Hier eine Einschätzung der Literaturwissenschaft von dieser Art Belletristik:
Denn diese Erzählliteratur war, als Unterhaltungsliteratur, wesentlich eine kommunikative Gebrauchsliteratur. In zahlreichen Distributionsorganen, in raschem Umsatz, in ständigen Neulieferungen war sie dem lesenden Publikum gegenwärtig. Sie hat weitgehend den durchschnittlichen, quantitativ wirksamen literarischen Geschmack bestimmt und damit eine Bewußtseins- und Verhaltenssteuerung ausgeübt, von der wir noch kaum etwas wissen. Sie wurde von den Redakteuren der Familienblätter und ähnlicher Organe dem Publikum als literarisch belangvoll angeboten, an ihr muß sich das gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis zwischen Autoren, Redakteuren und Publikum ermessen lassen. Ihre Ausstrahlung dürfte über das nur Belletristische, Unterhaltende hinausgewirkt und an der Stabilisierung von Urleilen, Werlvorstellungen, Verhaltensnormen in der bürgerlichen Gesellschaft beteiligt gewesen sein. Denn wer sich ein wenig in diese Erzählungsproduktion hineingelesen hat, erkennt unschwer, wie sich in ihr die innere Sozialgeschichte des Bürgertums dieser Jahrzehnte spiegelt - allerdings sehr gleichförmig auch nur sie. (Fritz Martini – Von der Erzählung im bürgerlichen Realismus - 1981)
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