Apple hat die grafische Benutzeroberfläche populär gemacht. Apple hat mit dem iMac das Web populär gemacht. Apple hat mit dem iPhone das Web aufs Handy gebracht. Und trotzdem ist es bis heute nicht möglich, eine qualifizierte Diskussion über Apple im Web zu führen.
Ich halte Apple für eines der wichtigsten Unternehmen im Computermarkt. Es hat massgeblich die Art beeinflusst, wie wir heute mit Computern arbeiten. Lisa, der erste Mac, Quicktime, die Typografie des Mac, Firewire, USB, der iMac, der G4 Cube, die Liste geht ewig. Auch Windows ist als Kopie des Mac OS stark von Apple beeinflusst worden.
Vor dem iPod gab es MP3-Player, die eher wie Prototypen wirkten: sperrig, primitive Bedienung, langsame und unkomfortable Synchronisierung. Dann kam der iPod, ein Gerät, das durch seine winzige 1.8" Festplatte kaum größer als ein Flash-MP3-Player war, eine effiziente, komfortable Bedienung mit ID3-Tags und eine schnelle und vollautomatische Synchronisierung über Firewire bot. Der iPod ist nicht ohne Grund der Walkman unseres Jahrzehnts.
Vor dem iPhone waren Smartphones ein Graus. Die Betriebssysteme waren an Desktop-Betriebssysteme angelehnt, die Dinger waren klobig, langsam und umständlich. Das iPhone hat die Art geändert, wie wir Smartphones benutzen. Heute, 3 Jahre später, orientieren sich alle Handyhersteller am iPhone. Und wenn ich mir die Konkurrenz ansehe, können nur Palm und HTC mit seiner Sense/Android-Kombi (jedoch nicht Android allein) mithalten. MMS hatte es übrigens deshalb nicht, weil es eine überflüssige, teure Technik ist, die von Anfang an mit einem Ablaufdatum versehen war.
Und ich glaube fest daran, dass das iPad zeigt, wie wir in Zukunft am Computer arbeiten werden. Das iPad wird sicher nicht das einzige Gerät dieser Art bleiben und auf absehbare Zeit werden sich sicher auch (offenere) Desktop-Systeme mit ähnlicher Bedienung etablieren (HP ist da ja sehr ambitioniert, wenn auch an die kümmerliche Windows-UI gefesselt). Wie so oft in der Geschichte von Apple-Produkten, ist auch das iPad nur der Beginn einer neuen Ära. Wer behauptet, das iPad sei ein alter Hut, der hat die Walkthrough-Videos nicht gesehen.
Zur Technik: OLED ist toll, aber überhaupt nicht für die Arbeit im Freien geeignet. OLED-Displays können das Sonnenlicht nicht als Lichtquelle verwenden, weshalb die selbstleuchtenden OLEDs gegen die Lichtintensität der Sonne ankämpfen müssen - obwohl der Energieverbrauch stark steigt, natürlich trotzdem ein sinnloses Unterfangen. Transflektive LCDs dagegen können das Sonnenlicht zur Beleuchtung der Pixel mitnutzen und dadurch im Freien eine höhere Helligkeit erreichen. Und da das iPad ein hochwertiges IPS-Panel statt der üblichen TN-Panels nutzt (und damit so ziemlich 99% aller Notebook-Displays schlagen dürfte), hat es genau wie ein OLED-Display einen fantastischen Blickwinkel und steht ihm auch sonst kaum nach. Im Zusammenhang mit Apple wird schnell Hype geschrien, doch kaum etwas wird zur Zeit so stark gehypt wie die OLED-Technik. Wie gesagt, OLED ist toll, aber längst nicht makellos und qualitativ auch nicht konkurrenzlos.
Nun könnt ihr euch gerne weiter streiten über kollidierende Design-Philosophien.
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