Freunde, wir wollen die Zukunft vergessen
Und singen mit schönen Frauen im Mai
Und glauben unter schwarzen Cypressen,
Dass unsere Jugend ewig sei.
Wie der Buchdeckel schon beweist, haben wir es bei diesem Gedichtband (1901, 180 Seiten) von
Hans Bethge, von dem bekanntlich die Nachdichtungen chinesischer Gedichte stammen, die Gustav Mahler zu seinem sinfonischen Werk
"Das Lied von der Erde" (1908) verwendete, mit einem zumindest literarhistorisch interessanten Werk des
Jugendstils zu tun.
Spoiler:
Ein für den gesamten Band typisches Gedicht:
MÄDCHEN IN VALLADOLID
Sprich weiter, Du, ich muss Dir lauschen:
Von Deinen roten Lippen fallen
Die Worte wie ein Märchenlallen,
Wie frommer Sehnsucht Grüssetauschen.
Du sprichst so schön wie ich noch keine
Aus Deiner Schwestern Kreis vernahm,
Mir ist als ob im Sternenscheine
Durch silberne, beglänzte Haine
Ein klingend Wunder zu mir kam.
Es zeigt die erotische Befangenheit, die Befangenheit auch in der romantischen Tradition, bei dem Versuch, jugendstilhaft stilisiert zu einem schlichten Sprechen innerhalb der Lyrik zu gelangen; statt Aufbruch (außer vielleicht in "Läuterung") herrscht jedoch viel Selbstmitleid, Gefühligkeit, eskapistisches Abdriften in sehnsüchtige, nicht selten schwülstige Märchentraumwelten (ist man zu Hause, sehnt man sich nach der Ferne - ist man in der Ferne, sehnt man sich nach der ›Heimat‹; hat man im Süden eine Frau im Arm, sehnt man sich nach dem deutschen Mädchen – und vice versa, usw. usf.). Dingliches, Landschaftliches und Menschliches verblassen zur Ornamentik, anstatt sich zum Symbol aufzuschwingen - alles wird aus einem rein ästhetizistischen Blickwinkel (selbst in Gedichten wie "Andrée Marseillaise") betrachtet und entbehrt daher nie einer gewissen Verblasenheit.
Sehenswert ist das Büchlein vor allem wegen seines Designs; dieses stammt nämlich von
J.M.Olbrich, der einer der umtriebigsten und erfolgreichsten Secessionskünstler war.
Die Buchdekoration und das Layout wurden daher, so gut es in ePub eben geht, in das eBook übertragen.
Die Gewinnung des
Textes beruht auf eigenem OCR der GoogleBooks-Vorlage der Originalausgabe. Das
Cover entspricht ebenfalls dem originalen Buchdeckel.
Neben einer Inhaltsübersicht, welche die Gedichtgruppen erfasst, gibt es am Ende noch ein Inhaltsverzeichnis, das dem des Originals nachgebildet ist; dort kann man die Gedichte durch Anwählen der Seitenzahlen und die Gedichtgruppen über deren zentrierte Namen erreichen.
Es sind ferner versteckte Seitenzahlen eingefügt (ggf. PN oder eMail).This work is assumed to be in the Life+70 public domain OR the copyright holder has given specific permission for distribution. Copyright laws differ throughout the world, and it may still be under copyright in some countries. Before downloading, please check your country's copyright laws.
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