Apple verspricht eine Innovationsfähigkeit und Kundenfreundlichkeit, die viele Kunden Amazon nicht mehr zutrauen. Was ich im Bereich der E-Books erstaunlich finde, denn da ist ja Amazon in den USA sehr aktiv. Es scheint so, als würde ein iPad ganz andere Bedürfnisse freisetzen als ein Kindle. Sowohl bei den Kunden als auch bei den Verlagen, selbst hier in Deutschland. Da klagt ein kleiner Literaturverlag, daß er es nicht stemmen kann, E-Books zu erstellen (ich habe ihm umgehen Hilfe hier aus dem Forum angeboten

) und weist mich im nächsten Absatz auf seine ersten Angebote bei textunes hin. Da schimpft der Spiegel über Zensur bei Apple und hat nichts eiligeres zu tun, als sein Spiegel-App zu veröffentlichen mit dem fadenscheinigen Argument, derzeit gäbe es dazu ja leider keine Alternative. Und selbst die vom FKK-Sendungsbewußtsein überschwemmte Bildzeitung stattet seine Modelle mit Bikinioberteilen aus.
Apple schafft da etwas, dem alle anderen nur hinterherrennen. Sie erfüllen für viele Konsumenten Träume und Begehrlichkeiten, die diese noch gar nicht haben. Normalerweise ist es ja umgekehrt, man kauft ein Produkt und merkt, schade, es kann dies nicht und das nicht und dann ist man enttäuscht, weil es unter den eigenen Möglichkeiten bleibt. Bei Apple gehört es zum System, daß die Produkte alles mögliche nicht können, das ist ganz bewußt so gewollt, aber dafür bekommt der Kunde einen Traum verkauft, den er vorher gar nicht hatte, somit wächst das Produkt über die individuellen Möglichkeiten des Kunden hinaus. Wobei sich Apple auf die Vermittlung von Träumen beschränkt, kreativ gefüllt wird das von den vielen Programmieren der Apps. Wir werden Magazine erleben, in denen unterschiedliche Medien miteinander verschmelzen, daran arbeiten seit Montaten ganze Abteilungen der Zeitungsverlage, Bücher mit Interviews der Autoren, mit Links zu anderen Werken, was auch immer denkbar ist in diesem Bereich.
Seit einigen Jahren wandelt Apple mit Steve Jobs an der Spitze in anderen Sphären, weit über den gewöhnlichen Niederungen der Geschäftwelt. Damit sind hohe Ansprüche verbunden, die für die breite Masse der Konsumenten erstaunlicherweise noch nicht zu Enttäuschungen und einer Abkehr von dieser Erwartungshaltung geführt haben. Der Aktienkurs erklimmt gerade schwindelerregende Höhen. Wenn Steve Jobs 10 Jahre jünger und gesund wäre, würde ich sagen, Apple fängt gerade erst an, die Welt der Medien, ihrer Vermittlung und Umsetzung umzuordnen.