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Old 04-17-2009, 11:35 AM   #97
Fabian Kern
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Originally Posted by flowoeB View Post
schoen, dass sich auch mal ein 'mitverursacher' zu worte meldet! SCR

Mal ehrlich - wenn ich ein auto kaufe (das ich nicht probefahren durfte weil die industrie das konzept probefahrt abgeschaft hat) und dann feststellen muss, dass das ding ab und zu unmotiviert stehen bleibt, anders ausschaut wie im prospekt und ab und zu bremst wenn ich aufs gas steige und umgekehrt - und ich mich dann bei der firma beschwere und die mir erklaeren, dass autos fuer die firma hald noch recht neu sind, sie wenig erfahrung in deren produktion haben und dass das konzept strasse bei uns nur sehr schlecht und rudimentaer geloest ist und dass ich deshalb damit leben muss und hald pech gehabt hab -> rat mal was ich denen erzaehl...

ich glaube, wenn die vertreiber und die verlage auf die beschwerden sofort reagiert haetten und gleich eine loesung (z.b. wie bei software in form von kostenlosen updates bis alle bugs raus sind) angeboten haetten, dann haette sich der unmut in grenzen gehalten und die verlage wuerden auch weiterhin fleissig verkaufen - ich fuer meinen teil kauf bei dem laden sicher nix mehr, da ich mich als kunde weder ernstgenommen noch wertgeschaetzt fuehle und inzwischen an eine reine gewinnorientierung der buecherindustrie glaube... buecher gibts auch auf dem flohmarkt gebraucht...
Naja, "Mitverursacher" noch nicht - noch bieten wir keine eBooks an, und wir werden uns auch (genau aus den genannten Qualitätsgründen) gut überlegen, wann und in welcher Form wir damit beginnen...

Aber nur ein paar Diskussionsbeiträge dazu: die Reaktion von Thalia find ich ehrlich gesagt auch eine Unverschämtheit, gar keine Gegenrede darauf. Insbesondere wenn ich in meine AGB's Rückgaberecht und Gewährleistung reinschreibe (was ich nunmal gesetzlich muss), dann tue ich gut daran, diesen Anspruch auch zu erfüllen.

Wenn ich als Verlag eBooks machen will, die v.a. belletristische Inhalte haben, d.h. wo ich nur mit Fliesstext und ein paar Kapitelüberschriften zu tun habe, die in ein anderes Medium müssen, dann halte ich das ja auch für eine eher einfache Aufgabenstellung. Dass die Belletristik-Verlage nicht einmal das hinbekommen, finde ich auch eher peinlich.

Wenn ich aber (wie mein Verlag) vor allem Fachinhalte zu publizieren habe, die von Tabellen, Grafiken und anderen Layout-Elementen leben, die zentral für die Inhalte des Buchs sind, habe ich in der momentanen Situation ein echtes Problem mit den technischen Möglichkeiten der Reader. Mein Fazit nach 3 Monaten intensiver Recherche, Tests und Pilotprojekten: es gibt mit ePub zwar einen meiner Meinung nach sehr durchdachten, offenen Standard, aber keiner der Reader hält sich da im Detail wirklich daran. Ich halte es momentan nicht für möglich, unseren Content als eBook so zu publizieren, dass man über mehr als 1-2 verschiedene Reader hinweg eine Darstellungsqualität sicherstellen kann, die meinem eigenen Anspruch genügen würde. Einzige Alternative dazu wären gerätespezifische Dateien, was logistisch ein Albtraum ist...

Um in deinem Bild zu bleiben, ist es zur Zeit, als wenn ich ein tolles Auto produzieren will, und dann aber von Zuliefern hören muss, dass sie leider nicht in der Lage sind, mir Räder und Reifen zu liefern, die mit jeder Straße kompatibel sind

Ich will da im Bezug auf die Verlage wirklich nichts beschönigen oder Verantwortung für Produkte wegdiskutieren - aber der Unterschied zwischen Print und eBook ist halt nun mal: Beim Druckerzeugnis habe ich alle Produktionsschritte vom Autor bis zum Buch im Laden unter Kontrolle. Beim eBook erzeuge ich als Hersteller ein Dateiformat, bei dem ich mich erstmal nur an die technischen Standards halten kann, die dafür gesetzt sind. Ich gebe das ganze dann an Vertriebspartner, die Ihre ganz eigene Interessen verfolgen (und z.T. - wie amazon in den USA - die Daten auch noch auf eine Art und Weise konvertieren, über die ich keine Kontrolle mehr habe) und Geschäftspraktiken haben, die ich stellenweise schon sehr verwunderlich finde. Und beim Kunden kommt der Inhalt (und damit auch der Eindruck über mein Produkt) über Endgeräte an, deren Hersteller sich (wie z.B. beim "Seitenzahlen"-Feature des Sony Reader, Umgang der Reader mit Bilddateien, fehlende SVG-Unterstützung, u.v.m.) sich bewußt nicht an die definierten Standards halten, weil sie mehr an einer marktbeherrschenden Stellung interessiert sind, als an an den Interessen der Kunden. Dass dabei für den Endkunden eine unbefriedigende Situation herauskommt, ist eigentlich kaum verwunderlich.

Gut, auch das wird sich sicherlich ändern, wenn die Technologien einmal etwas ausgereifter sind, aber dass solange Kunden auf diese Weise verärgert werden, und so schilcht Chancen für die Entwicklung eines Zukunftsmarktes vergeben werden, finde ich auch persönlich sehr schade. Bleibt nur zu hoffen, dass die Verlage, Grosshändler und Hersteller von eBook-Readern sich auf diesem Weg nicht (wie in den letzten Jahren die Musikindustrie) den Ast absägen, auf dem sie sitzen....
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