View Single Post
Old 05-02-2017, 10:30 PM   #1602
skreutzer
Software Developer
skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.skreutzer considers 'yay' to be a thoroughly cromulent word.
 
skreutzer's Avatar
 
Posts: 190
Karma: 89000
Join Date: Jan 2014
Location: Germany
Device: PocketBook Touch Lux 3
Ich habe heute nach längerer Zeit mal wieder die „technische Statistik“ neu generiert und bei der Gelegenheit bemerkt, dass viele Titel von brucewelch nicht mehr verlinkt sind und habe dann die obige Diskussion gefunden. Leider ist mein Thread damals kommentarlos gelöscht worden, worin wir das Thema aus nochmal einem anderen Blickwinkel „diskutiert“ hatten. Ich werde jetzt die Beiträge auch nicht mehr extra aus der Sicherung herauskramen, da mir im Endeffekt längst egal ist, was ihr hier mit eurer „Bibliothek“ oder der Herr Dolezal mit seiner Literaturseite macht. Nur ungern habe ich mich damit abgefunden, dass wir halt leider keine vernünftige, freie und gemeinfreie digitale Bibliothek haben können, nicht in Deutsch und auch nicht in anderen Sprachen, solange jene Leute noch lebendig sind, die eine bestimmte Vorstellung von „Text“ propagieren und nicht mit dem Netz aufgewachsen sind, oder auch der digitalignorante Gesetzgeber, der den urheberrechtlichen „Schutz“ im Sinne erstgenannter Personengruppe gerne auf 100 Jahre nach Tod des Autors anheben möchte. Nun aber genug der üblen Vorrede, nachfolgend ein paar Anmerkungen:

Die auf Mobileread hochgeladenen Titel sind mitnichten zwangsläufig gemeinfrei noch unterliegen sie der CC BY-SA-NC. Letztere Lizenzangabe bezieht sich auf das Wiki und möglicherweise auf die dortige Liste (automatisch generiert, möglicherweise keine Schöpfungshöhe, aber evtl. ein Datenbankwerk), weil anders ein Wiki nicht funktionieren kann. Die Forenbeiträge und die Webseite sind unter Rechtevorbehalt veröffentlicht, Mobileread hat eine Genehmigung. Die E-Books gelten als gesonderte Werke, wobei man jene ebenfalls unterteilen könnte in Text, Illustrationen und Layout/Design. Der Banner-Hinweis behauptet zwar, dass die Bibliothek “strictly compliant with "Life+70" […] or covered by a CC (or similar) license” wäre, in den Posting Guidelines ist jedoch zusätzlich die Rede von “don't post anything […] without the clear advance permission of the copyright holder”, was man dahingehend interpretieren könnte, dass man auch eigene Werke unter neuer urheberrechtlichen Schutzfrist (Übersetzungen, abgeleitete Werke usw.) hochladen darf, da man ja vom “copyright holder” in Personalunion offensichtlich die Erlaubnis dazu hat. Jedenfalls wurde diese Formulierung von manchen Uploadern so aufgefasst oder bewusst unter Verstoß gegen die Guidelines ignoriert, während auch die Mobileread-Betreiber kein Interesse daran gezeigt haben, solche Uploads wieder aus der Sammlung zu entfernen, zumal sie selbst ja schon ohnehin allein über die Terms of Use der Seite eine Erlaubnis zur Weiterverbreitung haben. Ob diese Weiterverbreitungserlaubnis durch “licensed for free distribution” auch auf Dritte übergeht und effektiv gewährleistet wird, spielt aus meiner Sicht eine untergeordnete Rolle, da diese Erlaubnis hinter den Rechten der Gemeinfreiheit oder freien Lizenzierung wie z.B. der Erstellung abgeleiteter Werke zurückbleibt. Übrigens auch noch der Hinweis, dass hier in keiner Weise eine Aussage zur kommerziellen „Verwertung“ getroffen wird, wonach auf Basis der Gemeinfreiheit oder freien Lizenzierung laut Posting Guidelines selbige eigentlich erlaubt sein müsste, außer, jemand hat explizit eine Creative-Commons-Lizenz mit NC-Klausel gewählt. Aus vorangegangenen Ereignissen wissen wir, dass manche Leute durchaus eine vollständig restriktive Lizenzierung für ihren Upload reklamieren und Mobileread weder dagegen vorgegangen ist, noch eine rechtliche Kennzeichnung existiert. Eine solche nachträglich einzuführen, dürfte jetzt nur noch unvollständig gelingen überall dort, wo der Uploader nicht mehr erreichbar ist.

Das Projekt Gutenberg-DE oder besser gleich Hille & Partner halte ich für eine ganz üble Klitsche, da die den Aufwand an die Crowd abwälzen, aber dann für sich das Leistungsschutzrecht beanspruchen. Wenn ihr diese Seite als Quelle für eure E-Book-Produktionen heranzieht, solltet ihr Acht darauf geben, dass besagtes Unternehmen davon keinen Wind bekommt, denn ihr macht denen ja quasi ihr Geschäftsmodell kaputt. Außerdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass die in ihren Text absichtlich Fehler einbauen, um eine „geklaute“ (?) Kopie identifizieren zu können, zumal es dort keinen transparenten Korrekturleseprozess zu geben scheint. In jedem Fall wäre das internationale Gutenberg-Projekt oder Wikisource zu bevorzugen.

