Joseph R. Lallos The Book of Deacon, der erste Teil der gleichnamigen Trilogie, hat bei mir einen eher durchwachsenen Eindruck hinterlassen. Das Buch ist eine standardsdurschnittliche epische Heldenqueste, wie sie das Fantasy-Genre seit Jahrzehnten in großer Anzahl hervorgebracht hat, und es macht dabei weniges besser, und vieles schlechter, als so manch anderer Vertreter dieser nicht eben dünn besiedelten Literatursparte.
Da wäre zunächst die Heldin, die der Zufall (oder ist es die Hand der Götter - welcher Götter eigentlich? Wir wissen es nicht.) von einer Situation zur nächsten schubst, bis sie endlich einen Begleiter (Jungdrache, weiblich, ich nenne sie im Geiste trotzdem Poldi - na, wer kann mit der Referenz was anfangen? :-P ), einen Verehrer (der titelgebende Deacon), einen mysteriösen Feindfreund (den seit Jahrhunderten berühmten Meuchelmörder Red Shadow) und eine Kommune von Magiern gefunden hat. Letzterer zeigt sie dann mal so richtig, was eine Mary-Sue drauf hat, und besteht sämtliche Prüfungen in Rekordzeit und ohne jegliche Rückschläge. Allein ihre beständigen Versuche, ihren Feindfreund auf den ihm vorbestimmten Weg des Schicksals (der auch der ihre ist) zu zwingen, scheitern beständig. Aber das Ganze ist ja auch eine Trilogie - das wird im zweiten Buch bestimmt noch was werden...
Dann ist da dieses Schicksalsmotiv. Ich mag im Allgemeinen Geschichten nicht, bei denen die Geschicke der Menschen unentrinnbar von Göttern/Schicksal/Wasauchimmer geleitet werden. Und wenn schon, dann muss das mit dem Pathos und dem Drama der alten nordischen oder griechischen Sagen daherkommen, oder wenigstens mit der tiefgreifenden Melancholie eines Tolkien. Leider sieht es ganz danach aus, als würde die Welt des Book of Deacon nach diesem Muster funktionieren, kommt aber bis auf einen seit hundert Jahren anhaltenden Krieg nicht einmal annähernd an den erforderlichen Umfang von Pathos und Drama heran.
Abgesehen von der unklaren Götterlage springen in der Welt dann auch noch Elfen, Feen, Meerjungfrauen, Mensch-Tier-Mischwesen und diverse magische Konstrukte durch die Gegend, ohne dass es dafür irgendeine Motivation zu geben scheint. Auch das sonstige Worldbuilding scheint ein wenig schlampig.
Technisch gesehen sollte sich Herr Lallo dringend nach einem besseren Lektorat umsehen. Rechtschreibfehler, Zeitformfehler, Satzstellungsfehler, fehlende und überflüssige Wörter finden sich zuhauf über den gesamten Text verteilt.
Trotz allem las sich die Geschichte recht unterhaltsam. Den Rest der Trilogie werde ich mir trotzdem nicht antun - zu schwer wiegen die Fehler. Den Prequel The Rise of the Red Shadow werde ich zwar noch anfangen, aber wenn Lallo seine Sache hier nicht deutlich besser macht, sehe ich mich schon viel Querlesen und das Buch nach einem Drittel bis der Hälfte abbrechen.
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