in beiden Formaten nicht angezeigt, was den optischen Genuss doch deutlich trübt.
Auch hier ist also das Firmware-Update also eine wichtige Voraussetzung, um westliche Käufer zu erreichen.
PDF-Dateien werden dagegen für ein 5-Zoll-Gerät erstaunlich gut dargestellt. Über das Kontextmenü lassen sich fünf verschiedene Darstellungsformen (u.a. Breite, Fließtext) auswählen, was zusammen mit der Ausrichtung über den 3D-Accelerometer bei Text-PDFs eine gute Kombinationsvielfalt bietet.
Verblüffenderweise stellt der FBReader von allen Dateiformaten die TXT-Dateien am gefälligsten dar, z.B. mit eingerückten ersten Zeilen oder zentrierten Überschriften.

Standardgemäß ist der Navigationsknopf um den mittleren Knopf so angelegt, dass man mit ihm wie zu erwarten mit links und rechts vor- und zurückblättert. Nach oben und unten verändert man mit einem Tastendruck die Größe der Schrift in insgesamt bis zu fünf Stufen. Das Aufrufen der Schriftgröße über ein Untermenü erübrigt sich also völlig!
Dreht man das Pocketbook 360° werden automatisch alle Richtungstasten über das Accelerometer neu ausgerichtet. Eine sehr schöne, vom User intuitiv erfassbare Funktion!

Abgesehen von dem Schwächen bei der Umsetzung von Formatierungvorgaben ist die Darstellung des eigentlichen Textes im Pocketbook 360° tadellos.
Das Umblättern erfolgt angenehm schnell, Buchstaben werden selbst bei kleiner Schriftgröße völlig klar und scharf wiedergegeben. Der Kontrast zwischen Display und Text entspricht absolut anderen Geräten auf dem Markt.



Die Textstelle im eBook wird gleichzeitig über Seitenzahlen und einen Fortschrittsbalken samt Prozentangabe angezeigt. Auch hier beweist das Pocketbook 360°, dass man auf so viele Userwünsche wie möglich eingegangen ist und es verstanden hat, sie auf kleinstem Raum noch ansprechend umzusetzen.

Der Akku hat auch nach gut drei Wochen (nicht sehr intensiven Lesens) nur so viel nachgelassen, wie man es von einem aktuellen Gerät erwarten möchte. Das Pocketbook 360° ist also alles andere als ein Stromfresser und daher absolut urlaubstauglich.

Fazit
Das Gehäuse ist nicht optimal umgesetzt. Die fehlende DRM-Unterstützung ist aktuell die größte Schwäche des Pocketbook 360°. Bekommt man das Gerät direkt aus der Ukraine, muss man mit hohen Einfuhrgebühren rechnen (bei mir ca. 60 Euro). Das sind ganz deutliche Nachteile gegenüber den Geräten anderer Hersteller.

Dafür bietet das Pocketbook 360° die durchdachteste Firmware an, die ich je gesehen habe. Die Software ist zudem in den letzten drei Wochen nicht einmal hängen geblieben, abgestürzt oder hat anderweitig irgendwelche Aussetzer gezeigt.
Wird diese noch durch DRM-ePub ergänzt, hat das Gerät auf dem westeuropäischen Markt und den USA das Potenzial, sich gut zu etablieren.

Wer auf DRM ohnehin verzichtet und gewisse Schwächen in der Darstellung bei ePub und PRC in Kauf nimmt, kann bereits jetzt bedenkenlos zum Pocketbook 360° greifen.

___

Unter http://picasaweb.google.de/thomknip/FotosPocketbook360# habe ich eine Anzahl von Fotos hochgeladen, um einen Einblick in die Features und Menüpunkte zu geben.

Last edited by K-Thom; 09-13-2009 at 06:36 AM.
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