Der russische IT-Schriftsteller Alex Exler hat heute eine Rezension zu Pocketbook 302 veröffentlicht. Da dies einer der führenden und meistgelesenen russischen Web-Autoren mit einer enormen Reichweite ist (auch durch seine Nichtkäuflichkeit bedingt), hier ist die deutsche Übersetzung seiner Rezension:
E-Book-Reader Pocketbook 302 - ein Review
von Alex Exler, 06.04.2010
Deutsche Übersetzung: TheHutt
Originalartikel (Russisch)
Die Reader der Marke Pocketbook waren mir immer sympatisch - vor allem durch die hervorragend geschriebene Software (insbesondere im Vergleich zu allen anderen Readern wie LBook, FR Book, Cybook usw.). Das Modell Pocketbook 301 gefiel mir mehr, als alle anderen Sechszöller (Pocket PRS-505 hat ein deutlich besseres Gehäuse und Steuerung) und Pocketook 360 - als alle anderen Fünfzöller (Sony PRS-300 gefiel mir ganz und gar nicht).
Darum, als nun das neue Modell, der Pocketbook 302, herauskam, habe ich gleich darum gebeten, dass sie zum Testen her gebracht wird - ich war gespannt, was es Neues gibt. Das Gerät ist nun angekommen und nun kann ich meine Eindrücke teilen.
Also denn, Pocketbook 302 ist ein Sechs-Zoll-Reader mit einem E-Ink Display der dritten Generation mit einem Touchscreen und drahtlosen Verbindungsarten (WiFi und Bluetooth).
Pocketbook 302
Technische Charakteristiken:
Größe - 130x190x13,8 mm
Display - 6", 16 Graustufen
Akku - Li-Polymer 3,7 V, 2050 mAh
CPU - Samsung® S3C2440 400MHz
RAM - 64 MB
Flash-Speicher - 1GB
Interfaces - USB-host (12Mb/s), miniUSB (12Mb/s)
Speicherkarte - MicroSD
Audioausgang - 3.5mm stereo
Unterstützte EBook-Formate - FB2, FB2.ZIP, TXT, PDF, DJVU, RTF, HTML, PRC, CHM, EPUB, DOC, TCR
Unterstützte Bildformate - JPEG, BMP, PNG, TIFF
Unterstützte Audioformate - MP3
Gewicht - 280 g
G-Sensor - ja
Touchscreen - ja, über dem Bildschirm
Drahtlose Verbindungen - Wi-Fi, BlueTooth
Stift - vorhanden
Wie man sieht, sind die technischen Specs sehr interessant. Ein Gigabyte eingebauten Speichers, eine hervorragende Reihe der unterstützten Formate (obwohl das alle Pocketbooks gut können), ein Akku mit mehr als 2000 mAh (der Hersteller behauptet, dass es für 16 Tausend Seitenwechsel reicht), USB-Host und sogar WiFi mit Bluetooth.
Aber wir wollen natürlich mal schauen, wie es sich in der Arbeit macht.
Lieferumfang
Enthalten sind außer dem Reader: eine Lederhülle, ein Ladegerät, ein USB->miniUSB-Kabel, eine microSD-Karte (4 GB), Anleitung, Trageschlaufe.

Der Lieferumfang
Das Echtleder-Etui sieht "reich" aus, seine Funktionalität ist aber eher zweifelhaft: ich weiß nicht, wer es sich ausgedacht hat, dass es vertikal statt horizontal aufklappt.

Aufgeklapptes Etui
Und so steckt man den Reader ins Etui, wie Weltraumkarten in eine Kartenunterlage ein, was das Ganze sehr unbequem macht.
Weltraumkarten samt Kartenunterlage
Für die zusätzliche 4GB-Sd-Karte: vielen Dank, ohne Scheiß - hier hat man nicht gegeizt.
Aussehen und Bedienung:
Was das Gehäusematerial angeht, so macht es, sagen wir, einen anständigen Eindruck. Es ist natürlich kein Sony mit einem Alugehäuse, aber auch kein LBook mit seinem schrecklichen Plastik. Glatte, schwarze, matte Plastikoberfläche, die Seitenkanten sind in metallik-Plastik gehalten (Echtmetall wäre noch effektiver, aber dann auch schwerer). Ist jetzt keine Business-Class, aber auch kein Billigheimer.
Auf der Unterseite: eine Halterung für die Trageschlaufe, USB-Host, miniUSB, Kopfhörerausgang.
Unterseite
Auf der Oberseite: Ein/Aus-Schalter, MicroSD-Slot, Stift.
Oberseite
Auf der rechten Seite unten ist der Eingang für den Stromadapter. Wieso man diesen nicht als Standard-USB->MiniUSB Kabel machen konnte, ist mir völlig schleierhaft. Dabei kann das Gerät natürlich auch über miniUSB und einen entsprechenden Adapter von einem anderen Gerät genauso gut geladen werden. Wer bei klarem Verstand dann auch noch einen weiteren Stromadapter mit sich rumschleppen will, geht mir nicht in den Kopf.
Was Knöpfe angeht, ist hier alles recht eigen gelöst. Im geräumigen Unterteil (der ist fast 5 cm hoch, da wäre Platz für eine ganze Tastatur) ist ein einziger Knopf des "Atomköfferchens" platziert - der riesige Button "Home" (oder Esc). Hier merkt man den Einfluß des mehr als umstrittenen Ansatzes von Apple aus der Serie "Unsere Anwender sind zu doof, um mehr als einen Button zu nutzen", doch die Macher des Pocketbook 302 haben die Erfinder des iPhone insoweit übertrumpft, als dass man deren Home-Taste nicht nur mit dem Finger, sondern auch mit dem Fuß im grobstolligen Stiefel treffen kann.
Ich hatte zuerst mal angenommen, das wäre so eine Art Joystick und wollte gerade über diese dämliche Tradition schimpfen (das war jetzt ein Seitenhieb auf Sony mit deren PRS-300), und zwar, den Joystick unten in der Mitte zu platzieren, was sowohl für Rechts- als auch für Lichtshänder kategorisch unbequem ist. Dann stellte ich verwundert fest, dass es einfach nur Home ist. Nennt mich Home, sagt dieser Button frecht mit seinem ganzen Aussehen, mein Name ist Home, einfach Home, und auf keinen Fall ein Joystick.
Der Home-Button in seiner ganzen sorgenlosen Einsamkeit
Dafür haben sie am rechten und linken Rand des Screens Buttons zum Seitenblättern eingebaut - bei Dursicht von Ordnern und Dateien funktionieren sie auch als Enter und Übergang zur nächsten Ebene.
Blättertasten rechts
Die Lösung ist zugegeben merkwürdig: ich meine den fehlenden Joystick und diesen atomaren Home, aber wollen wir mal sehen, wie das ganze werkelt.
Weiter in Teil 2