Meine Meinung als reiner eBook-Verleger zur Preisgestaltung der etablierten Verlage dürfte soweit klar sein. Gerade bei Zweitverwertungen kann (zu diesem "kann" komme ich gleich) der Preis deutlich günstiger sein.
Bei eBook-Erstveröffentlichungen wird es sehr viel an Erfahrung und Kalkulation benötigen, bis sich hier ein neues Preisgefüge herauskristallisiert.
Mich z.B. kostet eine Erstveröffentlichung mindestens fünf Mal mehr an Investitionen als eine Zweitverwertung.
So, wieso "kann"?
Tatsächlich ist es so, dass unverständlicherweise viele Verlage nicht dafür sorgen bzw. nicht darauf bestehen, eine leicht konvertierbare digitale Vorlage bei sich auf einem Verlagsserver abzuspeichern. Sei es als rtf, sei es als xml. Für mich heutzutage überhaupt nicht nachzuvollziehen und ein Unding.
Meistens existiert nur eine pdf-Vorlage für den Druck, das denkbar ungünstigste Material zum Erstellen von eBooks. Zusätzlich liegt dieses pdf dann noch in DTP-Büros oder bei Grafikdesignern, die diese Dateien bei sich abspeichern, nicht beim Verlag.
Genauso wie viele Verlage die Erstellung der Druckvorlage außer Haus geben, geben sie dann auch die Erstellung der eBook-Vorlage außer Haus. Das bedeutet völlig unnötige Kosten, die man sich hätte locker ersparen können.
Aber dennoch sind es Kosten. Der Leser zahlt also für die fehlende Voraussicht der Verlage.
Es entstehen also Kosten für digitale "Druckfahnen". Mit etwas Planung relativ wenig. Mit wenig Planung eben deutlich mehr.
Papier? Abhaken. Lagerung? Abhaken.
Händler? Ah, da wird es interessant. Ich weiß nicht, was libri.de und thalia.de als Händlerrabatt fordern.
mobipocket.de fordert für seine Dienste 50% netto vom Verkaufspreis, und ich würde mich wundern, wenn die anderen Shops großartig anders aufgestellt sind. Das heißt, von den übriggebliebenen 50% muss der Verlag erst noch die Mehrwertsteuer von 19% abziehen und dann alle üblichen Kosten (Löhne, Honorare, laufende Kosten) tragen.
So wirklich viel Gewinn bleibt da nicht übrig.
Nun will ein Unternehmen mit einem Produkt schon Gewinn nachen. Substanziellen Gewinn. Wenn ein Verlag am einem eBook nachher 500-1000 Euro verdient, wird sich jeder Controller die Frage stellen, ob das den Aufwand wirklich lohnt. Also wird man als Verlag auch beim eBook den Preis so ansetzen, dass auch "vernünftig was übrig bleibt".
Jetzt kommt noch das Element der Preisstrategie hinzu.
Die Kunden haben sich an ein gewisses Preisniveau gewöhnt und sind bereit, diese Preise zu bezahlen. Sei es bei Hardcovern, Paperbacks oder Taschenbüchern. Wenn jetzt das "eBook zum Hardcover" deutlich günstiger ist als das Hardcover selbst, gewöhnen sich die Kunden an diesen niedrigeren Preis. Für jeden Händler DER Alptraum schlechthin.
Den Kunden dann wieder dazu zu bewegen, einen höheren Preis zu zahlen, ist schwierig. Die Verlage haben also schlicht Angst, sich mit günstigeren eBooks das Preisgefüge kaputtzumachen.
Günstigere Preise sind aber ganz klar möglich, egal welche hanebüchene oder apologetische Rechnung ich mir aus der Verlagsbranche ansehe(n muss). Nur: wenn ich mit gedruckten Büchern meine Einnahmen mache, möchte ich mir von einem Nischengeschäft wie eBooks (wir reden hier ja bestenfalls von 2-3% des Gesamtumsatzes) den Preis nicht kaputtmachen lassen.
Zum einen sind die Preise also so hoch, weil die Verlage schlicht zu unbedacht waren, um günstiger produzieren zu können. Und zum anderen, weil sie das gar nicht wollen. Wenn sich ein gedruckter Bestseller von Stephanie Meyer für 25 Euro verkauft, warum sollte man das eBook günstiger machen?
Bei Fachbüchern kann man durch Suchfunktionen, etc. sogar mit einem höheren Nutzen argumentieren. Also warum sollte man auch hier den Preis niedriger ansetzen?
Beeinflussen kann den Preis bzw. die Preisentwicklung nur der Kunde. Durch seine Kaufentscheidung. So ein Boykottaufruf wie bei Amazon gegen alle eBooks über $ 9.99 kann Erfolg zeigen. Wenn sich genügend Kunden daran beteiligen und dementsprechend einkaufen.
Und wenn sie dann bitte (bitte!) nicht als Protest dann doch das Hardcover für $ 25 kaufen ...
Last edited by K-Thom; 04-19-2009 at 06:16 AM.
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