Hallo Spinni! Schön, von Dir einmal wieder etwas hier zu lesen!
Das von Dir bei E.T.A. Hoffmanns "Rat Krespel" aufgefundene Wort "obbewandt" taucht im Grimm'schen Wörterbuch nicht auf; es spricht alles dafür, dass es sich um einen Neologismus meines Lieblingsdichters handelt.
Ich zitiere die Stelle im Zusammenhang:
"Aber der Rat, in die Welt seiner Akkorde verstiegen, geigte fort, daß die Wände widerhallten, und es begab sich, daß er mit Arm und Bogen die Signora etwas unsanft berührte. Die sprang aber voller Furie zurück; ›bestia tedesca‹ schrie sie auf, riß dem Rat die Geige aus der Hand und zerschlug sie an dem Marmortisch in tausend Stücke. Der Rat blieb, erstarrt zur Bildsäule, vor ihr stehen, dann aber, wie aus dem Traume erwacht, faßte er Signora mit Riesenstärke, warf sie durch das Fenster ihres eigenen Lusthauses und floh, ohne sich weiter um etwas zu bekümmern, nach Venedig – nach Deutschland zurück. Erst nach einiger Zeit wurde es ihm recht deutlich, was er getan; obschon er wußte, daß die Höhe des Fensters vom Boden kaum fünf Fuß betrug, und ihm die Notwendigkeit, Signora bei obbewandten Umständen durchs Fenster zu werfen, ganz einleuchtete, so fühlte er sich doch von peinlicher Unruhe gequält, um so mehr, da Signora ihm nicht undeutlich zu verstehen gegeben, daß sie guter Hoffnung sei."
Die "obbewandten Umstände" sind demnach jene, die in den Sätzen zuvor geschildert worden sind. Im heutigen Deutsch sind noch die Wörter "Bewenden" und "Bewandtnis" im Gebrauch. "Was hat es damit für eine Bewandtnis?" bedeutet "Wie steht es damit, was steckt dahinter?" Im weitesten Sinne also: "Beschaffenheit".
Das "ob" wiedrum hat im älteren Deutsch als Adverb die Bedeutung "oben".
Und so lautet die Übersetzung für "obbewandte Umstände": jene Umstände, deren Beschaffenheit weiter oben erläutert worden ist.
(Edit: Doitsus Antwort kam anscheinend, während ich zugleich noch meine formulierte.)