Da ich auch eBook-Verleger bin, gebe ich noch mal meinen Senf dazu. Mal ganz offen und nonchalant.
Bei jedem eBook, das ich herausgebe, gibt es einen Break-even-Punkt. Ab dem mache ich dann mit dem eBook tatsächlich Gewinn. Je höher der Aufwand vorab ist, desto mehr Exemplare muss ich verkaufen, bis dieser Punkt erreicht ist.
Das sind Kosten für einscannen, nachkorrigieren, lektorieren, Cover. Deshalb sind Zweitverwertungen für mich ganz deutlich günstiger als jeder neue Titel (vor allem, wenn es sich um einen unbekannten Autor handelt).
Diese Kosten möchte ich mindestens einfahren. Bei story2go ist dieser Break-Even-Punkt bei "leichten" Titeln nach 50 Verkäufen erreicht. Bei "schweren" nach 100. Bei großen Verlagen wird dies um den Faktor 10 größer sein, weil einfach Gesamtkosten wie Gehälter, Miete, Fixkosten, etc., etc. dazukommen.
Jetzt würde ich gerne mindestens noch einen Gewinn einfahren wollen. Zum einen, weil ich ungern jeden Cent zweimal umdrehen möchte, zum anderen aber auch, um genügend Rücklagen für zukünftige Investitionen zu haben.
Ich bin mal so frei und setze dafür den Faktor 2 an, also maximal 200 Verkäufe pro eBook, damit sich das Ganze überhaupt gelohnt hat.
Wenn sich dieser Punkt nicht realistisch absehen lässt, lohnt sich der ganze Aufwand für eBooks schlicht und ergreifend nicht.
Robbie Williams hat mal vor ein paar Jahren auf einem Konzert sinngemäß gesagt "Ich habe jetzt so viel verdient, ab jetzt könnt ihr die Alben auch raubkopieren".
Ich halte das bis heute für eine pragmatische, offene Einstellung. Erreiche ich wenigstens die Mindesterwartungen, kann ich schlicht und ergreifend damit leben, wenn die Titel "nebenbei" noch illegal verteilt werden.
Natürlich mache ich weniger Geld - aber das, was ich wenigstens erreichen wollte, habe ich ja erreicht.
Bei vernünftigen Raubkopierern kann man sich tatsächlich auf einen fairen Umgang einigen (ich habe das selbst schon getan). Schlimm dagegen sind die Leecher, die einfach "keinen Bock" haben, für etwas Geld auszugeben, wenn man es auch kostenlos haben kann.
Mir wäre daher auch ein differenziertes Bild auf die Raubkopiererszene wichtig.
Es gibt die Aktiven, die mit Enthusiasmus und Spaß an der Sache dabei sind. Mit denen KANN man reden, ohne gleich juristische Schritte einzuleiten.
Es gibt die Downloader, die es für sich lesen und eigentlich auch nicht vorhaben, die Dateien wild zu verteilen. Damit sollte man als Verlag leben können. Solche Leute leihen sich auch Bücher aus der Stadtbücherei oder von Freunden aus und kaufen ohnehin nicht jeden Titel.
Die Leecher und die Verteiler über Kanäle wie Usenet dagegen werde ich mit allen gebotenen Mitteln verfolgen. Diese schaden uns wirklich. Ihnen fehlt auch schlicht der Respekt vor der Leistung der Autoren und der Verlage. Und es gibt keinen Grund, das zu tolerieren.
Ein respektvoller Umgang untereinander, der die legitimen Interessen aller Beteiligten berücksichtigt, würde eine Überlegung über DRM oder Dateien mit Verfallsdatum komplett hinfällig machen. Vorausgesetzt natürlich, die Verlage zeigen auch den nötigen Respekt vor ihren Lesern.
Last edited by K-Thom; 06-01-2009 at 07:56 AM.
|