Jane Austen: Pride and Prejudice
ungekürzte Lesung von Helen Lisanti
Manchmal habe ich den Drang, eine (vermeintliche) Bildungslücke zu schließen.
Pride and Prejudice habe ich zwar bereits in diversen Verfilmungen gesehen, doch der einzige Versuch, das Buch zu lesen, endete vor mehreren Jahren ungefähr bei Seite 30.
Jane Austen ist nicht wirklich mein Fall, ebenso wenig wie die meisten Klassiker. Aber weil ich für diesen Sommer eine literarische Rundreise durch Südengland gebucht habe, bei der auch der Schaffensort von Austen auf dem Programm steht, wollte ich zumindest ihr berühmtestes Buch vorher gelesen haben.
Vor längerer Zeit hat Audible zum Valentinstag eine ungekürzte, englische Version verschenkt, sodass meiner guten Absicht nichts im Wege zu stehen schien. Tja, bis ich nach ca. 2 Stunden (von 11 1/2) zu dem Schluss kam, dass ich Flo Gibson als Sprecherin nicht länger ertragen konnte. Auch wenn Mrs Bennett es an den Nerven hat, ist das kein Grund, dass
jede Figur
immer völlig hysterisch klingen muss. Und ich hasse es, wenn ein Sprecher beim Vorlesen einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen will. Inzwischen habe ich erfahren, dass ich mit meiner Einschätzung von Flo Gibson zumindest nicht allein dastehe. In der Audiobook-Diskussion bei Goodreads hat jemand kommentiert, dass sie seit der Erfahrung mit Pride & Prejudice und Flo Gibson weiß, dass ein Sprecher die Macht hat, ein ansonsten gutes Buch in eine elfeinhalbstündige Vorlesung von Charlie Browns Lehrer zu verwandeln. Ich kann dem nur beipflichten.
Aber ich schweife ab. Bei Klassikern hat man ja meist die Auswahl von mehreren Sprechern, und dank Whispersync for Voice sind die Preise mehr als erschwinglich. Entschieden habe ich mich für Helen Lisanti, die zumindest in einem gemäßigten Tempo liest (sie braucht 13 Stunden für denselben Text), mich aber letztendlich nicht hundertprozentig überzeugen konnte. Schlecht war sie jedoch nicht. Das Buch selbst entsprach in etwa meinen Erwartungen: Sehr gepflegt, bisweilen etwas langweilig, und nein, der eingebildete Mr Darcy ließ mein Herz nicht wirklich schneller schlagen. Die Bennetts waren eine recht interessante Mischung, eine Frau hätte ich zu dieser Zeit jedoch wirklich nicht sein wollen. Alles drehte sich darum, eine gute Partie zu machen, damit man für den Rest des Lebens versorgt war. Wenn man dann auch noch den Kerl bekam, auf den man es abgesehen hatte, war das zwar erfreulich, aber wahrscheinlich doch eher selten der Fall.
Mein Lieblingsbuch wird Pride and Prejudice wohl nie werden, aber immerhin habe ich es geschafft. 3 Sterne für das Gesamtpaket, auch wenn Helen Lisanti zumindest einen halben mehr verdient hätte.