August Heinrich Julius
Lafontaine (5. Oktober 1758 in Braunschweig — 20. April 1831 in Halle) war ein deutscher Schriftsteller.
Lafontaines Leben wird in Arno Schmidts Funkdialog "Quinctius Heymeran von Flaming – Eine Schuld wird beglichen" ausführlich beschrieben. Schmidt nimmt Lafontaine gegen dessen Kritiker engagiert in Schutz und billigt den frühen Werken, darunter auch "Der Sonderling" (Berlin, 1793), durchaus beachtliche literarische Qualitäten und Originalität zu. (nach Wikipedia)
Der Sonderling. Aus: Sämmtliche Schriften. Halle, Berlin, 1799. Erstdruck, 1793.
Nach "Der Naturmensch" ist dies Lafontaine's zweiter Bildungsroman.
Neben der empfindsamen (=tränenreichen) literarischen Verarbeitung der Erziehungsideale von
Basedow und Rousseau's
Émile, unternimmt Lafontaine auch einen bemerkenswerten Versuch, die Olympischen Spiele wieder zum Leben zu erwecken.
Spoiler:
Sellhof that endlich eines Tages der versammelten Jugend den Vorschlag, einmal die olympischen Spiele feyerlich zu begehen. Der Vorschlag fand durchgehends Beyfall; sogar ärgerten sich viele, daß sie dabey nicht ganz Deutschland zu Zuschauern haben sollten, wie die jungen Griechen ganz Griechenland. Ein Altar wurde erbaut; einige Schüler, die bey den Uebungen nicht hoffen konnten, eine große Figur zu spielen, nahmen die Rollen des Priester oder Her Kampfrichter über sich. Ein Hammel wurde angekauft, um den Opferstier vorzustellen, und wurde im Garten bis auf seinen feyerlichen Todestag gemästet.
Endlich erschien der Tag. Alle Schüler versammelten sich bey Sellhof, und gaben sich durch Ablegung der Haarbeutel, durch die Zerstörung der Frisur, durch die herausgezogenen und um die Hüften gegürteten Hemden das Ansehn von griechischen Jünglingen. Die Priester hiengen große Bettücher um, und trugen Kränze von Blumen auf den Häuptern, und lange Bärte an den glatten Kinnen. So zog der Zug aus der Philosophen Zimmer, unter Begleitung von ein Paar Flöten, in den Garten. Die Musik machte die Nachbaren aufmerksam, und die jungen Leute hatten wenigstens in der ersten Hälfte der olympischen Spiele Zuschauer genug.
Dreymal zogen die Priester, Kampfrichter und Kämpfer im Garten umher, den Hammel in ihrer Mitte. Die erstaunten Nachbaren wußten nicht, was sie aus diesem sonderbaren Schauspiele machen sollten. Man sammelte sich um den Altar her, der mit einer großen steinernen Platte bedeckt war. Man zündete ein großes Feuer auf dem Altar an, und goß Wein hinein. Nun empfieng der Hammel mit einem Heile einen sehr heftigen Schlag, der ihn betäubte, man schnitt ihm die Kehle ab, und warf den ganzen Hammel, weil das Absondern des Fettes, nach Homerischer Sitte, doch zu lange dauern möchte, in die mächtige Flamme.
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