Meiner Meinung nach stehen dem Durchbruch (für eBooks und spezielle Lesegeräte) zwei Dinge entgegen:
1) Der Preis. EBooks kosten genauso viel wie ihre gedruckten Versionen, obwohl bei Ihnen keinerlei Vervielfältigungs- (Druck), Transport- und Lagerkosten vorhanden sind. Bei DRM-geschützten Büchern fällt zwar eine gewisse Gebühr für Adobe an, die macht jedoch nur ein Bruchteil der Druckkosten aus (und letztlich ist DRM nicht zum Verkauf notwendig). Angesichts des Umstandes, dass die Kosten (und das unternehmerische Risiko) für den Verlag erheblich niedriger sind, diese Kostenersparnis aber nicht an den eBook-Käufer weitergegeben wird, kann ich den Aussagen in meinem Bekanntenkreis nichts entgegensetzen, die da lauten:
- Wieso soll ich mir ein eBook kaufen, wenn die gedruckte Version nicht teurer ist?
- Warum etwas kaufen, das ich nicht weitergeben kann, aber genauso viel kostet wie ein gedrucktes Exemplare, das ich an unendlich viele Leute verleihen kann?
- Ich finde es in höchstem Maße unseriös, ein erheblich billigeres Produkt zum gleichen Preis zu verkaufen wie ein kostenintensiveres Produkt und würde deshalb schon aus Prinzip immer das Produkt kaufen, welches dem Anbieter höhere Kosten verursacht.
- zahlreiche weitere Aussagen dieses Tenors...
Dem kann ich nichts vernünftiges entgegensetzen, sondern lediglich zustimmen, denn die Leute haben damit Recht. Und diese Meinung teile ich. Ich bin trotzdem auf den eBook-Zug aufgesprungen, da ich technische Spielereien liebe. Die wenigen Vorteile eines eBook-Readers, wie weniger Gewicht im Urlaubsgepäck und kein krampfhaftes Aufhalten eines Buches (je nach Lage), spielten da ehrlich gesagt keine Rolle, denn dem stehen ja auch Nachteile gegenüber (Diebstahlgefahr, kann kaputt gehen, ...). Diesen Spaß an technischen Dingen teilt die Mehrheit der Leute aber nicht und insofern sind deren Entscheidungen weit pragmatischer und können deshalb nur kontra eBook ausfallen.
Ändern würde sich das schlagartig, wenn der Preis
angemessen wäre. Wenn also die Kostenersparnis gegenüber den gedruckten Ausgaben an den Kunden weitergegeben wird. Idealerweise würde auch noch der Umstand im Preis berücksichtigt, dass DRM-eBooks weniger Nutzwert haben (Verleihen).
Wenn die Verlage ganz schlau wären, würden sie für eBooks sogar eine Flatrate anbieten. Ich habe seit Jahren (seit es sie gibt) eine Napster-Music-Flatrate. Die kostet 10 Euro im Monat, also 120 Euro im Jahr. 10 Euro im Monat mag wenig klingen und man denkt vielleicht, da machen die doch Verlust. Tatsächlich jedoch verdient die Musikindustrie damit an mir mehr als je zuvor. Ich war immer schon ein Alben-Käufer, die Anzahl meiner Singles kann man an einer Hand abzählen, und ich habe ein Album prinzipiell nur dann gekauft, wenn mir mindestens 3-4 Lieder darauf richtig gut gefallen haben. Ich war also kein Massenkäufer, zugleich auch kein Downloader, weil ich damals noch unbedingt einen echten Datenträger mit Booklet etc. wollte. Ein Album kostete ungefähr 10 Euro/20 Mark (meist bei Saturn im Angebot weniger, da ich kein Charts-Käufer bin), und in meiner "CD-Zeit", ich denke das waren ungefähr 15 Jahre, bin ich auf ca. 120 Datenträger gekommen, wovon allerdings ein Teil Geschenke waren, also ca. 8 Alben bzw. 80 Euro pro Jahr. Irgendwann habe ich mir einen Netzwerk-Musikplayer zugelegt, sämtliche Tonträger in MP3s gewandelt und eingemottet und alle Audiogeräte (CD, Minidisc, Tape, Tuner, Plattenspieler) verkauft, die meisten wurden kaum noch benutzt und seit Umstieg auf den Netzwerkplayer entfiel auch mein Bedürfnis, echte (gepresste) CDs zu besitzen. Seitdem habe ich nur noch MP3s gekauft und recht bald kam die Napster-Flatrate. Lange Rede: statt durchschnittlich 80 Euro im Jahr verdient die Musikindustrie an mir nun konstant 120 Euro pro Jahr, bei gesunkenen Kosten, also mit höherem Gewinnanteil. Inzwischen gibt es in meinem Haushalt nur noch einen Medienserver für Musik und Filme, an dem per Netzwerk mehrere Netzwerkmusikplayer (Squeezebox) als Küchenradio, Radiowecker und Hifianlage sowie Videostreamer (WDTV) für den Beamer hängen. Für eine Bücherflatrate würde ich durchaus auch 10 Euro bezahlen, oder auch mehr (ich würde auch für Napster mehr zahlen, wenn es sein müsste...), damit würde die Buchindustrie an mir als bisheriger primärer Zweit-, Dritt-, Viertverwehrter im Buchsektor dann erheblich mehr verdienen (120 statt bisher 20-30 Euro pro Jahr). Ich habe, seitdem ich den nook habe, mehr Geld für eBooks ausgegeben, als in den letzten zwei Jahren für gedruckte Bücher zusammen, und da wäre noch viel mehr zu verdienen. Aber wer nicht will, der hat schon (soll dann aber nicht über mangelnde Umsätze klagen)...
2) Es ist wohl unbestritten, dass derzeit nur eInk-Geräte und LCDs ohne Hintergrundbeleuchtung (die allerdings einen schlechteren Kontrast als eInk haben) für klassisches Lesen (über längere Zeit) taugen. Alles andere (elektronische) ist für die Augen eine Qual. Leider ist das ein Umstand, der sich noch nicht bis zu den Redakteuren herumgesprochen hat. Und so lange die immer wieder Vergleiche mit zum dauerhaften Lesen ungeeigneten Geräten (iPhone, iPad, Netbook, Notebook, Computer) aufstellen und publizieren, ist das für den eReader-Markt wenig zuträglich. Aber kann man den Redakteuren Vorwürfe machen? Gerade die Redakteure bei den großen Medien werden von Apple mit Geräten zugeschüttet. Natürlich nuuur zu Testzwecken, auch wenn die Gerät nicht zurückgegeben werden müssen...

Wer kann denen deshalb vorwerfen, dass sie Tomaten auf den Augen haben. Der Geist ist vielleicht willig, aber das Fleisch ist angesichts soviel Bestech... äh... Gunst schwach.
Viele Grüße
Dominik