Wer sich
Wilmont Haacke einmal etwas genauer anschaut, wird berechtigte Zweifel empfinden bei diesem Parteigänger des Nationalsozialismus und der bundesrepublikanischen Restauration im Hinblick auf seine Fähigkeit zu einem unvoreingenommenen Urteil - ausgerechnet Karl Gutzkow gegenüber, dem wichtigsten Autoren des Jungen Deutschland. Was Haacke da 1966 in seinem Artikel in der NDB verzapft, überschreitet deutlich die Grenze zum Rufmord und wird zudem den Anforderungen der Plattform, auf der es erschienen ist, in keiner Weise gerecht. Haacke, der im Dritten Reich seine Professoren-Karriere gestartet hat, rächt sich hier sozusagen post- und zugleich kryptofaschistisch (seine Verwicklungen in das NS-Regime kamen erst - wie sollte es anders sein - nach 1968 zu Tage) an einer literarisch-publizistischen Richtung, die sich den demokratisch-freiheitlichen Idealen verschrieb. —
Ich bedaure es zutiefst, dass die schöne "Wärwolf"-Exhumierung (Danke, Leonatus!) mit diesem diskriminierenden und inkompetenten Zitat garniert ist. Die neuere Forschung stellt Gutzkow in ein ganz anderes Licht; schon Johannes Proelß hatte aber in seinem grundlegenden Buch "Das junge Deutschland" (1892) diesem Autor den ihm gebührenden Platz in der Literaturgeschichte zugewiesen, freilich wiederum aufgrund einer politischen Haltung, die Haacke verabscheuen musste. —
Nichts für ungut, Leonatus: Wat mut, dat mut.