So, nach diesem extrem Podcast-lastigen Monat Mai habe ich mein drittes Buch (hauptsächlich einer leicht schlaflosen Nacht geschuldet

, kommt immer mal wieder vor) doch noch beenden können.
To Say Nothing of the Dog ist zugegebenermaßen nicht mein liebstes unter Connie Willis' Büchern, die in ihrem Oxford-Zeitreiseuniversum spielen, aber das heißt nicht, dass ich es nicht mag. Im Gegensatz zu den drei anderen (Doomsday Book, Blackout & All Clear) ist es definitiv eine Komödie, wenn auch mit ernsten Untertönen, da wir uns immer wieder im November 1940 während des deutschen Bombenangriffs auf die britische Stadt Coventry wiederfinden. Im Jahr 2057 hat es sich nämlich Lady Schrapnell in den Kopf gesetzt, die Kathedrale von Coventry wieder aufzubauen, die dem damaligen Angriff zum Opfer gefallen ist. Und weil sie detailbesessen ist, will sie möglichst viele echte Artifakte für ihr Projekt, u. a. auch etwas, das unter dem Namen "des Bischoffs Vogeltränke" bekannt und seit der Zerstörung der Kathedrale verschollen ist.
Der Historiker Ned Henry soll die Vogeltränke ausfindig machen und wird deshalb mehrfach in die Vergangenheit geschickt, was ihm nicht allzu gut bekommt, weil er langsam unter einem Zeitreisesyndrom zu leiden beginnt, das dazu führt, dass die Betroffenen ständig klassische Literatur zitieren und obendrein geneigt sind, sich in die erstbeste Person zu verlieben. Zur Erholung darf er sich dann ins Jahr 1888 versetzen versetzen lassen, wo er außerdem eine Inkonsistenz aufklären soll: Einem Historiker ist es gelungen, eine Katze mit in die Zukunft zu bringen, was eigentlich unmöglich sein sollte, weil es das Zeitraumgefüge zerstören könnte.
Die Autorin nimmt sich sehr viel Zeit (das Hörbuch ist 21 Stunden lang), um ihr Garn zu spinnen und ihre Leser zu damit zu umgarnen. Die Erzählstruktur hat sie sich von Jerome K. Jeromes
Three Men in a Boat ausgeliehen, was ihr ausgesprochen gut gelungen ist. Wir haben es jedoch nicht ausschließlich mit einer beschaulichen Bootsfahrt zu tun, wie weiter oben schon beschrieben. Die Aufklärung des Mysteriums um des Bischoffs Vogeltränke wird außerdem am Schluss in der Manier eines Agatha-Christie-Krimis präsentiert.
Ich gebe zu, die Figuren sind mir ans Herz gewachsen, auch wenn ich eine von ihnen bisweilen gern am Kragen gepackt und geschüttelt hätte. Aber das gehört bei einer guten Geschichte dazu. Der Mittelteil ist für mich persönlich etwas lang geraten, aber wenn man das Buch von Steven Crossley vorgelesen bekommt, sieht man darüber gern hinweg. Von diesem Sprecher gibt es inzwischen auch eine Version von
Three Men in a Boat, mit der ich derzeit liebäugele.
Buch: 4 Sterne
Sprecher: 5 Sterne