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Originally Posted by Gudy
Und so wie Morrisons The Ark anfängt, mit dem ich gestern auf dem Heimweg angefangen habe, ist das kein Zufall: Da wird der ältere Bekannte der Protagonistin in einem Flughafenrestaurant mit einem schnellwirkenden Kontaktgift(!) in aller Öffentlichkeit getötet, bevor er alle Geheimnisse über die angeblich vom Onkel der Protagonistin gefundene Arche Noah ausplaudern kann. Und der Hubschrauber, der sie anschließend zu einer abgelegenen Bohrinsel fliegen soll, auf der die von besagtem älteren Bekannten mit seinem letzten Atemzug erwähnte Person gerade tätig ist, stürzt nur wenige Meter vor dem Ziel mit einem Triebwerksschaden ins Meer, während eine weiße Luxusjacht im aufkommenden Nebel verschwindet.

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Nachlese: Die religiösen Weltuntergangsfanatiker, die in dieser Geschichte als Gegenspieler herhalten, fand ich zu clichéhaft, und so 100%ig überzeugend fand ich die zugegebenermaßen originelle Grundidee, die Geschichte um die Sintflut und Noahs Arche nicht als Überschwemmung sondern als Seuche zu interpretieren, auch nicht. Trotzdem war Boyd Morrisons
The Ark spannend und unterhaltsam, wenn auch teilweise ein wenig überzogen.
Dafür ist Morrisons
The Palmyra Impact eine Katastrophenerzählung, die es in sich hat. Überwiegend in Hawaii angesiedelt, berichtet sie brutal und schonungslos über die möglichen katastrophalen Auswirkungen eines Meteoriteneinschlags in der Nähe des pazifischen Palmyra-Atolls und des daraus resultierenden Mega-Tsunamis. Obwohl die Geschichte dies gar nicht nötig hätte, kann sich Morrison auch hier wieder nicht zurückhalten und neigt dazu, Spannung und Drama künstlich über das knappe Timing von Ereignissen aufzubauen, anstatt einfach nur die zentrale Bedrohung einer 100m hohen Flutwelle ihre Arbeit machen zu lassen... Dafür finden sich bewegende Beschreibungen menschlichen Mutes und menschlicher Dummheit auf engstem Raum zusammengedrängt mit alptraumhaften Zerstörungsszenarien.
Es mag zwar ein wenig in der Natur solcher Katastrophenerzählungen liegen, dass die Figuren von einer prekären Situation zur nächsten fliehen, bis sie entweder sterben oder gerettet sind, dennoch kam mir die Geschichte insbesondere in der zweiten Hälfte, die sich mit dem Tsunami und seinen Folgen beschäftigt, ein wenig episodischer und zerrissener vor, als sie hätte sein müssen. Die erste Hälfte des Buches, welche die Ausgangssituation aufbaut und die Ursachenforschung seitens der Seismologen beschreibt, ist zwar gerade initial eigentlich noch viel stärker aus einzelnen, zunächst zusammenhangslos erscheinenden Episoden aufgebaut, schafft es aber deutlich besser, über die gemeinsame unbekannte Bedrohung einen inneren Zusammenhang zwischen den Einzelszenen aufzubauen.
Durch den mangelnden Zusammenhalt und die künstliche Dramatisierung hatte ich leider gegen Ende ein wenig den emotionalen Kontakt zur Geschichte verloren. Deswegen gibt es auch nur eine sehr bedingte Leseempfehlung für Fans des Genres.