Bei dieser Werkausgabe des Dichters
Richard Dehmel handelt es sich um die Edition "Gesammelte Werke in drei Bänden" , S. Fischer Verlag, Berlin 1913. Eine digitale Version ist 2020 bei gutenberg.org (USA) erschienen, und von ihr leitet sich diese ePub-Fassung in einem Band ab, die auf jedem eReader lesbar sein sollte.
Spoiler:
In "Killys Literaturlexikon" liest man:
»Selten wohl ist die Fallhöhe zwischen dem Ruhm zu Lebzeiten und dem sofortigen Vergessen nach dem Tod so hoch gewesen wie bei Dehmel. Folgt man dem Urteil der Zeitgenossen, dann ist der Kreis der literarisch Eingeweihten bereits beim ersten Gedichtband (
Erlösungen) hellhörig geworden. Dem Naturalismus in der Ablehnung der als abgestanden empfundenen, das Mittelmäßige besingenden Lyrik der Gründerzeit verpflichtet - obgleich selbst noch stark von literarischen Vorbildern, etwa Schiller und seinen Epigonen, geprägt -, aber auch in der Bevorzugung der Themen (naturwissenschaftliches Denken, Technik und Großstadt sowie soziale Anliegen) und in der Wahrnehmung der Dinge, unterscheidet sich Dehmels Dichtung doch deutlich in der ästhetisierenden Überhöhung dieser Wahrnehmung zum »schönen Gedicht«, in der Forderung nach einer autonomen, nicht der Natur nachgeordneten Kunst. Seine Spruchdichtung kreist um große Dinge, Liebe, Kunst, Zukunft, Zeit, Welt, weniger bedacht auf den prägnanten, das Übliche in Frage stellenden Gedanken, als auf die glatte Ausformung. Mit der zunehmenden Stilisierung von Gefühlen bis zu ihrer Abnutzung zum Ornament, mit der Überlagerung von Eros, Schönheits- und Körperkult und Kunst bildet Dehmel in seiner Lyrik die Stilmerkmale des literarischen
Jugendstils heraus und gilt mit
Zwei Menschen als dessen bedeutendster Vertreter. Die Geschlechterliebe wird pathetisch und ästhetisch überhöht zur Lebensfeier, zur Weltumarmungsgeste (Motto: »Wir Welt«), zum Religionsersatz. Die durchgehend hohe Stillage auch für banale Inhalte (etwa bei der Beschreibung eines Sturzes vom Fahrrad) wirkt heute unangemessen und zuweilen unfreiwillig komisch. Die Heilsversprechen dieses Schönheitskults für eine bessere Welt sind von den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und seinen Folgen so gründlich Lügen gestraft worden, daß ihre ungeheure Wirkung nicht mehr nachvollziehbar ist. In dieser Ästhetisierung des Lebens folgt Dehmel entschieden Nietzsche, eine ganz andere Position aber vertritt er in seiner sozialen Haltung. In den Dramen, besonders in
Die Menschenfreunde, zeigt sich ein soziales Engagement, das ihn mit den Expressionisten verbindet, deren früher Förderer er war.«
Hiltrud Häntzschel
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