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Originally Posted by Alaska
Ein zweiter Grund der Skepsis besteht für mich in der Gefahr, sich nur noch in solchen Spielen abzureagieren und in Scheinwelten zu flüchten. Statt die Probleme, die ein Pubertierender wirklich zur Genüge hat, in der Wirklichkeit anzugehen. Ein Klick ist schneller gemacht als eine Auseinandersetzung mit einem sperrigen Gegenüber zu führen.
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Sieh mal auf die Verpackungen solcher Spiele, das blaue oder rote USK-Logo ist mittlerweile aus 10 Metern Entfernung erkennbar.
Die Diskussion um gewalthaltige Videospiele wird meiner Meinung nach nur aufgrund eines völligen Missverständnisses seitens der Spielgegner geführt: Spiele, die Gewalt enthalten, sind nicht für Kinder geeignet und auch als solche gekennzeichnet. Niemand würde auf die Idee kommen, Autos zu verbieten, weil Kinder theoretisch an die Autoschlüssel kommen und aufs Gaspedal treten könnten. Oder Küchenmesser verbieten, weil sie in den Händen von Dreijährigen eine Gefahr darstellen.
Die eigentliche Diskussion müsste also heißen: wie können wir den Jugendschutz verbessern? Die Frage stellt nur leider kaum jemand, weil sich dann die üblicherweise am lautesten schreienden Politiker und Eltern an die eigene Nase fassen müssten.
Zum jüngsten Lösch-Amoklauf von Apple: Vorerst werde ich den geplanten Kauf eines iPad auf Eis legen, bis das Problem geklärt ist. Diese Willkür ist für mich inakzeptabel. Nicht, weil dadurch irgendwelche Erotik-Apps rausfliegen (okay, okay, ich habe iWobble auch auf dem iPhone), sondern weil die überarbeiteten Richtlinien in ihrer derzeitigen Form auch in Kunstzensur enden könnten.
Man stelle sich vor, dass eine hypothetische Portierung des fantastischen Mass Effect durch die berühmte Sexszene auf Apples Blacklist kommen würde. Im nächsten James-Bond-Spiel würde 007 mit einem Martini am Strand entlang laufen und das neue Bond-Girl treffen, die im Burka auf einem Stuhl sitzt – in der Sonne liegen könnte schließlich sexuell erregend wirken.
Klar ist das jetzt etwas übertrieben, doch bisher ist Apples Vorgehensweise alles andere als klar und wirkt eher wie ein blindes um sich Schlagen, in der Hoffnung, den richtigen zu treffen. Ich habe keine Lust, mich dieser Willkür unterzuordnen.
Zumal dieses Vorgehen ja nicht nur willkürlich, sondern auch scheinheilig ist: Warum wurde z.B. die Playboy-App nicht entfernt? Phil Schiller sagt, das sei eine bekannte Marke. Schön und gut, aber seit wann sind denn dann der Stern und die BILD unbekannte Untergrund-Zeitschriften? Und vor allem: Warum wurde kein einziger Film des iTunes-Video-Angebots gelöscht? Apple will es allen Recht machen, was anscheinend in der Hierarchie
kleine Developer < Kunden < große Developer & Film-Studios endet. Wer mehr Umsatz macht, bekommt Recht. Das kann ein kleines Unternehmen so machen, aber nicht ein Riesenkonzern wie Apple.