Wenn Texte woanders eher aufgefunden werden, dann liegt das vielleicht an der besseren SEO oder der hübscheren Aufmachung. Nicht jeder will sich durch ein Forum oder Wiki klicken, sondern bezieht seinen Lesestoff da, wo dieser gut ans Gerät angebunden ist, wo elektronische Lektüre auch regulär eingekauft wird, z.B. in einem Shop oder einer hübsch aufgemachten Seite. Bei den Download-Zahlen von Zulu-Ebooks frage ich mich, ob da auch die ganzen Crawler rausgerechnet sind, weil so einfach ist das nicht und es gibt echt viele davon. Überdies stört mich schon immer, dass Zulu-Ebooks eben nicht automatisiert funktioniert, sondern sich der Herr Dolezal offenbar von Hand die Mühe macht (mit welchem Ergebnis auch immer), was bei Arbeitszeit pro Titel nicht arg sinnvoll ist. Automatisiert könnte man viele der angesprochenen Probleme lösen wie beispielsweise die Exklusion der Titel bestimmter Uploader, die Einbindung eines Quellen- und Urheberrechtsvermerks und die Aktualisierung, wenn bei Mobileread etwas am Titel geändert wird. Gerade die Update-Thematik stellt sich nicht nur bei Zulu-Ebooks, sondern auch bei anderen Seiten, die Mobileread als Quelle verwenden. Und weiter: was passiert bei Mobileread, wenn nachträglich bei der Rohtextquelle ein Fehler entdeckt und korrigiert wird, oder wenn einer der Distributoren (wie theoretisch Zulu) einen Fehler gemeldet bekommt, der aber nicht an Mobileread weitergereicht wird oder dort der Uploader schon längst nicht mehr erreichbar ist? Ich weiß, einige Uploader haben auch für derlei Mechanismen überhaupt kein Verständnis. Genauso umgekehrt: Herr Dolezal, wie fänden Sie es, wenn wir alle frei lizenzierten Titel – der Urheberrechtsvermerk macht’s möglich – nach Mobileread hochladen würden (die Frage birgt darüber hinaus eine gewisse konzeptionelle Wendung)?

Zum Schluss will ich noch folgenden Eindruck loswerden: wie früher auch schon liegen einfach unterschiedliche Perspektiven auf die gleiche Sache vor. Der Herr Dolezal sieht das ganze als Seiten- und Plattformbetreiber, der Texte sammelt, verwaltet, verbreitet, zugänglich macht. Der Hinweis darauf, dass Mobileread ja das gleiche machen würde, Texte bereitstellen und halt 4 statt 3 Werbeanzeigen schalten, demonstriert nur allzu deutlich, dass die Perspektive der Uploader eine eher untergeordnete Rolle spielt. Die Buchmacher meinen ernsthaft, dass sie bei der Webseite ihrer Wahl einen Ort im Netz gefunden hätten, wo sie ihr Werk der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen könnten, aber eben auch nur da und nur in der Form wie von ihnen vorgesehen. Sie fühlen sich teils persönlich verletzt, wenn „ihr“ Werk (mal ganz abgesehen, welchen schöpferischen Anteil sie daran haben oder wieviel Arbeit dahinein investiert wurde) eigene, unerwartete, vielleicht sogar unerwünschte Wege geht, sie sehen darin die fehlende Wertschätzung für ihren Einsatz. Seitenbetreiber können auf die Befindlichkeiten der vielen einzelnen Autoren oftmals nicht so viel Rücksicht nehmen, wie sie gerne würden, schließlich ist mehr das Gesamtangebot im Blick (ist auch bei Mobileread nicht anders). Bei Mobileread haben die Uploader erstmal Mobileread explizit die Erlaubnis zur Veröffentlichung erteilt und sich nicht groß um Zulu gekümmert, sind vielleicht sogar dagegen, und über die Lizenz können die Werke am Ende trotzdem bei Zulu landen, gleiches gilt auch umgekehrt. Wären die Posting Guidelines und deren Durchsetzung aufseiten Mobileread klarer, gäbe es auch gar keinen Grund, sich damit überhaupt auseinanderzusetzen. Ich für meinen Teil mache mir weder die eine noch die andere Perspektive zueigen, sondern bringe meine eigene dritte dazu, nämlich die der Software, Automatisierung und digitalen Bibliothek. Das Problem ist an der Stelle lediglich, dass wir mit unserer eigenen Perspektive den Leuten mit einer jeweils anderen die Berechtigung absprechen wollen, weil wir denken, dass das schon alles überall immer so funktionieren müsste, wie wir selbst das für richtig halten. Dem ist aber nicht so, die anderen Standpunkte sind mindestens ebenso legitim und es schadet nicht, sich die einmal genauer anzuschauen!

Last edited by skreutzer; 05-03-2017 at 06:19 AM.
skreutzer is offline   Reply With Quote