hallo zusammen,
ich habe mir zu Ostern (naja, ich brauchte eben eine Ausrede) ein Entourage Edge Dualbook geleistet

Der Edge ist ein bischen anders als die meisten Ereader, und kann somit nur schwer verglichen werden.
Er hat 2 Bildschirm, ein LCD Touchscreen, unter dem (glaube ich) ein modifiziertes Android 1.6 laeuft und einen E-ink Screen, der einen Wacom Touchscreen hat. Schicke Photos und die genauen technischen Daten gibt es
hier.
Meiner Meinung nach ist der Edge ein Nischenprodukt - und meine Beduerfnisse passen ziemlich genau in diese Nische: Wie in anderen Threads schon angekuendigt, suchte ich einen Ereader mit dem ich PDFs lesen und annotieren kann, und diese Annotationen dann auf den Desktop exportieren kann.
Genau das macht der Edge super - einziger Wehmutstropfen sind image-PDFs, die man zwar super lesen kann, bei denen das Annotieren aber etwas umstaendlicher ist.
So, ein paar Einzelheiten:
E-Ink - Screen:
Glasklar - mein Sony 600 hat nicht den Hauch einer Chance. Ich fand zwar das Spiegeln beim Sony nicht sehr stoerend, aber als ich erstmal den Edge in der Hand hatte, verstand ich wieso sich so viele Leute ueber den Sony Screen beschweren...
Der E-Ink screen laesst sich nur mit Wacom "penabled" Stiften bedienen, was mir sehr gut passt, da kann ich beim Annotieren und Notizen schreiben meine Hand entspannt ablegen. Weil er eben auch Wacom ist, ist weder der Kontrast beeintraechtigt, noch gibt es irritierende Spiegelungen.
LCD touchscreen:
Ich kann die Probleme, die andere User hatten, nicht bestaetigen. Bei mir reagiert der Touchscreen da, wo ich auch draufdruecke und das virtuelle keyboard reagiert auch angemessen. Beim scrollen (finger flick) oeffne ich fast nie ungewollt einen Link. Also, bisher alles im gruenen Bereich.
Reader Funktionalitaet:
Fuer akademische Artikel auf text-based PDFs - klasse. Eine Freude damit zu lesen. Ich bin so entzueckt, dass ich jetzt staendig neue Literatur suche, um auf meinem Reader zu lesen

Im Ernst, es macht Spass und ist wesentlich angenehmer als z.B. auf meinem Imac PDFs zu lesen. Im direkten Vergleich zum Sony reagiert er auf Stifteingabe manchmal vielleicht etwas langsamer. Wie gesagt vielleicht, ich habe nicht mit der Stoppuhr daneben gesessen. Die Stifteingabe ist praezise, und in der Journal app zu schreiben gelingt mir ohne grosse Probleme, soll heissen, das Schriftbild hinkt mir nicht viel hinterher. (Bei Leuten, die sehr schnell schreiben mag das anders sein.)
Das Herzstueck aber sind die Annotationsfunktionen bei text-based PDFs, und hier glaenzt der Edge (auch wenn ich noch dabei bin, meinen Arbeitsfluss im Zusammenspiel mit der Journal-App zu optimieren). Textstelle zielgenau markieren? Kein Problem mit dem Highlighter. Kopieren? Ebenfalls kein Problem. Anschliessend einfach per Copy&Paste in ein Word Dokument auf der LCD Seite ueber "Documents to Go" einfuegen. Vielleicht ein kleines Ausrufezeichen am Rand fuer einen wichtigen Absatz? Kein Problem. Oder doch lieber in einem "Journal" ueber die Unlogik der Textpassage handschriftlich herziehen? Kein Problem, nachdem man das "Journal" mit der Textstelle im PDF verlinkt hat. Anschliessend das markierte, bekritzelte, "ge-highlightete" PDF speichern und per USB-Kabel auf den Desktop ziehen, oder einfach per Email schicken (die handschriftlichen Notizen des verlinkten "Journals" bleiben dabei aber auf der Strecke, glaube ich, bin aber noch am testen. Man kann allerdings ein Journal als separates PDF speichern und auf den Desktop schicken, et voila, da sind alle handschriftlichen Notizen schoen beieinander.)
Bei image-based PDFs kann man eine Art screenshot erstellen, den man dann wiederum verlinken kann, so dass auch hier fuer, wenn auch limitierte, Zitierfunktion gesorgt ist.
Android Tablet Funktionalitaet
Also, ich finde Android eher umstaendlich, wer es schon kennt, wird hier natuerlich keine Probleme kriegen. Alle anderen sollten sich nach ein paar Tagen zurechtfinden koennen. Ich benutze die Tabletseite zur Literaturrecherche im Internet, kann problemlos Literaturdatenbanken wie Jstor oder Ebscohost durchforsten, und mir die PDFs gleich auf's Geraet runterladen und lesen. Sehr praktisch. Ich habe auch das Emailprogram eingerichtet, werde das aber wieder abschalten - es nervt beim konzentrierten Lesen eine Benachrichtigung zu erhalten, oder auch "nur mal schnell gucken" zu koennen (das ist ja aber kein Geraetefehler, sondern blanke Disziplinlosigkeit

). Es gibt auch ein nettes Spielchen, und man kann sich Android apps selbst suchen und draufspielen. Der Android Market ist NICHT angebunden. Man kann mit der Tablet-Seite bestimmt noch viel mehr machen, aber ich wollte ja hauptsaechlich lesen. Eine bemerkenswerte Funktion gibt es vielleicht noch: Man kann sich Textpassagen, Bilder oder Tabellen von der E-Ink-Seite auf die LCD-Seite "schieben," so dass man sie trotz weiterblaettern im Blick behalten kann. Sehr schoen!
Batterie
Mit Lcd Gebrauch haelte es bei mir locker einen Tag, je mehr man nur E-Ink benutzt, um so laenger haelt die Batterie. W-Lan und LCD ziehen eben Energie. Mich stoert das nicht, ich kriege ja auch viel mehr als bei einem "normalen" E-Reader. Ich habe schon von Usern gehoert, die die Batterie bei reiner E-Ink-Benutzung auf fast eine Woche strecken koennen. So lange habe ich aber meinen Edge noch gar nicht
Fazit:
Dies ist wie gesagt ein Nischenprodukt. Wer ein vollwertiges Netbook erwartet, wird enttaeuscht werden. Wer gerne Abends im Bett einen Krimi liest, wird mit dem Edge auch nicht gluecklich. Wer aber mit Texten
arbeiten will, und sich ueber den Komfort einiger Netbookfunktionen (z.b. internetsurfen, email, facebook, ein bischen video gucken oder musik hoeren) freut, der ist mit dem Edge richtig beraten. Er ist sicher nicht so leicht wie ein Kindle, aber kaum schwerer als ein Netbook, und wesentlich leichter und angenehmer als mehrere Stapel ausgedruckter PDFs. Und ich finde E-Ink-Screens angenehmer fuer stundenlanges Lesen als z.B. einen Tablet-Pc, aber das ist wohl auch Geschmackssache. Es gibt hier und da auch noch bugs, und die Lernkurve ist nicht so intuitiv wie ein Iphone, aber es macht Spass. Und noch besser, der Edge macht Lust auf Arbeiten!