Dieser in zweiter Auflage 1904 erschienene Gedichtband (92 Seiten) von Hans Bethge ist sein Erstlingswerk (seine zweite Lyriksammlung findet Ihr
hier, und dabei auch Info-Links), das 1898 in erster Auflage veröffentlicht wurde. Gegenüber dieser Fassung sind, wie es am Schluss des Bandes heißt, der neuen Auflage lediglich die ›Gedichte in Prosa‹ entzogen.
Spoiler:
So schick wie Bethges zweiter Gedichtband kommt dieser nun nicht daher; es gibt bis auf das Vorsatz- und das Titelblatt keinerlei Buchschmuck außer den abschließenden Trennlinien. Dafür wird man mit einer ungleich höheren lyrischen Qualität entlohnt. Lässt sich Bethge in der Sammlung von 1901 überwiegend in einem impressionistischen Hedonismus gehen, so trifft man hier dunklere Seiten und entschieden mehr Offenheit an, wenn auch die Faktur im Ganzen traditionsverhaftet bleibt. Hier und da gibt es sogar Ansätze zu echtem Tiefgang, die aber leider meist im Verlauf wieder dekonstruiert werden. Ein Beispiel:
Das Gedicht »Niedergang« - schon der Titel könnte von einem Gedicht ab dem Jahre 1911 stammen - hebt folgendermaßen an:
Die Blätter modern. Nasser Spätherbstwind.
Über den Häusern ist der Himmel rot.
Ich sehe am Feld ein bleiches Kind
Mit Augen in Durst und Not.
Das ist nicht mehr bloß Fin-de-siècle-Attitüde, es scheint schon auf den Expressionismus vorauszuweisen; aber anstatt das Bild existenziell zu vertiefen, geht es so weiter:
Es staunt die Menschen an und senkt das Haupt.
Keiner, keiner, der ihm einen Heller bot,
Und hat doch so fest an die lieben Menschen geglaubt.
Aber der Herbst hat alle Bäume entlaubt,
Und über den Menschenhäusern ist der Himmel rot.
Ein Rückfall in naturalistisches Fotografieren, unterlegt mit einem betulichen Mitleidsgestus ohne irgendwelche Folgen.
Dennoch ist eine ganze Reihe von Situationen recht gut eingefangen; wie im Folgeband herrscht aber auch ein autobiographischer Grundton. So geistert wie in jenem auch hier eine Figur namens "Käthe" mehrfach durch die Verse. Ich weiß nicht, wie es Euch bei solchen Personalisierungen in der Lyrik geht, wenn sie gerade nicht von Petrarca oder Goethe verbrochen werden: Ich bekomme da immer das Gefühl, dass ich versehentlich ein fremdes Schlafzimmer geöffnet habe ...
Der
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Das
Cover hat der Uploader (mit Hilfe der beiden - für damalige Verhältnisse recht modernen - Grafik-Beiträge von Peter Ecke aus dem Buch) erstellt.
Es gibt wiederum eine Ausgabe mit unsichtbar gemachten Seitenzahlen (fröhliche Urständ’ mit "display: inline" bei "t1" im Stylesheet, sonst ggf. PN oder eMail).This work is assumed to be in the Life+70 public domain OR the copyright holder has given specific permission for distribution. Copyright laws differ throughout the world, and it may still be under copyright in some countries. Before downloading, please check your country's copyright laws.
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