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Old 09-13-2016, 01:53 PM   #294
Marrella
Cambrian crab
Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.Marrella ought to be getting tired of karma fortunes by now.
 
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Peter S. Beagle (Hrsg.): The Secret History of Fantasy

The Secret History of Fantasy ist eine Anthologie von 19 Geschichten, die alle abseits dessen sind, was viele sich unter "Fantasy" vorstellen. Keine Elfen, keine Helden, die die Welt retten müssen oder Ähnliches. Sie enthält außerdem eine Einleitung des Herausgebers sowie zwei Essays über die Geschichte des Genres von Ursula K. Le Guin und David Hartwell. Mein Gesamteindruck: Dies ist eine der besten Anthologien, die ich je gelesen habe. Natürlich ist es immer Geschmacksache und nicht jede Geschichte funktioniert für jeden Leser, aber in diesem Buch war wenig, wo ich gesagt hätte: Das war nicht mein Ding. Am ehesten trifft dies auf “The Vita Æterna Mirror Company” von Yann Martel zu, doch auch diese Geschichte hatte ihre Momente. Es ist äußerst schwierig, meine persönlichen "Perlen" herauszupicken, ich versuche es trotzdem einmal. Zur Übersicht ist hier zunächst das Inhaltsverzeichnis:

Introduction by Peter S. Beagle
“Ancestor Money” by Maureen F. McHugh
“Scarecrow” by Gregory Maguire
“Lady of the Skulls” by Patricia A. McKillip
“We Are Norsemen” by T. C. Boyle
“The Barnum Museum” by Steven Millhauser
“Mrs. Todd’s Shortcut” by Stephen King
“Bears Discover Fire” by Terry Bisson
“Bones” by Francesca Lia Block
“Snow, Glass, Apples” by Neil Gaiman
“Fruit and Words” by Aimee Bender
“The Empire of Ice Cream” by Jeffrey Ford
“The Edge of the World” by Michael Swanwick
“Super Goat Man” Jonathan Lethem
“John Uskglass and the Cumbrian Charcoal Burner” by Susanna Clarke
“The Book of Martha” by Octavia E. Butler
“The Vita Æterna Mirror Company” by Yann Martel
“Sleight of Hand” by Peter S. Beagle
“Mythago Wood” by Robert Holdstock
“26 Monkeys, Also the Abyss” by Kij Johnson
“The Critics, the Monsters, and the Fantasists” by Ursula K. Le Guin
“The Making of the American Fantasy Genre” by David Hartwell


Einige der Geschichte hatte ich bereits anderweitig gelesen, aber viele waren neu für mich, obwohl die meisten schon vor einer Weile geschrieben wurden. Warum es hier um die "geheime" Geschichte der Fantasy geht, kann ich nicht ganz nachvollziehen; viele der Geschichten haben Preise gewonnen und sind entsprechend bekannt, aber vielleicht soll es auch nur ein Hinweis darauf sein, dass Fantasy nicht nur in der Form der Tolkienschen Tradition existiert.

Zu den besten Storys gehört für mich z. B. Jeffrey Fords Empire of Icecream, eine Geschichte, die 2003 bzw. 2004 für den Hugo Award, den Nebula Award und den World Fantasy Award nominiert war. Darin geht es um einen jungen Mann, der unter Synästhesie leidet, weswegen er in seiner Kindheit von seinen Eltern von Arzt zu Arzt geschleppt wird, bis endlich einer erkennt, worin sein "Problem" besteht. Für ihn tut sich eine völlig neue Welt auf, als er zum ersten Mal (verbotenerweise) Eiscreme mit Kaffeegeschmack isst. Diese Geschichte habe ich 2004 zum ersten Mal gelesen, sie hat mir beim Wiederlesen noch genauso gut gefallen.

The Barnum Museum von Steven Millhauser ist eine sehr ungewöhnliche Geschichte von einem mir bisher völlig unbekannten Autor, sehr poetisch, und ich wundere mich ein bisschen darüber, dass sie mir so gut gefallen hat. Ich denke, es liegt daran, dass ich Naturkundemuseen so liebe, und dieser Rundgang durch ein fiktives Museum mit einfach unglaublichen Exponaten hat mich einfach nur fasziniert.

Die letzten beiden Geschichten gehören ebenfalls zu den Highlights dieser Anthologie. Am überraschendsten für mich war dabei, wie gut mir Kij Johnsons "26 Monkeys, also the Abyss" gefallen hat. Ich mag Johnsons Stil eigentlich nicht besonders und alles, was ich bisher von ihr gelesen habe, war ziemlich deprimierend. Nicht so 26 Monkeys. In dieser Geschichte geht es um Aimee, die eine Variété-Nummer mit 26 Affen zum Besten gibt: Jeden Abend lässt sie die Affen in einer Badewanne verschwinden. Sie weiß nicht, wie der Trick funktioniert, die Affen verschwinden einfach und kommen einer nach dem anderen nachts wieder heim. Ich weiß nicht, warum, aber diese Geschichte hat etwas Magisches. Sie ist sicher nichts für Leser, die auf jeden Fall alles erklärt haben möchten, ich fand sie unwiderstehlich.

Seltsam faszinierend fand ich auch Robert Holdstocks "Mythago Wood". Diese Novelle hat 1981 den British Science Fiction Award in der Kategorie "beste Kurzgeschichte" und 1982 den World Fantasy Award in der Kategorie "beste Novelle" gewonnen. Schauplatz ist Ryhope Wood, ein ursprünglicher Wald in Herefordshire im Südwesten Englands, der in kaum veränderter Form seit der Eiszeit dort zu finden ist. Dieser Wald erinnert in gewisser Weise an die Tardis, denn er ist innen sehr viel größer, als seine tatsächliche physische Ausdehnung vermuten lässt. In ihm existieren Figuren der Mythologie, sogenannte "Mythagos", die auch nur dort überleben können. Im Wald sind sie jedoch sehr real, wie Stephen Huxley feststellen muss, als er nach dem 2. Weltkrieg seinen älteren Bruder Christian besucht, der am Rande des Waldes im Haus ihrer Kindheit wohnt. Die Brüder sind als Kinder bereits den Mythagos begegnet, ihr Vater hatte jedoch immer eine rationale Erklärung für sie. Im Verlauf der Handlung verschwindet Christian für immer längere Zeiträume im Wald.

Wenn es eine Geschichte in dieser Anthologie gibt, die besonders erwähnt werden sollte, ist es mit Sicherheit Mythago Wood. Obwohl Holdstocks Stil als "literarisch" bezeichnet werden kann, fand ich ihn sehr gut lesbar - manchmal kann Prosa sehr schön sein und dazu verwendet werden, eine interessante, spannende Geschichte zu erzählen. Das war hier der Fall. Ich lese außerdem gerne Bücher, in denen ganz normale Leute in eine Parallelwelt geraten, und als solche kann man diesen Zauberwald durchaus sehen. Man muss ihn nicht durch einen Schrank betreten wie bei C. S. Lewis, und nicht alle Bewohner sind gutartig. Holdstock hat diese Novelle später zu einem Roman ausgebaut, der 1985 den World Fantasy Award gewonnen hat und der bereits auf meinem (virtuellen) TBR liegt.

Buch: 4.5 Sterne
Challenge: Kurzgeschichtensammlungen und GB: British Science Fiction Award (Mythago Wood)

Last edited by Marrella; 09-15-2016 at 12:49 PM. Reason: Links hinzugefügt
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