Scott Westerfelds Uglies, das erste Buch aus der gleichnamigen Serie, macht anfangs alles richtig - eine "shiny happy people" Dystopie mit interessanten Protagonisten, die kurz davor stehen, ihr Dasein als "Uglies" zu beenden und ihr neues Leben als frisch schönheitsoperierte Mitglieder von New Pretty Town zu beginnen. Dass besagte Schönheits-OP weltweit verpflichtend ist und eingeführt wurde, um nach einem globalen gesellschaftlichen Zusammenbruch der Diskriminierung und dem Hass basierend auf Äußerlichkeiten ein Ende zu setzen, macht die Sache natürlich nicht besser, erklärt aber immerhin die Hintergründe.
Dass keiner der jungen Protagonisten oder der anderen Jugendlichen in ihrem Umfeld begreift, was dem aufmerksamen Leser nach nur wenigen Seiten klar ist - nämlich dass diese OP mehr als nur das Äußere verändert - wird mit lückenloser Propaganda erklärt. Als jemand, der in einen "Propagandastaat" großgeworden ist, bin ich ja immer wieder über westliche Autoren amüsiert, die staatlicher Propaganda eine derartige Allmacht zuschreiben und dabei grundsätzlich zwei Aspekte ignorieren: die Propaganda ihres eigenen Staates, egal ob dies nun die USA, Deutschland, Groß Britannien oder irgend ein anderes westliches Land ist, und den Fakt, dass es immer Dissidenten gegeben hat, gerade auch unter der Jugend.
Von dieser ideologischen Schwäche mal abgesehen liest sich Uglies eigentlich recht unterhaltsam. Leider werden gegen Ende zwei Dinge zunehmends klarer, die mir die Lesefreude trüben: Das Buch ist der aktuellen Mode entsprechend als Teil einer Trilogie geschrieben und führt keinen seiner Handlungsfäden zu Ende, und es wird mit einem Cliffhanger enden. Da ich auf die ganze teenage angst, die in dem Buch durch die Seiten schwappt, auch nur begrenzt Lust habe, werde ich mir wohl die Folgebücher nicht zulegen.
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