Lange Zeit wusste ich nicht so recht, ob ich Jesse Gordons The Knack nun gut finden sollte oder nicht. Einerseits präsentiert er mit dieser Geschichte eine durchaus interessante Abwandlung des Vampir-Motivs, der ich gerne eine wenig Lese- und Nachdenkzeit gewidmet habe. Andererseits...
Andererseits mangelt es dem Buch an Identifikationsfiguren. Die meisten Charaktere bewegen sich im Spektrum zwischen bemitleidenswert, unsympathisch, bedrohlich oder schlicht bösartig. Der einzige, der das nicht tut, ist der Protagonist, der dafür charakterlich so unterentwickelt und schwammig daherkommt, dass er eher als Nicht-Entität auftritt.
Andererseits ist die Erzählstruktur unnötig wirr. Die Retrospektiven wirken überflüssig und ausschweifend, selbst wenn sie Dinge erzählen, die der Leser gerne gewusst hätte. Und zu Anfang weiß das Buch nicht so recht, was es eigentlich werden will: Was sich anlässt wie eine Horrorgeschichte, wird dann trotz aller Schrecklichkeiten eher zu einem Moralappell.
Andererseits wird eine der ominös-bedrohlichsten Figuren der Erzählung am Ende zum Deus-Ex-Machina.
Und hier, am Ende, war dann doch ganz klar: Ich finde das Buch nicht gut. Die erzählerischen Schwächen sind letztlich zu groß, um der eigentlich guten Ausgangsidee gerecht zu werden. Schade.
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