Mein Lieb soll sein ein Mägdlein arm,
Soll nicht viel auf den Gassen gehn,
Nicht prunken gern im Reigenschwarm,
Doch soll es still die Spindel drehn.
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Die Spindel Zucht und Einfalt wahrt —
Bei Einfalt nur ist frommes Minnen.
("Walthers Lieder"; S. 16)
Ich bin ein ehrlich deutsches Blut.
(aaO., S. 19)
... Dies mag zur Anmuthung der Geisteskindschaft dieses Bestsellers von 1849 genügen.
Spoiler:
Auf dieses Werk stieß ich durch Nataly von Eschstruths Roman "Im Spukschloß von Monbijou" (1921). Dessen weibliche Hauptfigur trägt bezeichnender Weise den Namen "Amarant", und Redwitz' Werk nämlichen Titels ist zugleich das Lieblingsbuch der Mutter der männlichen Hauptfigur: sie schickt es ihm während des Ersten Weltkrieges an die Front (!).
"Amaranth" von Oscar von Redwitz hat bis 1898 46 Auflagen erlebt und war damit im 19. Jh. eine der erfolgreichsten Veröffentlichungen der Gattung 'Poesie' im deutschsprachigen Raum. Worauf diese Popularität zurückzuführen ist, darüber gibt im eBook der Anhang Auskunft; dort kommt anstelle eines Epilogs der zeitgenössische Literarhistoriker Adolf Stern zu Wort, der 1886 dieses Werk innerhalb einer bestimmten Strömung der deutschen Literatur nach 1848 kritisch verortet. Wie kulturgeschichtlich folgenreich dieses ästhetisch völlig bedeutungslose Werk war, ist in Sterns Ausführungen nachlesbar; auch im Urteil von Ernst Alker, das an dieser Stelle zitiert sei, wird dies deutlich:
"Sein [Redwitz'] Versepos 'Amaranth' (1849), eine übersüßte Verpanschung sauer gewordener Restbestände romantischer Lese, war ein von politikmüden und politikfernen Menschen vielbegehrter Trank, dessen sich schließlich Zecher und Verzapfer schämten. Dieser typische Vertreter ermattungsseliger Erholungspoesie in lärmenden Revolutions- und demütigenden Reaktionszeiten verkitschte erbarmungslos durch dick aufgetragene fromme Holdseligkeit das Bild des deutschen Mittelalters, von dem der Jurist und dilettantische Germanist nur sehr ungefähre Vorstellungen hatte." (Ernst Alker: Die deutsche Literatur im 19. Jahrhundert. 2. Aufl. Stuttgart 1962. S. 431.)
Man übersieht oft mit Blick auf die bedeutenden deutschen AutorInnen der 1850er bis 90er Jahre, dass es neben dem sog. "Realismus" auch eine Fortsetzung der vorrevolutionären Biedermeier-Literatur gab, die heute aus der Zeit gefallen erscheint, aber seinerzeit außerordentlich erfolgreich war.
Es soll übrigens nicht unerwähnt bleiben, dass Redwitz, der mit „Amaranth“ den einflußreichsten Vertreter, ja geradezu den Typus der Reactionsdichtung verkörpert hatte, mit seinem Versepos "Odilo" 1878 ein »Pendant und eine Art Widerruf der ›Amaranth‹« erscheinen ließ; das Werk »wirbt für eine deutsch-humanistisch geprägte, werktätige Bildungsreligion gegen die widernatürliche und deshalb heuchlerische Askese eines ultramontanen Katholizismus« (Walter Schmitz, in: Killys Literaturlexikon). Als er Ende der 1860er Jahre in die Zweite Kammer des bayerischen Abgeordnetenhauses gewählt worden war, hatte Redwitz sich bereits der liberalen Partei angeschlossen und sich damit von der Reaktion abgekehrt.
"Amaranth" von Oscar von Redwitz wird hier nach der 21. Auflage (1860, XXIV & 300 Seiten) auf der Basis des GoogleBooks-Korrekturlesens in historischer Orthographie reproduziert. Der vordere Buchdeckel (das "Cover") beruht auf der 11. Aufl. (1851). — Neben dem im Spoiler genannten Auszug aus den literarhistorischen Ausführungen Sterns ist im Anhang eine zeitgenössische anonyme Parodie des Werkes beigegeben: "Amaranth - ein Harfenstein" (1851).
Für die reinen Genießer gibt es noch eine Version mit versteckten Seitenziffern.This work is assumed to be in the Life+70 public domain OR the copyright holder has given specific permission for distribution. Copyright laws differ throughout the world, and it may still be under copyright in some countries. Before downloading, please check your country's copyright laws.
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