Die Werk-Ausgabe, die Mitte des 19. Jh. von der Hoffmann'schen Verlags-Buchhandlung, Stuttgart, mit deutschen Übersetzungen des schottischen Dichters veranstaltet wurde (wobei es sich hier bereits um die zweite Auflage einer zuvor in den 1840er Jahren in einem Mannheimer Verlag erschienenen Edition handelt), ist bekanntlich sehr schätzenswert. Aber es gibt Ausnahmen, u.a. "Ivanhoe" (hier ist
die von Tschischwitz besorgte Ausgabe vollständiger und stilistisch besser), und eben auch "
Peveril vom Gipfel". Die Stuttgarter Ausgabe lässt bei diesem Werk nicht nur alle Motti weg, sondern auch das "Vorberichtliche Schreiben"; schlimmer noch: überall da, wo es dem (ungenannten) Übersetzer zu historisch oder sprachlich zu schwierig wird, fasst er entweder grob zusammen oder verzichtet ganz auf die Ausübung seiner Aufgabe. Ihr findet diese unzureichende Ausgabe
hier.
Für das eBook kam sie mithin trotz bereits vorliegender Digitalisierung nicht in Frage.
Die Wahl fiel auf die im Verlag
Joh. Andr. Kienreich, Grätz, 1828 erschienene Ausgabe (3 Bde, 286, 296 & 292 Seiten; erst später fand ich die noch etwas ältere Übersetzung von Julius Körner, bei Gebr. Schumann, Zwickau, 1824, die ebenso vollständig ist und wegen der Antiqua fürs OCR noch günstiger gewesen wäre...)
Die dort vorgelegte Übertragung, offensichtlich von mehreren Mitarbeitern erstellt, ist vor allem einmal vollständig und stilistisch – vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber jedenfalls – tragbar. Allerdings fällt sie im dritten Band etwas ab; wo es zu krassen Fehlübersetzungen kam, helfen jedoch Anmerkungen, die bei der historisch komplexen Materie dieses Romans ohnedies unabdingbar sind; es erwies sich als nötig, diejenigen der Übersetzung zu ergänzen, ferner wurden einige von Scotts eigenen späteren Anmerkungen - in eigener Übersetzung - hinzugefügt, so dass im Ganzen eine Anzahl von knapp 250 herauskam.
Scott ging es bei seinen historischen Romanen ja nicht um bloße Unterhaltung (wer sein Werk in dieser Leseabsicht aufsucht, ist bei den um 1900 in verstümmelter und entstellter Form erschienenen Machwerken des Weichert-Verlages besser aufgehoben) – nein: Scott wollte den Briten Bilder ihrer Identität im Gewand lebendig gewordener Geschichte zeigen, und da scheute er keineswegs das bedeutsame Detail. — Der "Peveril"-Roman, sein umfangreichstes Werk übrigens, spielt nun in der sog.
Restauration, also im Zeitalter König Karls II., mit dem nach Bügerkrieg und Republik die Monarchie wiederhergestellt wurde. Dies ging keineswegs ohne heftiges Knirschen im gesellschaftlichen Gebälk, und daher hat Scott als Drehangelpunkt den sog. "Popish Plot" gewählt, in dessen Auswirkungen der junge Julian Peveril hineingerissen wird. (Wer sich übrigens für die Darstellung dieser Epoche interessiert, dem sei ein Roman empfohlen, den der junge
Willibald Alexis 1827 geradezu in Konkurrenz zu Scotts "Peveril" veröffentlicht hat, und noch dazu unter dessen Namen: "
Schloß Avalon" - ein echter Geniestreich!).
In der Reihe der
Waverly-Novels war "
Peveril of the Peak" (1822) der 16. Roman, und das Echo war damals sehr geteilt. In der Tat lässt sich einiges gegen gewisse Figuren und Handlungsstränge einwenden, aber angesichts der schwierigen Aufgabe muss ich sagen, dass Walter Scott sich ausgezeichnet geschlagen hat: er eröffnet wichtige Einblicke, ohne auf Spannung, mystery & crime zu verzichten.
Das Cover zeigt übrigens "Fenella", wie sie vor dem König tanzt (ein Stich von H. Cook, 1833, nach Henry Howard), eine jener geheimnisvollen weiblichen Figuren, wie sie fast alle von Scotts Romanen aufweisen.
Mein Vorhaben, alle Romane der Waverly-Serie in gediegenen, vollständigen Übersetzungen in diesem Forum hochzuladen, ist damit abgeschlossen. "Peveril" war das letzte, noch fehlende Werk.
Ich wünsche Euch viel Freude an Scotts historischen Romanen!
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