»Die Rougon-Macquart« - 5
»Die Sünde des Abbé Mouret«, der fünfte Band in der Reihe der »Rougon-Macquart«, fällt auf den ersten Blick aus dem bisher gewohnten Rahmen von Zolas Themenstellungen. Handelt es sich doch diesmal nicht um ein historisch wichtiges und interessantes Ereignis, wie in dem ersten Band, dem »Glück der Familie Rougon«, oder um die groß angelegten finanziellen Transaktionen der politisch führenden Clique des Kaiserreichs, wie in der »Beute«, um einen für die Gegenwart charakteristischen neuen Sachkomplex wie die Hallen im »Bauch von Paris« oder um die politischen Intrigen in einer Provinzkleinstadt, wie in der »Eroberung von Plassans«. Diesmal ging es überhaupt nicht um eine mit sozialen oder historischen Fragestellungen verbundene groß angelegte Gesellschaftsschilderung, sondern um ein reines Seelendrama, eingegrenzt auf die kurze Liebesidylle zweier junger Menschen, eingebettet in die psychologische Studie eines pathologischen Falles, einer durch De-generation bedingten und durch Erziehung vollendeten Entmannung eines jungen Priesters, abgehoben von dem Hintergrund eines dörflichen Milieus.