[Rock Lobster]

Ich marschierte in ein ruhiges Eckchen und ging auf die Schnelle meine Notizen durch. Es war alles da, ich musste mir nur noch einen Reim darauf machen. Wer hatte ein Motiv? Wer hatte die Gelegenheit? Würde ich rechtzeitig für diesen Fall bezahlt werden? All die wichtigen Fragen im Leben eines Detektivs gingen mir durch den Kopf.

Ich klopfte ein paar Notizen ab und hörte mir noch mal ein paar Verhöre auf meinem Aufzeichnungs-Stift an. Und dann noch ein paar. Irgendwo in meinem Hirn lag die Lösung ganz nah, ich konnte sie nur noch nicht richtig packen. Ich ging noch mal zu einer Stelle zurück und hörte mir das dazugehörige Verhör an.

Jepp – das war es! Diese Verrückten hier hielten sich für besonders clever, aber clever sein reicht nicht, wenn man es mit einem Superhirn wie mir zu tun hat. Ich wandte mich an Zippy und sagte: „Sorgen Sie dafür, dass alle hierher kommen, Puppe. Ich habe die Lösung des Falls zu präsentieren.“

Zippy ging zurück zum roten Knopf und schlug darauf. Die Wände falteten sich erneut auseinander und alle Moderatoren saßen wieder an ein- und demselben Ort. Außer Netseeker natürlich, der wieder mal in irgendeiner Ecke lungerte und ein Geständnis tippte.

Ich überlegte, auf welche Art und Weise ich hier nun vorgehen sollte und entschied mich schlussendlich für die klassische.

„Ich nehme an, Sie wundern sich, weshalb ich Sie alle hierher bestellt habe...“ begann ich. Darauf bekam ich eine ganze Menge lautstarker Unterbrechungen und Kommentare zu hören, ein wahres Tohuwabohu das mich mittelschwer an eine Mischung aus Zeugen-Jehova-Treff und Tanztee erinnerte.

„Wohl um uns zu sagen, wer der Killer ist, hä?!"

„Könnten Sie bitte mal das Kabel hier halten?“

„Das retardierende Element ist das Ende einer Geschichte, an dem alles enthüllt wird. Typischerweise beginnt es mit dem Satz ‚Ich nehme an, Sie wundern sich, weshalb ich Sie alle hierher bestellt habe....’ oder ähnlich (Literaturstelle einfügen).“

„Kommt, lasst den Mann doch mal sprechen."

„Wer hat meine Sprühdose?"

„Du liebe Zeit, ich brauche ein Nickerchen!"

„Hat irgendwer mein Holzstückchen gesehen?"

„Bestimmt denkt er, dass sich der vermeintliche Täter tatsächlich unter uns befindet, aber seine Vermutungen sind vollkommen unzureichend."

„Irgendwer Interesse an einem T-Shirt mit ‚Lobster Rocks!’-Aufdruck?"

„Faden! Faden! Her mit dem Faden!"

„Ich war’s, ich war’s, hier ist mein Geständnis. Hübsch getippt mit einzeiligem Zeilenabstand auf nur 12 Seiten DIN A4. Wenn das keine deutsche Wertarbeit ist.“

„RUHE!" schrie ich. Dieser Haufen kostete mich den letzten Nerv. Endlich hörten sie auf zu quasseln.

„Man muss doch nicht gleich so rumbrüllen“, murmelte Nekokami.

Ich sah sie scharf and und sie verstummte. „So. Bevor ich anfange. Will irgendwer ein Geständnis ablegen? Nicht Sie, netseeker, wohlgemerkt!“

Offenbar wollte niemand. Was mich nicht weiter überraschte. Ganoven dachten grundsätzlich immer, sie würden davon kommen, bis irgendwann die netten Jungs in Grün die Handschellen auspacken.

„Gut, dann eben auf die harte Tour. Erstens haben wir hier einen Mord. Die Leiche liegt ja noch hier. Also eindeutig zu sehen, selbst für intellektuell angehauchte Detektive.

Zweitens liegt die Mordwaffe direkt daneben, allerdings gesäubert. Das hat mir ein paar Problemchen gemacht, bis ich herausgefunden habe, dass es hier ein paar Zeitverschiebungen gibt. Unsere chronisch schlaflose und putzwütige Madame hier ist über die Waffe gestolpert, als sie zeitersetzt durch die Gegend schlafwandelte. Das erklärt, warum kein Blut mehr am Brecheisen ist.

Dritten habe wir hier die Frage, weshalb sich denn überhaupt ein Brecheisen im Zimmer befand. Tja, um das zu beantworten, müssen wir uns wohl die Leiche ansehen. Er war der Typ, der gerne neue Gadgets hatte, aber er wollte sie kostenlos. Er brach die Glasvitrinen an der Wand auf, um eines der Geräte zu stehlen, und der Mörder hat ihn dabei ertappt.

Viertens, überall hier liegt dieser stahlblaue Faden rum. Beruhigen Sie sich, Verencat! Das hat mich eine ganze Weile lang beschäftigt, aber dann erfuhr ich von Nates fadenscheiniger Faden-Theorie. Und seinen diversen anderen Theorien. Der Faden ist eine Finte, mehr nicht."

Fünftens hätten wir da die Tatsache, dass sie alle genau hier gewesen sind, aber niemand hat den Mord beobachtet. Wie ist das zu erklären? Waren Sie vielleicht alle beteiligt?"

Ich schaute in die bunte Runde dieser Moderatoren und machte eine effektvolle Pause.