Lese-Weltreise
Demokratische Republik Kongo: Michael Crichton: Congo
Congo ist ein "frühes" Buch von Michael Crichton, das jedoch schon alle Elemente enthält, die mir persönlich an Jurassic Park, das zehn Jahre später erschien, so gut gefallen. Die oberflächliche Struktur ist die eines Abenteuerromans, und in der gekürzten Hörfassung, die ich noch aus Kassetten-Zeiten besitze, ist auch nur dieses Gerüst übrig geblieben. Man muss dazu sagen, dass dort eine Kürzung um mehr als zwei Drittel vorgenommen wurde. Ich habe also angefangen, diese Version zu hören um festzustellen, ob die Geschichte mich überhaupt noch interessiert. Offensichtlich ist dies der Fall.
Es geht in dem Buch vordergründig um eine "verlorene" Stadt im Dschungel und um blaue Diamanten, die der Industrie ein Vermögen wert sind. Eigentlich aber vor allem um Gorillas. Genauer gesagt, um eine Gorilla-Dame namens Amy, die unter Menschen aufgewachsen ist und dem Primatenforscher Peter Elliot seit vielen Jahren seine Forschungsgelder sichert. Als in der Gegend des (heutigen) Virunga-Nationalparks ein paar Geologen, die dort die Vulkane erforschen, auf ziemlich unschöne Art und Weise ums Leben kommen, wird eine Expedition dorthin entsandt, um die Umstände ihres Todes näher festzustellen. Weil Amy seit einiger Zeit von merkwürdigen Träumen geplagt wird, die sie in Bildern festhält und die auf die verschollene Stadt hindeuten, bittet man Elliot, die Expedition mit ihr zu begleiten.
Michael Crichton war in den 90er Jahren einer meiner Lieblingsautoren, und nach Eaters of the Dead hat mich nun auch Congo daran erinnert, warum das so war. Ich habe jede Minute des ungekürzten Hörbuchs genossen - was jemand anders vielleicht als langweilige Infodumps bezeichnen würde, nämlich die etwas länglichen Passagen zwischen den Action-Szenen, haben mir auch nach all den Jahren ausgesprochen gut gefallen. Manches entspricht natürlich inzwischen nicht mehr dem Stand der Technik, aber warum soll man bei einem Buch, dessen Handlung ganz eindeutig im Jahr 1979 angesiedelt ist, einen Computer mit 256 kb Speicher oder die für heutige Verhältnisse primitive Bildbearbeitungstechnik belächeln? Wir belächeln ja auch nicht die Sumerer, weil sie auf Steintafeln geschrieben haben statt auf einer Computertastatur. Mit anderen Worten erfährt man eine Menge über die Primatenforschung in den 70er Jahren, über den Kongo, der damals noch Zaire hieß und über die Technik, über die die Protagonisten damals verfügten. So gesehen könnte man das Buch auch als "historischen Wissenschaftsthriller" bezeichnen.

Die Sprecherin des ungekürzten Hörbuchs, Julia Whelan, hat mir außerdem viel besser gefallen als Judith Ivey, die das gekürzte Hörbuch liest und es mit ihren Stimmen und Akzenten bisweilen ein wenig übertreibt. Ich glaube, ich werde dieses Jahr noch ein paar alte Crichtons hervorkramen.
4 Sterne