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Schloß Dornegge oder Der Weg zum Glück" (1868, 4 Bde; 281, 258, 254 & 327 Seiten) von
Levin Schücking erörtert, wie der Untertitel bereits andeutet, die Frage, was denn Glück überhaupt sei und wie oder wodurch es erzielt werden könne, und das durchaus - entlang den romaninternen Irrwegen - philosophisch spekulierend, wobei in gewisser Weise dieser Roman 22 Jahre später fortsetzt, was 1846 in "
Die Ritterbürtigen" begonnen wurde: nämlich die Untersuchung der gesellschaftlichen Rolle, die gegenwärtig der Adel noch spielen könne.
Spoiler:
Eine durchaus rückwärtsgewandte, ethisch arrogant-dümmliche und gegenwartsblinde Selbstbestimmung wird von Prinz Günther vertreten:
"[…] es ist das eben der Vorzug adelicher Naturen, daß das Sündhafte und Gottlose sich weniger als innere Fäulniß, sondern mehr wie ein äußerer Rost an sie ansetzt, den die richtige Behandlung immer wieder entfernen kann, während die gemeine Natur von dem Sündhaften nur zu leicht ganz durchzogen und durchtränkt wird. Die adeliche Natur verliert nie das Bewußtsein, daß sie sich selbst etwas schuldig ist; die gemeine ist sich selbst nichts schuldig, sie hat dieses ihre Aufführung controlirende Bewußtsein nicht[…]." (Bd.1, S.252)
Gräfin Edern (eine kaum weniger intrigante Fortschreibung der Figur der Gräfin Allgunde Quernheim aus den "Ritterbürtigen") kann dem nur zustimmen, überwipfelt jedoch diese Borniertheit noch durch ihren Glauben an die "Vorsehung, welche über jedem einzelnen unserer Standesgenossen wacht, mehr wacht wie über andern Menschen […] Wenn Gott einem Wesen einmal das Glück gewährt, durch die Geburt ihm adeliches Blut zu geben, so hat er schon dadurch bestätigt, daß er ihm besondere Gnade zuwendet, und ist nun nicht schon von vornherein anzunehmen, daß eine besondere Gnade ihm auch auf seinem ganzen Lebenswege folgen wird?" (Bd.1, S.252f.)
Die jüngeren männlichen Adligen dagegen sind in Wahrheit entweder wie Günthers "Zöglinge" rohe, dem Trunk und Spiel oder der Schürzenjägerei ergebene Roués, oder sie streben ganz unadelig nach praktischer Erwerbstätigkeit, auch im Bereich von Industrie und Finanz-Wirtschaft, was man bislang dem Bürgertum überließ, und dies nicht ohne Raffgier.
Die Suche nach dem "Glück" ist, wie stets bei Schückings Romanen, eingebunden in eine ebenso dramatische wie abenteuerliche Handlung, der kriminalistische Elemente zusätzliche Spannung verschaffen.
Das eBook beruht auf der GoogleBooksKorrekturLesung der Erstausgabe von 1868 (Schücking hat das Werk für die zweite Auflage von 1874 völlig neu bearbeitet); es wird in der originalen Orthographie reproduziert. Im Cover seht ihr Schloss Paffendorf in einer Lithographie aus der "Sammlung Duncker".This work is assumed to be in the Life+70 public domain OR the copyright holder has given specific permission for distribution. Copyright laws differ throughout the world, and it may still be under copyright in some countries. Before downloading, please check your country's copyright laws.
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